Prisma

Oxytocin hemmt den Schmerz doppelt

Neu entdeckter Zelltyp steuert die Hormonfreisetzung

cae | Das Oligopeptid Oxytocin wirkt auf zwei verschiedenen Wegen analgetisch, wie Neurologen durch Versuche mit Ratten festgestellt haben. Damit bietet sich theoretisch ein Ansatz zur Entwicklung innovativer Analgetika.
Foto: George Dolgikh – Fotolia.com

30 Zellen in ihrem Gehirn lindern die Schmerzen.

Oxytocin (OT), das auch als „Wehenhormon“ und „Kuschelhormon“ bekannt ist, wird in zwei Kernen des Hypothalamus synthetisiert: im Nucleus paraventricularis (NP) und im Nucleus supraopticus. In diesen Kernen gibt es zwei Typen von OT-produzierenden Neuronen:

  • die großen Neuronen, die mit ihren relativ kurzen Axonen in die benachbarte Hypophyse hineinreichen und dort das Oxytocin freisetzen, worauf es in die Blutbahn übertritt, und
  • die kleinen Neuronen (nur im NP), die mit ihren sehr langen Axonen über den Hirnstamm weit in das ­Rückenmark hineinreichen.

Die Funktion der kleinen OT-produzierenden Neuronen war bislang un­bekannt.

Neurologen des Max-Planck-Instituts für medizinische Forschung haben nun im NP von Ratten einen Subtyp der kleinen Neuronen entdeckt. Es handelt sich um eine sehr kleine Population von nur etwa 30 Zellen, deren Bedeutung umso größer ist: Sie stehen sowohl mit den anderen kleinen Neuronen als auch mit den großen Neuronen in Verbindung und regulieren ­deren OT-Sekretion. In den Labor­versuchen haben die Forscher diese Zellen durch ein optogenetisches Verfahren stimuliert, worauf alle OT-produzierenden Neuronen Oxytocin ausschütteten und der OT-Blutspiegel anstieg. Im Test mit entzündeten Pfoten zeigten die behandelten Ratten geringere Schmerzempfindungen als die Kontrollgruppe.

Die schmerzstillende Wirkung von Oxytocin beruht darauf, dass es an die OT-Rezeptoren von Neuronen bindet. Bisher war nur die Bindung an periphere Neuronen bekannt; neu ist die Erkenntnis, dass es auch an die zentralen Neuronen im Rückenmark bindet. Daher hemmt es sowohl die Entstehung als auch die Weiterleitung des Schmerzsignals. Eine spannende Frage ist, ob das Nervensystem des Menschen in diesem Punkt mit dem der Ratte übereinstimmt. |

Quelle

Eliava M, et al. A new population of parvocellular oxytocin neurons controlling magnocellular neuron activity and inflammatory pain. Neuron; epub 3.3.2016

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