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Merken leicht gemacht

Trainieren Sie Ihr Gedächtnis!

Namen, Indikationen, Nebenwirkungen – es gibt unendlich viel, was wir uns merken möchten. Oft genug ist das Erinnern aber sehr mühselig. Mit der richtigen Technik macht Merken Spaß und gelingt zuverlässig. Dabei muss jeder für sich die passende Methode finden, manche arbeiten effektiv mit Zahlen, andere lieber mit Bildern oder Geschichten. Von Ute Jürgens

Voraussetzung für ein gutes Gedächtnis ist eine gute Konzentrationsfähigkeit. Stärken Sie diese mit einer Bündelung Ihrer Aufmerksamkeit und verhindern Sie dabei Unterbrechungen. Ordnung im Kopf und in der Umgebung verstärken ebenfalls die Konzentrationskraft – solange wir uns im Chaos befinden und uns ständig neu orientieren müssen, sind Kapazitäten besetzt. Auch eine geräuscharme Umgebung hilft, es gibt meist die Möglichkeit, einige Lärmquellen zu dämpfen oder ganz abzustellen. Wo ist das in Ihrer Apotheke zumindest zeit­weise möglich?

Ein gesunder Schlaf und ausreichend Pausen sind ebenfalls förderlich für eine gute Konzentration, genauso wie zwischendurch kurze Bewegungseinheiten von wenigen Minuten, die die Sauerstoffaufnahme fördern.

Natürlich können Sie nicht dauerhaft alle genannten Punkte optimieren, starten Sie einfach mit denen, die sich schnell und einfach umsetzen lassen. Hängen an jeder Wand im Betrieb Bilder oder Übersichten, die niemand mehr anschaut, die aber unruhig wirken? Nehmen Sie sie ab, entweder genießen Sie danach eine ruhige ­leere Fläche oder Sie hängen z. B. ein Bild von einem stillen See dorthin.

Kundennamen mit Bildern verknüpfen

Um sich Kundennamen zu merken, verknüpfen Sie am besten Bilder mit dem Aussehen oder dem Klang des Namens bzw. einzelner Namenssilben. Ich verwechselte früher immer Frau Schmidt und Frau Schulz, bis mir auffiel, dass Frau Schmidt stets eine Mütze trug. So merkte ich mir „Schmidt mit Mütze“. Das saß. Ein anderes Beispiel: Herr Metzler. Er ist recht rundlich, bekommt Simvastatin und liebt Schweinshaxen. Der Merkspruch: „Herr Metzler metzelt Schweine und simst die Zahl der erlegten Tiere.“

Nehmen Sie auch Besonderheiten wie Narben, eine Hakennase, Hobbys oder typische Kleidungsgewohnheiten zu Hilfe. Es braucht etwas Übung und den Mut, seine eigenen Assoziationen so anzunehmen wie sie kommen, ohne Bewertung. Sich Szenen dazu bildlich vorzustellen, bringt bedeutend weiter – je verrückter, desto besser.

Sprechen Sie den Kunden während der Beratung mehrfach mit dem Namen an, schauen Sie ihn an und prägen Sie sich das Gesicht ein. Wiederholungen helfen – genauso wie sonst auch beim Lernen.

Foto: Picture-Factory – Fotolia.com
So kann man es auch machen, es nützt nur nicht in jeder Situation. Oder wer nimmt schon immer seine Pinnwand mit an den HV?

Die weiße Sau hilft bei Zahlen

Für Zahlen gibt es verschiedene Merkmodelle. Ich stelle Ihnen das Major-System oder Mastersystem vor. Es braucht etwas Übung, ist dann aber sehr effektiv. Ein Beispiel: Die Telefonnummer 0711 25 82 341 der DAV Buchhandlung. Ihr Merksatz: Eine weiße Sau und eine dunkelrote Kuh sitzen auf einer Tüte am Nil, sie beobachten einen Feenmord (s. Kasten „Merkmodell“).

Das System setzt für die Ziffern ähnlich klingende oder aussehende Konsonanten, nur auf diese kommt es an, die Vokale fügt man nach Belieben ein und bildet Worte und Geschichten. Auch hier gilt nach dem Experten für effektives Lernen und Arbeiten Ulrich Bien: „Spinnen erlaubt und erwünscht.“

Vielleicht wollen Sie lieber ein eigenes Bild für diese Nummer kreieren?

