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- DAZ 18/2016
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Arzneimittel und Therapie
Serotonerge Arzneistoffe bei Patienten mit Alzheimer-Demenz sinnvoll
Ein Kommentar von Priv.-Doz. Dr. med. Oliver Peters
Neuropsychiatrische Symptome bei Alzheimer-Demenz und deren adäquate Behandlung sind vielfach eine psychopharmakologische Herausforderung im haus- und fachärztlichen Alltag. Eine aktuelle Bewertung der Möglichkeiten findet sich auch in der revidierten Ausgabe der S3-Leitlinie „Demenzen“. In der aktuell diskutierten Studie werden die Effekte vom selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) Citalopram auf eine Anzahl von neuropsychiatrischen Symptomen bei Alzheimer-Demenz untersucht [Leonpacher et al]. Diese Arbeit schließt sich an eine vorhergehende Publikation an, welche die Wirkung von Citalopram isoliert auf Agitation bei Alzheimer-Demenz untersucht hat [Porsteinsson et al]. Jetzt betrachten die Autoren eine größere Anzahl von Symptomen, die in der Behandlung relevant sein können.
Mit Einbeziehung des limbischen Systems in die fortschreitende Neurodegeneration treten sehr häufig affektive Symptome bei Alzheimer-Demenz auf. Hier macht es neurobiologisch betrachtet Sinn, eine den serotonergen Botenstoffwechsel stärkende Substanz wie Citalopram schon im Frühstadium einzusetzen. Diese Rationale besteht auch im Krankheitsverlauf fort. Die vorliegende Studie deckt einen sehr weiten Bereich von Schwerestadien der Erkrankung ab (Mini-Mental-State-Examination [MMSE] 5 bis 28 Punkte). Die Autoren zeigen, dass Citalopram positive Effekte auf Wahnvorstellungen, Angst, Irritierbarkeit/Labilität und Halluzinationen hat.
Die Arbeit ist ein weiterer deutlicher Hinweis, dass in der Behandlung jedes Patienten mit Alzheimer-Demenz eine medikamentöse Therapie mit einem serotonerg wirksamen Medikament sinnvoll sein kann. Unklar bleibt, welche Dosierung zu welchem Zeitpunkt ratsam ist.
Daneben ergeben sich zwei weitere Limitationen. Erstens: Viele Patienten mit Alzheimer-Demenz erhalten bereits im Frühstadium der Erkrankung ein SSRI aufgrund der affektiven Symptome, entwickeln aber trotzdem im Verlauf neuropsychiatrische Symptome, die nur durch zusätzliche Neuroleptika oder alternative Substanzen behandelt werden können. Zweitens: Die gute Wirksamkeit von Citalopram im Rahmen der Studie rührt sicher in Teilen auch daher, dass die ätiologische Diagnose Morbus Alzheimer in den meisten Fällen als gesichert gelten dürfte. Das ist aber im Versorgungsalltag keinesfalls gegeben. Das therapeutische Potenzial von Citalopram bei Demenz unklarer Ätiologie ist sicher ungleich geringer einzuschätzen.
Lesen Sie hierzu auch den Artikel "Citalopram bessert Agitation bei Alzheimer" in dieser DAZ.
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