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Krankschreibung erst später?
Lockerung würde zur Entlastung beitragen - Ärzte hätten mehr Zeit für Schwerkranke
Drei Jahre beschäftigten sich die Mediziner der Uni Magdeburg mit einem speziell deutschen Phänomen: Warum geht die Bevölkerung hier besonders häufig zum Arzt – und wie kann dem Abhilfe geschaffen werden? Die Zahlen schwanken zwar je nach Erhebung zwischen zehn und 18 Arztbesuchen pro Kopf im Jahresschnitt. Fest steht dennoch: Die meisten anderen Länder West- und Mitteleuropas kommen auf niedrigere Werte, ohne dass die Menschen dort insgesamt einen schlechteren Gesundheitszustand aufweisen.
Die Mediziner fanden heraus, dass die Bitte um Krankschreibung für die Deutschen ein besonders häufiger Anlass für kurzfristige Besuche beim Hausarzt ist. Arbeitgeber verlangen in der Regel ab dem vierten Tag der Krankheit eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung. In diesem Fall kann ein Beschäftigter also drei Tage nach eigener Entscheidung ohne „Krankenschein“ zu Hause bleiben. Herrmann schlägt daher vor, eine Ausweitung auf fünf Tage in Pilotprojekten auszuprobieren. „Dass durch eine eigenständige Krankmeldung der Beschäftigten die Zahl der Fehltage nicht nach oben schnellt, zeigen Erfahrungen aus Norwegen.“
Reaktionen kontrovers
Der CDU-Gesundheitspolitiker Jens Spahn zeigte sich aufgeschlossen: „In Deutschland ist die Zahl der durchschnittlichen Arztbesuche auch deswegen so hoch, weil Patienten nur für Rezepte, Verlaufskontrollen oder auch Kurzzeitkrankschreibungen immer zum Arzt müssen“, sagte er der Zeitung. „Jeden klugen Vorschlag, das zu reduzieren, sollten wir ergebnisoffen prüfen.“ Die Arbeitgeber sehen dagegen keinen Handlungsbedarf. „Die gesetzlichen Regelungen zu Krankschreibungen haben sich in Deutschland insgesamt bewährt“, erklärte der Arbeitgeberverband BDA. Auch ein Sprecher des Arbeitsministeriums sagte, die aktuelle Regelung sei „angezeigt, sinnvoll und nützlich“. |
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