Zwei kleine Regeln gehören dazu:

  • Doppelkonsonanten im Begriff gelten als eine Ziffer, die Worte „Maat“, „Motte“, „Mitte“ bedeuten also 31 und „Mutter“ oder „Modder“ 314.
  • H und X werden wie Vokale behandelt, „Hase“ steht zum Beispiel für „0“.

Man kann sich entweder immer neue Begriffe ausdenken oder IMMER Sau oder ein anderes S-Wort mit Vokalen für die Ziffer Null verwenden. Für Zahlenpaare wie 11 oder 12 gilt das Gleiche: Entweder immer Tüte oder Ton oder mal Tüte, Tute, Tat bzw. Dani, Toni, Tun. Einfacher merkbar sind starke ­Begriffe oder Substantive wie oben als zum Beispiel ein schlichtes „das“ für 10. Mehr Beispiele: Kino = 72, Bus = 90. Sie dürfen gerne Begriffe bilden, die es im Lexikon nicht gibt, wie „Mantamann“ für 321322, „HV-Heldin“ für 8512 oder „Brummchef“ für 943368.

Das Mastersystem bietet noch ­diverse Hilfen und Tricks an, die hier den Rahmen sprengen würden, sie werden im Netz oder der Literatur beschrieben. Die ­Telefonnummer vom DAV wissen Sie noch: Eine weiße Sau und eine dunkelrote Kuh sitzen auf einer Tüte …

Mit viel Fantasie Begriffe einprägen

Beim Merken von Begriffen bietet sich die Loci-Methode an. Der Name leitet sich von Loci = Orte ab. Als Hilfsmittel dienen Räume, der Körper, Gebäude etc. Man legt die Begriffe an bestimmten Stellen ab, die man immer wieder nach der gleichen Route abläuft. Die „Raummethode“ eignet sich für Vortragsstichworte, Einkaufslisten, Tagesordnungspunkte von Sitzungen etc.

Ein Beispiel mit der Apotheke als Route: Heute kommt ein Vertreter, mit dem Sie gerne über fünf Dinge – Neuheiten, Konditionen, Retouren, eine Inhouseschulung, Broschüren für die Kunden – sprechen möchten. Sie starten an der Eingangstür, an der heute eine ­rote „5“ klebt, und stellen sich eine kunstvoll aufgetürmte Pyramide mit nie gesehenen Produkten vor, ganz vorsichtig schieben Sie sich daran vorbei. Am HV-Tisch hängen Zettel aus den Schubladen mit Preisstaffelungen, die Sie kurz durchsehen. Als Sie weitergehen, steht der Papierkorb mitten im Weg, darüber freischwebend alte Packungen, die Sie beiseite pusten. Dahinter sitzen auf Kinostühlen erwartungsvoll die Kolleginnen*, die Fenster sind verdunkelt durch Pakete mit Broschüren. Wenn Sie diesen Weg im Geiste mehrfach laufen, bleiben die Stichworte im Gedächtnis, weil Sie sie sehen. Sie kennen die Anzahl der Orte bzw. der Begriffe. Auch hier gilt: Je verrückter, desto besser.

Die Autorinnen Stefanie Schneider und Petra Hitzig empfehlen, mehrere Routen zu benutzen. So ­kommen Sie nicht durcheinander, wenn Sie verschiedene Begriffs­listen behalten wollen. Normalerweise vergisst man die abgelegten Dinge, wenn man sie einige Zeit nicht mehr gebraucht hat. Diese Route ist dann wieder frei. Denkbar sind einzelne Räume, ganze Häuser für lange Listen, Ihr Weg zur Arbeit oder zu Freunden. Wunderschön: der Gang, den Sie im letzten Urlaub vom Hotelzimmer bis zum Büfett zurücklegten. Woran kamen Sie jeweils vorbei? Was liegt auf welchem Tisch, hängt an welchem Baum oder schwimmt im Wasser?

