Prisma

Neues Hepatokin entdeckt

FGF-21 bremst Appetit auf Süßes

cae | Erstmals wurde nachgewiesen, dass die Leber ein appetithemmendes Signal an das Gehirn senden kann: Das Hepatokin FGF-21 bremst den Appetit auf süße Mono- und Disaccharide.
Foto: Africa Studio – Fotolia.com

Wenn der Glucosespiegel in den Leberzellen stark erhöht ist, vergeht der Appetit auf Süßes.

Dass Glucose die Genexpression bestimmter Zelltypen beeinflusst, ist bereits durch die Erforschung des Stoffwechsels und seiner Krankheiten bekannt. Hohe Glucose- und Fructosespiegel im Zytosol aktivieren den Transkriptionsfaktor ChREBP (carbohydrate responsive element binding protein), der durch die Genexpression die Synthese von mehreren Enzymen induziert, z. B. von Pyruvatkinase zur ATP-Bildung oder von Enzymen, die für die Umwandlung von Zucker in Fett erforderlich sind. Nun hat ein Team von Neurologen und Pharmakologen der Universitäten von Iowa und Kopenhagen entdeckt, dass die Aktivierung des ChREBP durch hohe Glucose- und Fructosespiegel in Leberzellen dazu führt, dass die Zellen den Fibroblastenwachstumsfaktor 21 (FGF-21) synthetisieren. FGF-21 ist ein Signalprotein oder Botenstoff. Er gelangt von der ­Leber in die Blutbahn, überwindet die Blut-Hirn-Schranke und greift im Hypothalamus an. Dort bremst er den Appetit auf alles Süße, also insbesondere auf Saccharose, Glucose und Fructose, aber auch auf synthetische Süßstoffe. Der Appetit auf andere Nahrungsbestandteile wie komplexe Kohlenhydrate, Proteine und Fett bleibt dabei unverändert. Auch die Geschmacksempfindungen ändern sich nicht (Süßes schmeckt immer noch süß), sonst hätte man den Mechanismus wohl schon früher be­obachtet.

Knock-out-Mäuse, die keinen FGF-21 synthetisieren, fraßen in einer Versuchsanordnung mehr Saccharose als Wildtyp-Mäuse. Andererseits führte sowohl die Applikation von FGF-21 als auch die forcierte, übermäßige Biosynthese von FGF-21 bei Mäusen dazu, dass sie nur einen Bruchteil ihrer vorherigen Portionen an Zucker oder Süßstoffen fraßen.

Diäten mit hohem Fettanteil bewirken, dass Lipide den ChREBP teilweise inaktivieren und so die Zuckerverwertung verschlechtern. Wie wir nun wissen, wird dieser erwünschte Effekt ­allerdings dadurch erkauft, dass während der Diät der Appetit auf Süßes ungebrochen ist. Allein die Kenntnis dieser Zusammenhänge könnte jedoch dabei helfen, bei süßen Verlockungen eine Diät nicht abzubrechen. |

Quelle

von Holstein-Rathlou S, et al. FGF21 Mediates Endocrine Control of Simple Sugar Intake and Sweet Taste Preference by the Liver. Cell Metabolism; Epub 24.12.2015

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