Arzneimittel und Therapie

Leitlinien-Update: FSME

Die wichtigsten Empfehlungen auf einen Blick

Eine Infektion mit FSME-Viren verläuft häufig schwerwiegend und hinterlässt bei mehr als einem Drittel der Patienten dauerhafte Schäden. Eine spezifische Therapie ist nicht verfügbar, sodass die Impfung eine wichtige Maßnahme zur Prävention darstellt. Die aktualisierte Leitlinie soll dazu beitragen, gefährdete Personen zu identifizieren, für die eine Impfung sinnvoll ist.

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine meldepflichtige Virus-Erkrankung, die mit einem erhöhten Risiko für Folgeschäden, Invalidität und Tod einhergeht. Sie manifestiert sich als akute Entzündung des Gehirns, der Hirnhäute und des Rückenmarks. Die Übertragung des FSME-Virus, von dem derzeit drei Subtypen bekannt sind, erfolgt hauptsächlich durch infizierte Zecken, deren Hauptwirte Kleintiernager sind. Selten erfolgt die Übertragung durch Virus-infizierte Rohmilch von Ziegen.

Klinische Symptomatik

Die Inkubationszeit beträgt durchschnittlich zehn Tage (5 bis 28 Tage).Der Krankheitsverlauf von FSME ist variabel. Bei circa 70% der Patienten ist ein biphasischer Fieberverlauf zu beobachten. Während der einwöchigen Prodromalphase treten Symptome mit allgemeinem Krankheitsgefühl, Kopfschmerzen und Fieber auf, wobei Serologie und Liquor noch unauffällig sein können. Nach vorläufiger Besserung kommt es wenige Tage später zu einem erneuten Fieberanstieg. Etwa die Hälfte der Erwachsenen entwickelt eine Meningitis (Hirnhautentzündung) mit stark beeinträchtigtem Allgemeinbefinden. Bei 40% manifestiert sich zusätzlich eine Meningoenzephalitis (Hirnentzündung) mit Ataxie, schweren Bewusstseinsstörungen und Lähmungen von Extremitäten und Hirnnerven. Eine Meningoenzephalomyelitis (Rückenmarksentzündung) tritt bei etwa 10% auf. In der Folge kommt es zu schlaffen Lähmungen der Extremitätenmuskulatur. Sehr häufig sind im Zusammenhang mit einer Hirnstammenzephalitis auch Schluck- und Sprechstörungen, Lähmungen der Gesichts- und Halsmuskulatur sowie Atemlähmungen.

Diagnostik

Neben der neurologischen Symptomatik sind entzündliche Veränderungen in Blut und Liquor zu finden. Typisch ist eine Leukozytose von mehr als 10.000 Zellen/μl, eine Beschleunigung der Blutsenkungsgeschwindigkeit und/oder eine Erhöhung des C-reaktiven Proteins. Circa zwei bis vier Wochen nach dem Zeckenstich sind FSME-spezifische IgM-Antikörper und ein bis zwei Wochen später spezifische IgG-Antikörper nachweisbar. Nur das gleichzeitige Auftreten von IgM- und IgG-Antikörpern gegen das FSME-Virus beweist bei entsprechender klinischer Symptomatik und nicht erfolgter Impfung gegen FSME im Normalfall die akute Infektion.

In Deutschland verfügbare FSME-Impfstoffe: Encepur® Erwachsene, Encepur® Kinder, FSME-Immun®, FSME-Immun® Junior

Therapie und Prophylaxe

Für eine FSME-Erkrankung existiert derzeit keine kausale Therapie. Eine generelle Fiebersenkung wird unter Abwehraspekten nicht empfohlen. Kopfschmerzen können symptomatisch mit Paracetamol, Metamizol oder Antiphlogistika (Diclofenac oder Ibuprofen) und in schweren Fällen mit Opiaten behandelt werden. Auf Glucocorticoide sollte wegen der potenziellen Beeinträchtigung der Immunabwehr verzichtet werden.

Eine Grundimmunisierung gegen FSME wird aktuell für alle Personen im Alter von über drei Jahren mit wiederholtem Aufenthalt in Risikogebieten empfohlen und schützt zunächst für die Dauer von mindestens drei Jahren. Darüber hinaus empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) eine Reise­impfung für Aufenthalte in FSME-Risikogebieten außerhalb Deutschlands und für Personen, die durch FSME beruflich gefährdet sind. Die klinische Erfahrung hat gezeigt, dass eine durchgemachte FSME zu einer lebenslangen Immunität führt.

Neu sind die Erkenntnisse zum Impfschutz: Ist einmal eine Grundimmunisierung, die drei Teilimmunisierungen umfasst, erfolgt, kann eine vergessene Auffrischimpfung einfach nachgeholt werden. Da jede Impfung zählt, bestimmt die Zahl vorausgegangener Impfungen die Anzahl weiterer notwendiger Impfungen zur Erlangung eines FSME-Impfschutzes.  |

Quelle

S1-Leitlinie „Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)“, herausgegeben von der Kommission Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), AWMF-Register-Nr. 030/035, Stand Januar 2016


Apothekerin Damaris Mertens-Keller


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