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Arzneimittel und Therapie
Metformin gegen die Gewichtszunahme unter Antipsychotika
Ein Gastkommentar von Prof. Dr. med. Bernhard J. Connemann1, Prof. Dr. med. Paul Plener2, Priv.-Doz. Dr. med. Maximilian Gahr1, Ulm
Angesichts begrenzter Effektstärken muss in der Psychopharmakotherapie in besonderer Weise auf unerwünschte Arzneimittelwirkungen geachtet werden. Die oftmals lange Behandlungsdauer erhöht die Relevanz risikomodulierender Effekte. Unglücklicherweise wirken die neueren Antipsychotika, die aufgrund weniger ausgeprägter extrapyramidaler Effekte, aber auch besserer Wirkung auf Positiv- und Negativsymptome der Schizophrenien, vorzuziehen sind, ungünstig auf Körpergewicht, Glucosetoleranz und Fettstoffwechsel. Die Gewichtszunahme unter Antipsychotika ist insbesondere bei Clozapin, Olanzapin und Quetiapin oft sehr ausgeprägt, tritt aber regelmäßig auch bei Risperidon und anderen neueren Antipsychotika auf.
Da die Patienten zugleich typischerweise von exekutiven Defiziten betroffen sind, welche die Selbstregulation und Handlungssteuerung, aber auch die Lenkbarkeit durch äußere Vorgaben kompromittieren, sind am Lebensstil ansetzende Maßnahmen zwar sicherlich oft erforderlich, für sich genommen aber in den meisten Fällen unzureichend. Pharmakologische Strategien zur Behandlung oder Vermeidung der Gewichtszunahme und des metabolischen Syndroms unter antipsychotischer Behandlung sind daher essenziell.
Für Schizophrenie bewiesen
Unter den verfügbaren pharmakologischen Ansätzen spielt im Bereich der Behandlung Erwachsener mit Schizophrenie gegenwärtig die adjuvante Off-Label-Verordnung von Metformin die wichtigste Rolle. Die günstige Wirkung von Metformin auf die Gewichtszunahme unter Antipsychotika in der Behandlung der Schizophrenie bei Erwachsenen wurde seit 2008 in mehreren randomisierten kontrollierten Studien sowie metaanalytisch belegt. In dieser Indikation scheint es keine begründbaren Zweifel zu geben. Da es sich bei der Gewichtszunahme und dem metabolischen Syndrom unter Antipsychotika um schwere Störungen handelt und eine zugelassene Behandlung nicht verfügbar ist, sind wir der Ansicht, dass Metformin in dieser Indikation zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) verordnet werden sollte.
Überschaubare Risiken
Diffiziler ist zweifellos die Frage der adjuvanten Verordnung bei Kindern und Jugendlichen mit Autismus-Spektrum-Störungen (ASD). Hier kommt der Arbeit von Anagnostou et al. [1] die Vorreiterrolle und damit eine große Bedeutung zu. Die Ergebnisse der Studie befinden sich im Einklang mit den vorliegenden Erkenntnissen bei Erwachsenen und belegen die Wirksamkeit der Intervention bei Kindern und Jugendlichen mit ASD. Zwar mag gerade in dieser Zielgruppe „weniger oft mehr“ sein, wie das begleitende Editorial von McDougle [2] betont; der Schlussfolgerung des Editorials, einer Monotherapie grundsätzlich Vorrang vor einer Kombination einräumen zu müssen, können wir uns jedoch nicht anschließen. Die Risiken einer Kombination mit Metformin scheinen auch im Fall der ASD bei Kindern und Jugendlichen überschaubar, wie die vorliegende Arbeit belegt. Solange Kombinationen erforderlich sind, ist es notwendig, Evidenz für ihre Wirksamkeit und Sicherheit in den unterschiedlichen Indikationen zu gewinnen.
Quellen
[1] Anagnostou E, et al. Metformin for Treatment of Overweight Induced by Atypical Antipsychotic Medication in Young People With Autism Spectrum Disorder. JAMA Psychiatry 2016;73(9):928-937
[2] McDougle CJ. Atypical Antipsychotic-Induced Weight Gain in Children and Adolescents. Sometimes Less Is More. JAMA Psychiatry 2016;73(9): 899-900
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