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Arzneimittel und Therapie
Kognitive Einschränkung durch Anticholinergika
Sind Parkinson-Patienten besonders gefährdet?
Kognitive Beeinträchtigungen kommen bei Parkinson-Patienten häufig vor, 80% entwickeln innerhalb von 20 Jahren nach Diagnosestellung eine Demenz. Eine leichte kognitive Beeinträchtigung (Mild Cognitive Impairment, MCI) tritt bereits im frühen Parkinson-Stadium gehäuft auf und dürfte einen Risikofaktor für die spätere Entwicklung einer Parkinson-Demenz darstellen. Die pathophysiologischen Ursachen für den kognitiven Abbau sind komplex und individuell unterschiedlich ausgeprägt. Neuropathologische Untersuchungen haben gezeigt, dass auch eine cholinerge Dysfunktion zu kognitiven Einschränkungen führen kann. Anticholinergika werden häufig bei älteren Personen eingesetzt, so zur Behandlung von Blasenfunktionsstörungen. Auch als OTC-Produkte sind Anticholinergika im Handel. Je größer die „anticholinerge Last” ist, umso mehr erhöht sich das Risiko für kognitiven Abbau und Mortalität – die Evidenz für diesen Zusammenhang häuft sich. Bei Morbus Alzheimer hat sich bereits gezeigt, dass bei erhöhter Anticholinergika-Gabe das Demenz-Risiko steigt.
In einer klinischen Studie wurde nun untersucht, ob die Einnahme von Arzneistoffen mit anticholinerger Aktivität die kognitive Leistungsfähigkeit bei Parkinson-Patienten im Frühstadium beeinträchtigt. Es wurden 219 Parkinson-Patienten mit 99 gesunden Probanden verglichen. Der kognitive Zustand wurde mittels standardisierter Parameter zu Beginn und am Ende des 18-monatigen Studienzeitraums charakterisiert. Daneben wurde die Arzneimitteleinnahme der Probanden genau überwacht. Basierend darauf wurde die „anticholinerge Last” anhand der Anticholinergic Drug Scale (ADS) bestimmt. Dabei wird jedes Arzneimittel auf einer Skala von 0 bis 3 eingestuft.
Hypothese nicht belegt
Sowohl zu Beginn als auch nach Ende des 1,5-jährigen Beobachtungszeitraumes wiesen die Parkinson-Patienten einen höheren Depressions-Score sowie einen niedrigeren Kognitions-Score auf als die Gesunden. Auch eine leichte kognitive Beeinträchtigung trat unter den Parkinson-Patienten vermehrt auf. Obwohl anteilsmäßig mehr Patienten in der Parkinson-Gruppe Anticholinergika einnahmen, war die durchschnittliche anticholinerge Last in beidenf Gruppen vergleichbar. Vergleicht man innerhalb der Parkinson-Gruppe die Patienten mit (n = 83) und ohne Anticholinergika (n = 112), so war kein Unterschied hinsichtlich kognitiver Leistung, Aufmerksamkeit und Gedächtnis feststellbar. Auch der Anteil an Personen mit Mild Cognitive Impairment war in beiden Gruppen gleich.
Zukünftig längeres Follow-up?
In dieser klinischen Studie wurde erstmals der Zusammenhang zwischen Anticholinergika und kognitiver Beeinträchtigung bei Parkinson-Patienten untersucht. Dabei konnte die Hypothese, dass Anticholinergika die kognitive Leistungsfähigkeit mindern, nicht bestätigt werden. Die Autoren führen dieses unerwartete Ergebnis auf unterschiedliche Faktoren zurück: Der Anticholinergic-Drug-Scale-Score war auch in der Parkinson-Gruppe vergleichsweise gering. Dies könnte auf eine zunehmende Sensibilisierung der Ärzte zurückzuführen sein, die sich der potenziellen Nebenwirkungen der Anticholinergika bewusst sind. Daneben könnte das Follow-up nach 18 Monaten verfrüht sein – eventuell seien die Auswirkungen erst zu einem späteren Zeitpunkt erkennbar. |
Quelle
Yarnall AJ et al. Anticholinergic Load: Is there a Cognitive Cost in Early Parkinson’s Disease. J Park Dis 2015;5:743-747, doi 10.3233/JPD-150664
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