Arzneimittel und Therapie

Nicht nur auf hoher See

Fälle von Skorbut bei Diabetikern

In Australien wurde bei einigen Diabetikern die alte Seemannskrankheit Skorbut diagnostiziert. Ihr Vitamin-C-Mangel wurde vermutlich durch falsche Ernährungsgewohnheiten hervorgerufen.

Im Rahmen einer kleinen retrospek­tiven Kohortenstudie wurde in Austra­lien über einen Zeitraum von zwei Jahren hinweg bei Diabetikern mit schlecht heilenden Geschwüren am Fuß oder einseitiger Ernährung (sehr wenig Obst und Gemüse) der Vitamin-C-Spiegel gemessen. Die Kohorte umfasste elf Diabetiker, von denen zehn an Typ-2-Diabetes und einer an Typ-1-Diabetes erkrankt war. Sieben Patienten wiesen einen Vitamin-C-Mangel auf (medianer Vitamin-C-Wert 15 µmol/l; der Normwert liegt bei > 40 µmol/l). Zehn Probanden nahmen kaum frisches Obst oder Gemüse zu sich. Von sieben Patienten mit einem schlecht heilenden Geschwür lag bei sechs ein Vitamin-C-Mangel vor, wohingegen bei den vier Probanden ohne Ulcus nur bei einem Patienten ein Vitamin-C-Mangel bestand. Bei fünf der sechs Ulcus-Patienten gingen die Geschwüre nach einer Vitamin-C-Supplementation (500 bis 1000 mg/d) innerhalb von zwei bis drei Wochen zurück. Ihr Ulcusleiden hatte bis zu Beginn der Vitamin-C-Gabe zwischen drei und 22 Monaten bestanden. Diese Ergebnisse weisen auf einen möglichen Zusammenhang zwischen Diabetes, schlecht heilenden Geschwüren und Vitamin-C-Mangel hin.

Diabetes wird im Gegensatz zu Alkoholismus, Rauchen, hohem Alter, niedrigem Einkommen, Tumorleiden, psychischen Erkrankungen und Nierenschäden nicht zu den klassischen Risikofaktoren für einen Vitamin-C-Mangel gezählt. Allerdings meiden einige Diabetiker frisches Obst, um ihren Glucosespiegel nicht zu belasten. Auch in Ländern mit ausreichendem Nährstoffangebot ist eine Minderversorgung von Vitamin C möglich – sogar bei übergewichtigen oder adipösen Menschen. |

Quelle

Christie-David DJ, et al. Vitamin C deficiency and diabetes mellitus - easily missed? Diabet Med 2016, published online am 18. November 2016; doi: 10.1111/dme.13287

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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