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- DAZ 27/2016
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Arzneimittel und Therapie
Besser nicht: Codein nach Gallen-OP
Koliken nach Einnahme von Schmerz- und Hustenmitteln möglich
Der Idealzustand wäre, dass der Arzt bereits vor Ausstellen des Rezepts prüft, ob in der Vorgeschichte des Patienten eine Cholezystektomie stattgefunden hat. Wenn ja, sollte er gegen den starken Reizhusten des Patienten kein Arzneimittel mit Codein bzw. Dihydrocodein verordnen. Denn verschiedenen Berichten zufolge, die das arznei-telegramm aktuell zusammenfasst, können Codein sowie auch sein Metabolit Morphin (z. B. Sevredol®) einen Spasmus des Sphincter Oddi bewirken. Dies ist der Schließmuskel an der gemeinsamen Mündung des Hauptgallenganges (Ductus choledochus) und des Ausführungsganges der Bauchspeicheldrüse (Ductus pancreaticus) in den Zwölffingerdarm (siehe Abb.). Der Schließmuskelkrampf hemmt dann den Einstrom von Gallen- und Pankreassaft in das Duodenum. Normalerweise sollte dies relativ unproblematisch sein. Wenn jedoch die Gallenblase entfernt wurde, gibt es kein Reservoir mehr, das einen Druckausgleich bewirken könnte. Man vermutet, dass bei diesen Patienten der erhöhte Druck im Gang zu starken kolikartigen Schmerzen führen kann. Unter Umständen wird durch den Rückstau der Verdauungssekrete auch eine Pankreatitis ausgelöst oder eine bereits bestehende verschlimmert sich. Ein weiterer Faktor, der eine Rolle spielen könnte, ist die operationsbedingte Schädigung von Nervenfasern, die zum Sphincter Oddi ziehen.
Fachinformationen weisen darauf hin
Eine weitere mögliche Nebenwirkung in dieser Situation ist das Auftreten Herzinfarkt-ähnlicher Symptome. Es existiert ein Bericht über eine Patientin, die kurze Zeit nach Einnahme eines Codein-Präparats – das sie vor ihrer Gallen-OP problemlos vertragen hatte – Enge in der Brust und Atemnot verspürte und Todesangst bekam.
Die Fachinformationen der meisten Codein-Präparate enthalten entsprechende Warnhinweise. So ist beispielsweise in denen von Codicaps® mono 30 mg Weichkapseln und Codeinum phosphoricum Compren® 30 mg bzw. -forte Compren® 50 mg Tabletten zu lesen, dass nach einer Cholezystektomie Herzinfarkt-ähnliche Beschwerden sowie eine Symptomverstärkung bei bestehender Pankreatitis möglich sind.
Welche Alternativen gibt es?
Das arznei-telegramm rät, vor geplanter Verordnung eines Codein-haltigen Schmerz- oder Hustenmittels zu klären, ob in der Anamnese eine Cholezystektomie stattgefunden hat. Diese Patienten sollten dann darüber aufgeklärt werden, welche Symptome auftreten können und wann gegebenenfalls ein Arzt aufzusuchen ist. Eine Alternative wären rezeptfreie Hustenstiller, z. B. mit Dextromethorphan oder Pentoxyverin. Ob diese Substanzen ähnliche unerwünschte Wirkungen auslösen können, ist nicht bekannt. Eine weitere Alternative stellen pflanzliche Antitussiva mit Spitzwegerich- oder Eibischwurzel-Extrakt dar. Sie könnten auch eine Empfehlung für Patienten sein, die direkt nach einer Gallenblasenentfernung nach einem Mittel gegen Reizhusten fragen. Denn durch die Narkose könnten der Rachen und die Luftröhre gereizt worden sein. Daher entwickeln manche Patienten Halsschmerzen, Heiserkeit oder Husten. Gerade nach einer Operation ist dieser jedoch sehr unangenehm, da die operierten Bereiche bei jedem Hustenanfall stark schmerzen können. |
Quelle
Kodeinhaltige Schmerz- und Hustenmittel - Vorsicht nach Cholezystektomie. arznei-telegramm 2016;47(6):59-60
2 Kommentare
Kolik nach Einnahme von Codein 50mg und st.n. Cholezytstektomie
von Selina am 15.01.2019 um 3:25 Uhr
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Talvosilen Forte
von Schmitt Gretel am 20.02.2018 um 18:32 Uhr
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