Prisma

Schwamm statt Endoskop

Alternative Diagnose des Barrett-Ösophagus

cae | Etwa jeder Zehnte, der an der Refluxkrankheit leidet (chronisches Aufstoßen), entwickelt einen Barrett-Ösophagus, d. h. eine Verkürzung der Speiseröhre aufgrund einer Umwandlung des Epithels. Dadurch wächst das Risiko, ein Karzinom der Speiseröhre zu entwickeln. Männer sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Frauen.
Foto: Rebecca Fitzgerald, Cambridge University

Der Zellschwamm in voller Größe und in einer Kapsel, die der Patient schlucken muss.

Die Krebsforscherin Rebecca Fitz­gerald an der Universität Cambridge hat bereits vor einigen Jahren einen Zellschwamm (engl. cytosponge) zur Untersuchung der Speiseröhre ent­wickelt, der die allgemein übliche Endoskopie teilweise ersetzen könnte.

Der Schwamm besteht aus einem kugelförmigen Polyurethan-Gerüst von etwa 3 cm Durchmesser. Er wird an einen Rückholfaden gebunden und zusammengepresst in einer schlanken, knapp 2 cm langen Kapsel verpackt. Nachdem der Patient diese Kapsel geschluckt hat, löst sie sich im Magensaft auf, worauf der Schwamm seine natürliche Gestalt annimmt. Danach wird er am Faden langsam aus dem Schlund herausgezogen und sammelt in seinen Hohlräumen Epithelzellen der Speiseröhre, wodurch er zum „Zellschwamm“ wird. Die Epithelzellen werden anschließend labormedizinisch untersucht. Erst wenn sich in ihnen das Protein Trefoil Factor 3 (TFF3), ein diagnostischer Marker des Barrett-Ösophagus, findet, wird dem Patienten eine klärende endoskopische Untersuchung zugemutet. Während eine Endoskopie die systemische Anwendung eines Beruhigungs- oder Narkosemittels erfordert, wird vor dem Schlucken der Zellschwammkapsel nur der Rachen mit Lidocain besprüht, um den Würgereflex zu unterbinden.

In der von Fitzgerald geleiteten multizentrischen klinischen Studie BEST2 haben 94 Prozent der 1110 Teilnehmer die Zellschwammkapsel ohne Probleme geschluckt und wieder von sich gegeben; die meisten fanden die Prozedur angenehmer als die Endoskopie. Sensitivität und Spezifität des TFF3-Tests der vom Schwamm gesammelten Zellen waren zufriedenstellend: Er ergab für 80 Prozent der 647 Patienten, bei denen bereits zuvor ein Barrett-Ösophagus festgestellt worden war, ein (richtiges) positives Ergebnis und für 92,4 Prozent der 463 nicht erkrankten Personen ein (richtiges) negatives Ergebnis. Um eine Zulassung für den Zellschwamm zu erhalten, wäre allerdings eine randomisierte klinische Studie mit einer größeren Teilnehmerzahl erforderlich. |

Quelle: Ross-Innes CS, et al. Evaluation of a Minimally Invasive Cell Sampling Device Coupled with Assessment of Trefoil Factor 3 Expression for Diagnosing Barrett‘s‘s Esophagus: A Multi-Center Case-Control Study. PLoS Med 2015;12: e1001780

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