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Handschriftlich ist Murks

Verband der Apothekensoftware-Anbieter: „Digitale Kette“ beim Medikationsplan nicht unterbrechen

STUTTGART (wes) | Die immer weiter zunehmende Vernetzung sehen die Apothekensoftwarehäuser als größte Herausforderung. Die Idee, den neuen Medikationsplan handschriftlich zu aktualisieren, kritisiert ihr Verband – und mahnt die Apotheker, das Engagement bei ­Securpharm aufrecht zu erhalten.

2015 sei für den Bundesverband deutscher Apothekensoftwarehäuser ADAS ein „sehr dynamisches Jahr“ gewesen, so der ADAS-Vorsitzende Lars Polap bei der Jahrespressekonferenz des Verbands auf der Expopharm in München. Die neue Schnittstelle zwischen der Apotheken-Warenwirtschaft und den Großhändlern, MSV3 genannt, sei inzwischen bei über 70 Prozent der deutschen Apotheken im Einsatz. Mit dieser Schnittstelle werden Daten zwischen Apotheke und Großhandel nicht mehr über die Telefonleitung, sondern über das Internet übermittelt. Die Schnittstelle könnte noch weitere Funktionalitäten bekommen, beispielsweise in Echtzeit Preise und Verfügbarkeiten zu übermitteln oder digitale Lieferscheine zu übertragen.

Die im letzten Herbst angekündigte sogenannte AMTS-Schnittstelle sei eine Erfolgsgeschichte, so der zuständige Arbeitsgruppenleiter Gerhard Haas. Er mahnte jedoch, hier mit dem Engagement nicht nachzulassen: „Wenn Sie in das E-Health-Gesetz schauen, stehen wir in dieser Frage erst am ­Anfang.“ Denn bis 2018 soll der Medikationsplan digitalisiert werden und auf die elektronische Gesundheitskarte (eGK) übertragen werden. Die bisher zwischen Apotheker- und Ärzteschaft vereinbarten Spezifikationen für den Medikationsplan reichen laut Haas aber für die Anforderungen der Apothekensoftware nicht aus, da diese deutlich komplexer sei als eine Praxisverwaltungssoftware. Die ADAS hofft, dass man im kommenden Frühjahr ­gemeinsam mit der ABDA diese Spezifikationen festlegen kann.

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Der Anfang vom Ende: Die Aufforderung, den Medikationsplan mit dem Kuli zu bearbeiten, hält der ADAS für einen groben Fehler - und außerdem für nicht notwendig, da alle Softwarehäuser bereits digitale Lösungen anbieten.

„Todesstoß“ mit dem Kugelschreiber?

Kritik äußerte der Verband an der Idee, den jetzigen Medikationsplan auf Papier in den Apotheken handschriftlich zu aktualisieren. „In der Aufforderung, den Medikationsplan mit dem Kuli zu bearbeiten, steckt der Dolch für den ­Todesstoß des Projekts“, sagte Stephan Haux, AMTS-Experte der ADAS. Denn damit werde die „digitale Kette“, die durch den standardisierten QR-Code ermöglicht wird, durchbrochen. Es sei auch nicht notwendig, die Ergänzungen handschriftlich vorzunehmen, da alle Apothekensoftwarehäuser bereits praktikable digitale Lösungen anbieten. Nach dem Scannen des Codes auf einem vom Patient mitgebrachten Medikationsplan lasse sich dieser schnell und einfach digital aktualisieren und dann neu ausdrucken. So bleibe die ­„sichere und effiziente digitale Kommunikation“ erhalten.

Bei Securpharm drängt die Zeit

Mehr Engagement der ABDA mahnte die ADAS beim Thema Securpharm und beim Aufbau der Telematik-Infrastruktur an. Hier dränge die Zeit, wenn 2018 die eGK und 2019 Securpharm voll funktionsfähig sein sollen. Gerade bei Securpharm, das bisher ein Musterbeispiel für eine gute Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Beteiligten sei, sei dies der Fall. Auch wenn der Pilotbetrieb bisher „geräuscharm“ laufe, wie es Polap ausdrückte, müsse der „Skalierungsschritt“ auf größere Datenmengen bald passieren. Immerhin rede man von über 20.000 Apotheken, die rund um die Uhr in Echtzeit auf die Datenbank zugreifen müssen. Die für ein Projekt dieser Größenordnung notwendige „intensive Arbeit in einer Arbeitsgruppe“ sei in letzter Zeit etwas in den Hintergrund geraten. Er betonte die Bereitschaft der ADAS, sich in an diesem Projekt wie auch an der Telematik intensiv zu beteiligen. Generell steige der Grad der Vernetzung im Gesundheitswesen, innerhalb wie außerhalb der Apotheke, und auch die Zahl der Beteiligten steige. Die Einführung der AMTS-Schnittstelle habe gezeigt, was eine gute Zusammenarbeit zwischen Softwareanbietern, Industrieverbänden und den Organisationen der Selbstverwaltung schaffen könne. |

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