Arzneimittel und Therapie

Mit DHEA gegen Scheidentrockenheit

Neuzulassung in den USA, für Deutschland gibt es andere Optionen

In den USA gibt es ein neues Präparat zur Behandlung von Schmerzen beim Geschlechtsverkehr infolge Scheidentrockenheit: Intrarosa enthält den Wirkstoff Dehydroepi­androsteron (DHEA), der seit vielen Jahren als Nahrungsergänzungsmittel vermarktet wird. Es ist das erste DHEA-haltige Präparat, das von der FDA als Arzneimittel zugelassen wurde. In Deutschland ist man von dieser Therapieoption weit entfernt, aber es gibt wirksame Alternativen.

Unter Scheidentrockenheit leiden vor allem postmenopausale Frauen, da es durch den sinkenden Estrogen-Spiegel zu einer vulvovaginalen Atrophie, also einer Rückbildung der Wand der Scheide und der Epithelfalten, kommt. Zu den häufigsten Symptomen der vulvovaginalen Atrophie zählen Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie). Metaanalysen haben gezeigt, dass eine Hormontherapie unabhängig von der Darreichungsform Zeichen einer Vaginalatrophie als auch deren Symptome verbessert.

Die derzeit in Überarbeitung befindliche S3-Leitlinie empfiehlt eine lokale Estrogen-Therapie, wenn eine symptomatische Vaginalatrophie die einzige Therapieindikation ist.

Neues Präparat in den USA

Die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat kürzlich das Arzneimittel Intrarosa zur lokalen Behandlung der Dyspareunie zugelassen. Intrarosa enthält den Wirkstoff Dehydroepiandrosteron (Prasteron, DHEA), eine körpereigene Substanz und Vorstufe von Androgenen und Estrogenen. Das Vaginalinsert ist einmal täglich vor dem Zubettgehen anzuwenden und überzeugte in zwei zwölfwöchigen Placebo-kontrollierten klinischen Studien mit insgesamt 813 gesunden postmenopausalen Frauen im Alter von 40 bis 80 Jahren, die an mittelschweren bis schweren Schmerzen beim Geschlechtsverkehr litten.

DHEA war in den USA bisher nur als Nahrungsergänzungsmittel auf dem Markt, vorrangig wegen seiner „Anti-Aging-Wirkung“ (siehe Kasten). In Deutschland gilt DHEA als Arzneimittel, jedoch sind derzeit keine zugelassenen Präparate im Handel. Als Nahrungsergänzungsmittel darf es hierzulande nicht vertrieben werden. Darüber hinaus steht DHEA als anabole Substanz auf der Anti-Doping-Liste.

DHEA als Jungbrunnen?

Foto: Kalle Kolodziej – Fotolia.com

rr | Das Vorstufenhormon Dehydro­epiandrosteron (DHEA) wird in der Nebennierenrinde gebildet und bei Männern und Frauen in Abhängigkeit vom jeweiligen hormonellen Niveau in Testosteron oder Estradiol umgewandelt. Die Produktion von DHEA beginnt in der Pubertät und erreicht ihren Höhepunkt zwischen dem 25. und 30. Lebensjahr. Mit zunehmendem Alter sinkt der DHEA-Spiegel im Blut und liegt bei 80-Jährigen nur noch bei etwa einem Fünftel der Konzentration von jungen Erwachsenen. Es gibt Hinweise darauf, dass die Anwendung von DHEA einen positiven Einfluss auf Stimmung, Sexualtrieb, Muskelmasse und Abwehrfunktionen hat. Aus diesem Grund wird DHEA vielerorts als „Anti-Aging-Hormon“ beworben und von gesunden Menschen zur Verzögerung des Alterungsprozesses oder zur Verlängerung der Lebenserwartung angewendet. Klinische Beweise fehlen nach wie vor. Aufgrund der schlechten Datenlage rät die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie von dieser Anwendung ab. Die Langzeiteffekte sind bisher nicht ausreichend untersucht, und es gibt Bedenken, dass DHEA die Entstehung von bösartigen Tumoren, wie Prostata-, Brust- und Eierstockkrebs, fördert.