Eine andere Möglichkeit, sich ­Begriffe einzuprägen, sind selbst erdachte, möglichst „merk-würdige“ Geschichten. Bleiben wir beim obigen Beispiel. Eine „5“ wandert durch die Welt auf der Suche nach NEUEN Ziffern, sie schaut PREISE an, entdeckt aber nur die immer gleichen Zahlen von 1 bis 10 darin. Müde und hungrig sagt sie sich: Dann kann ich ebenso gut RETOUR gehen, dreht um und ­gelangt durch einen riesengroßen VORTRAGSSAAL wieder nach Hause. Sie kann nicht in die Wohnung, da ein Container mit BROSCHÜREN den Eingang versperrt.

Jeder Mensch hat andere anregende Gedanken für Geschichten. Bei manchen von uns ist alles eher märchenhaft, andere sind grundsätzlich in fernen Ländern unterwegs und wieder andere können sich am besten alles merken, was z. B. mit Essen, Trinken, Sport oder Sexualität zusammenhängt. Probieren Sie es aus. Die Regeln oder auch Freiheiten für Geschichten benennen Schneider/Hitzig so:

  • Begriffe können zur Hauptfigur werden, wie zum Beispiel unsere wandernde Fünf.
  • Zwei Dinge können etwas mit­einander tun, z. B. liegen im Vortragssaal Broschüren auf allen Stühlen oder die Stühle und das Informationsmaterial tanzen ­zusammen.
  • Zwei Dinge handeln so, dass ein Drittes entsteht: Aus dem Holz der Stühle im Vortragsraum und den Tabellen der Preisstaffellungen entsteht in einem ­Riesenmixer neues Papier bzw. bunte Hefte.
  • Sie wandeln eine bekannte Geschichte wie zum Beispiel den Froschkönig ab: Prinzessin Fünf küsst neue Packungen und diese verwandeln sich in Super­konditionen.
  • Richten Sie das Ganze so für sich ein, dass es Ihnen Spaß macht.

Kunden beeindrucken mit gutem Gedächtnis

Beim Gedächtnistraining brauchen Sie etwas Übung, starten Sie mit der Variante, die für Sie am einfachsten ist. Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig – so können Sie Ihre Kunden beeindrucken, wenn Sie etwas beim letzten Besuch Erzähltes wieder aufnehmen: „Wie geht es dem Hund?“, „Wie war die Reise nach Grönland?“, „Was lesen Sie gerade in Ihrer Literaturgruppe?“, „Können Sie schon wieder im Garten arbeiten?“

To-Do-Listen, Geburtstage, Preise, Namen und Ereignisse – Sie entscheiden, ob Sie diese im Kopf ­behalten oder weiterhin alles aufschreiben wollen. Letzteres ist ­bequem und sicher – wobei fraglich ist, ob wir manches nicht trotzdem vergessen, weil wir die Zettel verlegen und dann ohne unsere Stützen hilflos sind. Versuch macht klug, fangen wir klein an und ­steigern uns! |

Ute Jürgens

Ute Jürgens ist Kommunikationstrainerin mit Spezialisierung auf die Heilberufler, Dipl. Erwachsenenpädagogin und PTA, www.kommed-coaching.de


Literatur

Ulrich Bien

Einfach. Alles. Merken. – Das perfekte Gedächtnistraining. Humboldt Verlag

ISBN: 978-3-86910-512-3




Stefanie Schneider, Petra Hitzig

Das Business-Gedächtnistraining – Merkstrategien für den beruflichen Erfolg. Namen Zahlen, Termine, Fakten, Projektinfos und Reden einfach im Kopf.

Humboldt Verlag

ISBN: 978-3-86910-767-7



Hiltrud von der Gathen

Das Penicillin nickt freundlich.

Avoxa Verlag

ISBN: 978-3-7741-1117-2




Zu beziehen über:

Deutscher Apotheker Verlag

Birkenwaldstraße 44

70191 Stuttgart

Telefon 0711 2582-341, Telefax 0711 2582-290, E-Mail: service@deutscher-apotheker-verlag.de

* Da die überwiegende Anzahl der Apothekenmitarbeiter weiblich ist, schreibe ich in der weiblichen Form. Männliche Kollegen dürfen sich gerne mit angesprochen fühlen.

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