Prisma

Gluten und Reizdarm

Durch Verzicht auf Weizenprodukte den Darm schonen

cae | Jeder siebte Patient mit Reizdarmsyndrom reagiert laut einer aktuellen Studie empfindlich auf Gluten. Er könnte demnach sein Leiden mildern, wenn er sich ­glutenfrei ernährt.
Foto: Jürgen Fälchle – Fotolia.com

Vorsicht – Weizenprodukte können Patienten mit Reizdarmsyndrom schaden.

Der Weizenkleber Gluten löst bei manchen Personen die Zöliakie aus, eine gut definierte autoimmunologische Erkrankung. Andere Personen reagieren empfindlich auf Gluten, ohne dass ihr Immunsystem darin involviert ist. Ob diese Gluten-Sensitivität (non-­celiac gluten sensitivity, NCGS) den Rang einer Krankheit hat oder eher ein Ausdruck von Hypochondrie ist, wird noch diskutiert. Da es weder ein organisches Symptom noch einen Biomarker gibt, der typisch für die NCGS ist, wird die Diagnose derzeit gestellt, wenn funktionelle gastrointestinale Symptome nur oder verstärkt bei einer glutenhaltigen Ernährung auftreten; um dies zu erkennen, muss sich der Patient eine Zeit lang glutenfrei er­nähren. Dieses Verfahren ist in seiner Aussagekraft umstritten, weil eine glutenfreie Ernährung den Verzicht auf Weizenprodukte bedeutet. Damit verringert der Patient allerdings auch die Aufnahme von Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATI), die das angeborene Immunsystem aktivieren, und von FODMAPs (fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide sowie Polyole), die wegen ihrer schlechten Resorption Darmbeschwerden verursachen ­können.

Eine italienische Studie hat 134 Patienten (117 w, 17 m; ∅ 39 Jahre), die wegen funktioneller Darmbeschwerden in 15 Praxen ambulant behandelt wurden, auf ihre Glutensensitivität untersucht. Sie mussten sich zuerst drei Wochen lang glutenfrei ernähren. 98 Patienten, deren Symptomatik sich in dieser Zeit gebessert hatte (gemessen anhand der Schmerzskala VAS und des Fragebogens SF-36), wurden dann auf zwei Gruppen verteilt und erhielten sieben Tage lang 5,6 g Gluten täglich bzw. ein Placebo; danach folgten ein Wash-out und ein erneuter Test mit Wechsel der Prüfsubstanz (Cross-over). 28 Patienten reagierten empfindlich auf das Gluten, allerdings reagierten 14 auch empfindlich auf das Pla­cebo. Durch Subtraktion des Placeboeffektes errechneten die Autoren, dass etwa 14 Prozent der Patienten wahrscheinlich an einer NCGS litten.

Die Autoren haben auch einige physiologische Parameter gemessen (Eisen, Transaminasen, C-reaktives Protein); diese standen jedoch – wie erwartet – in keinem Zusammenhang mit der NCGS. |

Quellen

Catassi C, et al. Diagnosis of Non-Celiac Gluten Sensitivity (NCGS): The Salerno Experts’ Criteria. Nutrients 2015;7:4966-4977

Elli L, et al. Evidence for the Presence of Non-Celiac Gluten Sensitivity in Patients with Functional Gastrointestinal Symptoms: ­Results from a Multicenter Randomized Double-Blind Placebo-Controlled Gluten Challenge. Nutrients; Epub 8.2.2016


Das könnte Sie auch interessieren

Nocebo-Effekt einer Nicht-Zöliakie-Gluten-Sensitivität untersucht

Gluten ist nicht immer schuld

Nahrungsmittelunverträglichkeiten: Ist das wirklich schlecht für mich?

Krankheit oder Mode?

Glutenfreie Diät nur bei Zöliakie sinnvoll

Nicht auf Vollkorn verzichten!

Ein Blick auf innovative Therapieansätze

Der Zöliakie den Kampf ansagen

Nahrungsmittelunverträglichkeiten erkennen und behandeln

Die Angst isst immer mit

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.