Prisma

Melioidose – der Tod aus dem Reisfeld

Tropenkrankheit gibt noch viele Rätsel auf

cae | Die Melioidose gehört zu den vernachlässigten Tropenkrankheiten. Aufgrund ihrer weiten Verbreitung, die möglicherweise noch zunimmt, und ihrer hohen Mortalität verdient sie mehr Beachtung.

Erstmals wissenschaftlich beschrieben wurde die Melioidose im Jahr 1910 in Myanmar (Burma), wobei Ähnlichkeiten zur Pferdekrankheit Rotz (lat. Malleus) auffielen, insbesondere die heftige Lungenentzündung mit Auswurf aus den Bronchien. 1917 folgte die Entdeckung des Erregers, ­eines gramnegativen Bakteriums, das den Namen Burkholderia pseudomallei erhielt, um auf den nah verwandten Erreger des Rotzes (B. mallei) anzuspielen. B. pseudomallei lebt in warmen, feuchten Böden; periodisch überflutete Reisfelder sind ein idealer Biotop für ihn. Von seiner südostasiatischen Heimat hat er sich u. a. nach Indien, Afrika, Südamerika und in die Karibik ausgebreitet.

Die Infektion mit B. pseudomallei erfolgt meistens bei ackerbaulichen Tätigkeiten durch die verletzte Haut. Der Erreger reagiert empfindlich auf zahlreiche Antibiotika, kann sich jedoch in Wirtszellen zurückziehen, wo er vor den Antibiotika sicher ist, und sich sogar intrazellulär vermehren. Unbehandelt führt die Krankheit meistens zum Tode. In Indien und Nigeria liegt die durchschnittliche Sterblichkeitsrate bei 60 Prozent und in Singapur mit seinem guten Gesundheitswesen immerhin noch bei 20 Prozent. Die Zahl der jährlichen Toten weltweit wird auf 89.000 geschätzt (s. Tab.); das ist etwa ein Siebtel der Malaria-Toten. Dass die Krankheit dennoch kaum bekannt ist, liegt wohl an dem praktisch fehlenden Infektionsrisiko für westliche Touristen auf Tropenreisen.

Epidemiologie der Melioidose im Jahr 2015 (Zahlen geschätzt).
Land
Krankheitsfälle
Todes­fälle
Asien
139.000
73.000
Indien
52.500
31.200
Indonesien
20.000
10.200
Bangladesh
16.900
7.100
Vietnam
10.400
4.700
Philippinen
9.100
4.500
Thailand
7.600
2.800
Myanmar
6.200
3.700
Afrika
24.000
15.000
Nigeria
13.500
8.300
Lateinamerika
2.000
1.000
Welt
165.000
89.000

Auch die Initiativen zum Kampf gegen die Melioidose finden relativ wenig Beachtung, so der 8. Melioidose-Weltkongress, der soeben in den Philippinen stattfand, und das 2013 gegründete deutsch-vietnamesische Forschungsnetzwerk RENOMAB, an dem Greifswalder Mikrobiologen und Hamburger Tropenmediziner beteiligt sind. |

Quellen

Limmathurotsakul D, et al. Predicted global distribution of Burkholderia pseudomallei and burden of melioidosis. Nature Micro­biol 2016;1: article number 15008

UF Researchers organize and participate in the Eighth World Melioidosis Congress 2016; https://epi.ufl.edu, News vom 7.9.2016

RENOMAB Research Network on Melioidosis and Burkholderia pseudomallei; www.internationales-buero.de/de/776.php

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