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Gesundheitspolitik
Kommentar: Die Kassen-Katze ist aus dem Sack
Schon seit den Anfängen der gesetzlichen Krankenversicherung tun sich die Kassen schwer mit den Apotheken. So gab es wiederholt Versuche, eigene Krankenkassenapotheken einzuführen und damit die öffentlichen Apotheken von der Versorgung der GKV-Versicherten auszuschließen. Und seit vielen Jahren wird von Kassenseite immer wieder die Zulassung von Apothekenketten gefordert. Sei es aus ideologischen oder aus ökonomischen Gründen – unsere mittelständische Apothekenstruktur ist den Kassen ein Dorn im Auge.
Im EuGH-Urteil zu den Rx-Boni wittert die GKV nun eine große Chance, die öffentlichen Apotheken nachhaltig zu beschädigen und die Arzneimittelversorgung der Zukunft nach ihren Wünschen zu gestalten. Wie dies aussehen soll, wird in den Stellungnahmen zum Referentenentwurf für das Rx-Versandverbot deutlich (s. S. 8: „Krankenkassen auf Konfrontationskurs“): Einführung eines Höchstpreismodells, Verträge zwischen Kassen und Versendern, als Anreiz für die Patienten ein Verzicht auf die Zuzahlung. Wenn die Politik hier nicht gewaltig auf die Bremse tritt, werden schon bald die Callcenter der Kassen damit loslegen, Versicherte in großer Zahl für DocMorris & Co. zu begeistern.
Für eines muss man die Kassen allerdings loben: Sie haben die Katze aus dem Sack gelassen und frank und frei geäußert, wie sie das EuGH-Urteil zu ihren Gunsten nutzen wollen. Wer, wie aktuell das Bundeswirtschaftsministerium (siehe Beitrag "SPD-Ministerien gegen Rx-Versandverbot"), der Meinung ist, dass der Rx-Versand die Vor-Ort-Apotheken nicht nachhaltig bedrohen wird, ist entweder reichlich naiv – oder verfolgt (insgeheim) dieselben Ziele wie Versender und Kassen.
Dr. Christine Ahlheim
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