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Endlich arbeiten im „Traumland“
Syrischer Apotheker ist nun als „Apotheker unter Aufsicht“ tätig
Alagi wurde 1981 in einem kleinen Dorf in der Nähe der Stadt Homs geboren, er und seine Familie gehören der christlich-orthodoxen Religion an. Er studierte Pharmazie, „weil ich schon immer anderen Menschen helfen wollte und Chemie liebe“, wie er in unserem Gespräch sagte.
Zuerst die Deutschkurse!
Zwei Jahre nach Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien flieht er in den Libanon. 2014 kann er von dort mit seiner Familie nach Deutschland kommen. Er findet Unterkunft am Rand eines Ortsteils von Königswinter, besucht Deutschkurse und findet einen Apotheker, bei dem er als Hilfskraft in der Apotheke mitarbeiten kann.
Für den Apotheker, der früher in Damaskus eine eigene Apotheke hatte, steht von Anfang an fest, dass er möglichst bald wieder in seinem Beruf arbeiten will, in Deutschland, das für ihn das „Traumland“ ist, wie er in unserem Gespräch sagte. Doch da stößt er sehr bald auf Hindernisse: Neben der sprachlichen Barriere war die schwierigste Hürde die Anerkennung seiner syrischen Approbation. Mit großem Fleiß intensiviert der Syrer seine Deutschkurse. Parallel dazu trägt er unter großem Aufwand alle Originalbelege und geforderten Unterlagen zusammen, die von den deutschen Behörden für die Approbationsanerkennung verlangt werden.
„Alles ist gutgegangen“
Endlich kann er seinen Antrag auf Anerkennung der Approbation einreichen.
Vor wenigen Tagen war es dann soweit: Er legt die Fachspracheprüfung ab. Geprüft wurde er in der Rezepturvorbereitung und in der Dokumentation. Außerdem musste er über einen Artikel mit einem Gesundheitsthema diskutieren und sich dazu äußern, wie er mir berichtete. Schließlich musste er sich noch in einem simulierten Gespräch zwischen Apotheker und Patient bewähren. „Alles ist gut gegangen“, freut sich Monzer Alagi, „auch wenn der Weg bis zur Prüfung manchmal ein wenig orientierungslos war – es lohnt sich!“
Für syrische Apotheker in Deutschland hat Monzer Alagi eine Facebook-Seite eingerichtet, auf der sie sich über das Anerkennungsverfahren informieren und ihre Erfahrungen austauschen können:
Die erste Stufe: Arbeiten unter Aufsicht
Nun erhielt Alagi von der Regierung in Nordrhein-Westfalen die Erlaubnis, als „Apotheker unter Aufsicht“ zu arbeiten. „Das bedeutet“, so Alagi, „dass ich jetzt Kunden beraten und Arzneimittel abgeben darf. Im Prinzip darf ich als Apotheker arbeiten, allerdings muss ein Apotheker anwesend sein. Eine Apotheke darf ich nicht selbstständig leiten.“
Zurzeit arbeitet Monzer Alagi in der Linden-Apotheke in Bonn-Bad Godesberg. Seinem Chef, Apotheker Norbert Paul, ist er besonders dankbar, „ohne ihn wäre ich nicht wieder so rasch in den Apothekerberuf gekommen“.
Um die vollständige deutsche Approbation zu erhalten, fehlt allerdings noch eine weitere Prüfung, die etwa mit dem Dritten Staatsexamen vergleichbar ist. Für Alagi besteht kein Zweifel, dass er auch die letzte Stufe der Berufsanerkennung erreichen möchte. Zur Vorbereitung darauf wird er an den berufsbegleitenden Seminaren der Apothekerkammer teilnehmen. Sein Ziel: „Im kommenden Herbst möchte ich diese Prüfung ablegen.“ Wir drücken ihm die Daumen. |
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