Arzneimittel und Therapie

Neues Antiepileptikum bei fokalen Anfällen

Levetiracetam-Weiterentwicklung Brivaracetam erweitert das therapeutische Spektrum

Im Januar hat das Antiepileptikum Brivaracetam (Briviact®) die europäische Zulassung erhalten, nun wurde es eingeführt. Der Wirkstoff ist eine Weiterentwicklung von Levetiracetam und bei erwachsenen Epileptikern mit fokalen Anfällen für die Add-on-Therapie indiziert.

Zur Therapie von fokalen Epilepsien steht bereits eine Palette von Antiepileptika bereit, die alle eine ähnliche Wirksamkeit aufweisen. Dennoch bedarf es neuer Wirkstoffe, damit bei Nichtansprechen einer Therapie Alternativen zur Verfügung stehen. Zudem zeigen die verschiedenen Substanzen unterschiedliche Profile wie Eindosierungszeit, Kombinierbarkeit, zerebelläre Probleme, kognitiv psychiatrische Verträglichkeit und auch teratogene Effekte. Auch hier können neue Substanzen Vorteile bringen. Nun wurde mit Brivaracetam ein neues Antiepileptikum eingeführt, das auf einem vom Hersteller UCB unterstützten Pressegespräch am 16. Januar 2016 in Berlin vorgestellt wurde. Der Wirkstoff ist zur Zusatzbehandlung fokaler Anfälle mit oder ohne sekundäre Generalisierung bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 16 Jahren zugelassen. Brivaracetam ist wie Levetiracetam ein Ligand von SV2A, einem integralen Membranprotein, das in allen synaptischen Vesikeln vorkommt und verschiedene Funktionen bei der Regulation der Neurotransmitterfreisetzung erfüllt. Brivaracetam bindet selektiv und mit einer etwa zehnfach höheren Affinität an SV2A als Levetiracetam. Diese Bindung gilt als primärer Wirkmechanismus für den antikonvulsiven Effekt.

Keine Dosistitration notwendig

Brivaracetam kann vom ersten Tag an in therapeutischer Dosis gegeben werden. Eine Dosistitration ist nicht erforderlich. Das bedeutet für den Patienten einen einfachen Einnahmeplan und kann die Compliance fördern. Brivaracetam besitzt ein niedriges Interaktionsrisiko. Insbesondere sind keine klinisch relevanten Wechselwirkungen mit anderen Antiepileptika bekannt. Auch klinisch relevante Interaktionen mit oralen Kontrazeptiva bestehen nicht. Das neue Antiepileptikum wurde in einem klinischen Entwicklungsprogramm mit etwa 3000 Patienten untersucht. In den drei zulassungsrelevanten Phase-III-Studien [1 – 3] konnte durch eine Add-on-Therapie bei unzureichend eingestellten Patienten eine verlässliche Anfallskontrolle oder Anfallsfreiheit bei guter Verträglichkeit erreicht werden. Die in die Studien eingeschlossenen Patienten waren intensiv vorbehandelt. Bei 38% waren im Krankheitsverlauf fünf und mehr Antiepileptika versucht worden. Zum Zeitpunkt des Studieneinschlusses wurden etwa 80% der Patienten mit mindestens zwei Antiepileptika behandelt. Die zusätz­liche Therapie mit Brivaracetam in den drei Fixdosen 50 mg, 100 mg und 200 mg führte im Vergleich zu Placebo zu signifikant höheren Responderraten. So lag die 50%-Responderrate, also der Anteil an Patienten mit einer Reduktion der Anfälle um mindestens 50%, unter Brivaracetam 100 mg bei 40% (n = 249, p < 0,0001) (Placebo: 20% (n = 418). Anfallsfreiheit erreichten 5% der Patienten (Placebo: 0,5%).

Geringe Abbruchraten

Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählten Somnolenz und Schwindel. Sie traten bei mehr als 10% der Patienten auf (15% vs. 8,5% und 11% vs. 7%) auf, Fatigue bei 9% gegenüber 4%. Nur selten wurde Gereiztheit beobachtet (3% vs. 1%). Die unerwünschten Begleiterscheinungen waren in der Regel von leichter bis mittlerer Intensität. Körpergewicht und Kognition wurden nicht beeinflusst. Schwerwiegende Hautreaktionen traten nicht auf. Für die gute Verträglichkeit von Brivar­acetam sprechen auch die geringen Abbruchraten von 7% gegenüber 4% unter Placebo.

Da Brivaracetam und Levetiracetam einem ähnlichen Wirkmechanismus folgen, ist bei kombinierter Anwendung von keinem zusätzlichen klinischen Nutzen auszugehen. Ungeachtet dessen kann bei Therapieversagen unter Levetiracetam ein Wechsel auf Brivaracetam versucht werden. |

Quelle

[1] Ryvlin P et al. Adjunctive brivaracetam in adults with uncontrolled focal epilepsy: Results from a double-blind, randomized, placebo-controlled trial. Epilepsia 2014;55:47-56

[2] Biton V et al. Brivaracetam as adjunctive treatment for uncontrolled partial epilepsy in adults. Epilepsia 2014;55:57-66

[3] Klein P et al. A randomized, double-blind, placebo-controlled, multicenter, parallel-group study to evaluate the efficacy and safety of adjunctive brivaracetam in adult patients with uncontrolled partial-onset seizures. Epilepsia 2015;56:1890-1898

Apothekerin Dr. Beate Fessler

1 Kommentar

Epilepsie .fokale anfaelle fuer mein sohn

von Charalampos anastasiadis am 06.08.2017 um 0:12 Uhr

Leider seit 5 jahre medikamentenkompination nicht anfallfreiheit gesichert und ich hoffe auf dieses medikament

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