Quelle: DHEA-Gabe als Anti-Aging-Medizin bei gesunden Männern und Frauen. Stellungnahme der Hormontoxikologie-Kommission der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie

Problem bei Brustkrebstherapie

In Deutschland sind die Estrogene Estradiol und Estriol gängige Wirkstoffe zur Behandlung der vulvovaginalen Atrophie. Neben gesunden postmenopausalen Frauen leiden jedoch gerade Brustkrebs-Patientinnen, die mit Aromatase-Hemmern behandelt werden, vermehrt unter Vaginaltrockenheit und Libidoverlust. Diese unerwünschten Wirkungen können sich auch auf die Compliance auswirken. Es stellt sich die Frage, ob die Anwendung eines lokalen Estrogen-Präparats bei diesen Patientinnen vertretbar ist oder infolge der lokalen Anwendung erhöhte systemische Estrogen-Spiegel zu erwarten sind.

Eine aktuelle klinische Studie untersuchte, ob Frauen, die unter einem hormonabhängigen Mammakarzinom leiden und mit Aromatase-Hemmern therapiert werden, ein lokales Estrogen-Präparat bedenkenlos anwenden können. Bei den 40 untersuchten Frauen, die unter Gabe eines Aromatase-Hemmers zusätzlich einen Estradiol-Vaginalring anwendeten, wurden nach zwölfwöchiger Anwendung keine dauerhaft erhöhten Serumestrogen-Werte festgestellt. Daneben besserten sich die Vaginalatrophie und das Sexualverlangen.

Die Autoren schlussfolgern daraus, dass lokales Estradiol von Brustkrebs-Patientinnen unter Therapie mit Aromatase-Hemmern angewendet werden können. Sie empfehlen aber eine regelmäßige Kontrolle des Serumestrogen-Spiegels.

Bei postmenopausalen Frauen, bei denen eine Estrogen-Therapie dennoch nicht infrage kommt, ist der selektive Estrogenrezeptor-Modulator (SERM) Ospemifen (Senshio®) eine Therapie­option. Empfohlen wird eine 60-mg-­Tablette einmal täglich zu einer Mahlzeit.

Hormonfreie Alternativen

In erster Stufe der vulvovaginalen Atrophie können durchaus auch hormonfreie Alternativen in der Apotheke empfohlen werden. Hier eine Auswahl:

  • Cremes: Vagisan® Feuchtcreme, Remifemin FeuchtCreme
  • Gele: KadeFungin Befeuchtungsgel, Replens® sanol Vaginalgel, Hyalo­femme™ Vaginalgel, Hyalofemme™ Vaginalgel, Gynomunal Vaginalgel, Multi-Gyn LiquiGel
  • Vaginalzäpfchen: Vagisan® FeuchtCreme Cremolum®, Premeno® duo, Vulniphan® Vaginalovuli

Gele auf Wasserbasis sind für den Fall, dass mit Kondomen verhütet wird, zu bevorzugen, denn lipidhaltige Cremes können unter Umständen Latex angreifen. |

Quellen

Pressemitteilung: FDA approves Intrarosa for postmenopausal women experiencing pain during sex. Nov. 2016

Melisko ME et al. Vaginal Testosterone Cream vs Estradiol Vaginal Ring for Vaginal Dryness or Decreased Libido in Women Receiving Aromatase Inhibitors for Early-Stage Breast Cancer. JAMA Oncology 2016. doi: 10.1001/jamaoncol.2016.3904

S3-Leitlinie „Hormontherapie in der Peri- und

Postmenopause (HT)“, AWMF-Leitlinien-Register Nr. 015/062, Aktualisierung angemeldet (Fertigstellung geplant bis Ende 2016)

Apothekerin Dr. Birgit Benedek

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