Arzneimittel und Therapie

Bessere Prognose für Kinder

Langzeitüberleben nach Tumorerkrankung steigt

Dank modifizierter Therapieregimes und einer verbesserten Supportivtherapie ist die Langzeitmortalität von Kindern, die an Krebs erkrankt waren, in den letzten Dekaden stetig gesunken. So konnte in der amerikanischen Childhood Cancer Survivor Study gezeigt werden, dass die 15-Jahressterblichkeit im Zeitraum zwischen 1970 und 1994 um mehr als die Hälfte zurückging. Für die Langzeitüberlebenden ist jedoch das Risiko erhöht, an Zweitkarzinomen oder Spätfolgen wie etwa Herz- oder Lungenerkrankungen zu sterben.

Vor 50 Jahren waren weniger als die Hälfte der Kinder, die an Krebs erkrankt waren, nach fünf Jahren noch am Leben. Heute sind es mehr als 83%, die dank verbesserter Therapien nach dieser Zeit noch leben. Entscheidend sind aber nicht nur das Fünf-Jahres-Überleben („die erste Hürde“), sondern vor allem das Langzeitüberleben und mögliche Spätfolgen einer Therapie. Ein Blick auf das Langzeitüberleben zeigt, dass früher bis zu 18% der Fünf-Jahres-Überlebenden innerhalb von 30 Jahren nach Diagnosestellung verstarben. Auch das hat sich in den vergangenen Dekaden positiv verändert; in welchem Ausmaß, untersuchte die amerikanische Childhood Cancer Survivor Study.

Im Rahmen dieser Studie, an der über 30 US-amerikanische und kanadische Kliniken teilnahmen, wurde das Langzeitüberleben von rund 34.000 Kindern und Jugendlichen, die eine Krebserkrankung bereits fünf Jahre überlebt hatten, über durchschnittlich 21 Jahre (in einer Spanne zwischen fünf bis 38 Jahren) hinweg festgehalten. Die in diesem Zeitraum eingetretenen Todesfälle wurden unterteilt, ob sie auf einen Krankheitsprogress oder ein Rezidiv, auf kardiale oder pulmonale Spätfolgen der Therapie oder auf nicht krankheitsbezogene Ursachen (z. B. Unfälle) zurückzuführen waren.

3958 (12%) der Patienten waren verstorben. Davon waren 41% der Todesfälle auf eine Erkrankung zurückzuführen, darunter 746 auf Sekundär­tumoren, 241 auf kardiale Spätschäden und 137 auf pulmonale Spätschäden. Betrachtet man die Gesamtmortalität, so konnte diese innerhalb von zwei Jahrzehnten halbiert werden: Starben in der Zeit zwischen 1970 bis 1974 noch 12,4% der Patienten, so waren es zwischen 1990 und 1994 nur noch 6%. Im selben Zeitraum sank die kumulative Inzidenz der Todesfälle, die andere gesundheitsbezogene Ursachen hatten, von 3,5% auf 2,1% (siehe Tabelle). Diese Abnahme der Todesfälle war vornehmlich auf verminderte kardiale und pulmonale Spätfolgen und weniger Neoplasien zurückzuführen. Weitere Gründe für die sinkende Langzeitmortalität sind in verfeinerten Therapie­regimes zu suchen. So erfolgte etwa im Lauf der Jahrzehnte bei einer akuten lymphoblastischen Leukämie immer weniger häufig eine Schädelbestrahlung. Auch bei Hodgkin-Lymphomen und Wilms-Tumoren ist die Anwendung der Strahlentherapie zurückgegangen. Ferner wurden bei allen drei Tumorentitäten die Anthracyclin-Dosen reduziert, was sich in einer verringerten Kardiotoxizität niederschlug.

Tab.: Verlauf der Langzeitmortalität nach Ursachen und Therapiezeiträumen (Mortalität 15 Jahre nach Krebsdiagnose); kumulative Inzidenz (%)
Zeitspanne
alle Ursachen
Tod aufgrund eines Rezidivs oder Progresses
gesundheits­bezogene Ursachen (ohne Rezidive oder Progress)
Zweittumore
kardiale Ursachen
pulmonale Ursachen
1970 bis 1974
12,4
8,4
3,5
1,8
0,5
0,5
1975 bis 1979
9,7
6,2
2,9
1,5
0,4
0,2
1980 bis 1984
8,8
5,5
2,7
1,3
0,3
0,3
1985 bis 1989
6,9
4,2
2,2
1,3
0,1
0,1
1990 bis 1994
6,0
3,6
2,1
1,0
0,1
0,1
p-Wert
< 0,001
< 0,001
< 0,001
< 0,001
0,001
0,04


Betrachtet man das Überleben nach den Tumorarten, so konnte die Langzeitsterblichkeit am eindrücklichsten bei der akuten lymphoblastischen Leukämie (von 16,6% zwischen 1970 und 1974 auf 4,6% zwischen 1990 und 1994) gesenkt werden, gefolgt von Hodgkin-Lymphomen (von 13,1% auf 5,8%) und Astrozytomen (von 13,5% auf 7,4%). |

Quelle

Armstrong G et al. Reduction in late mortality among 5-year survivors of childhood cancer. NEJM published online 13. Januar 2016, doi:10.1056/NEJMoa1510795

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr


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