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Arzneimittel und Therapie
Das Sichtfeld erhalten
Latanoprost nützt auch bei normalem Augeninnendruck
Ein erhöhter Augeninnendruck (intraokularer Druck, IOD) ist zwar ein Risikofaktor für ein Glaukom, muss aber nicht zwangsläufig zu einem Glaukom führen. Umgekehrt haben ca. 50% aller Glaukom-Patienten nie einen erhöhten Augeninnendruck. Prostaglandin-Analoga wie Latanoprost werden oft zur Therapie des Offenwinkelglaukoms eingesetzt und senken durch eine Erhöhung des Kammerwasserabflusses den Augeninnendruck. Da es bisher keine Evidenz für einen schützenden Effekt für das Sichtfeld gab, kamen in letzter Zeit Zweifel am Nutzen der Prostaglandin-Analoga beim Offenwinkelglaukom auf [2]. Diese Zweifel konnten nun in der im Lancet erschienenen United Kingdom Glaucoma Treatment Study (UKGTS) widerlegt werden. Es ist die erste randomisierte, doppelblinde und placebokontrollierte klinische Studie, die den Einfluss einer den Augeninnendruck senkenden Therapie auf das Gesichtsfeld beim Offenwinkelglaukom untersuchte.
516 neuerkrankte und bisher unbehandelte Patienten wurden in einem Zeitraum von 24 Monaten entweder mit 0,005%-igen Latanoprost-Augentropfen oder mit Placebo behandelt und regelmäßig auf eine Verschlechterung des Sichtfelds (primärer Endpunkt) untersucht.
Glaukom
Glaukom (grüner Star) ist ein Überbegriff für Augenerkrankungen, die zu einer progredienten Schädigung des Nervus opticus und zu Gesichtsfeldausfällen führen. Es ist die zweithäufigste Erblindungsursache weltweit. In Deutschland ist ca. 1% der Bevölkerung betroffen. Man unterscheidet zwischen Eng - und Offenwinkelglaukom. Das seltenere Engwinkelglaukom kann einen Glaukomanfall mit akuter Erblindungsgefahr auslösen. Die Gesichtsfeldausfälle beim Offenwinkelglaukom sind progredient und werden häufig erst spät bemerkt. Da die Schäden am Sehnerv irreversibel sind, ist eine frühe Erkennung durch Vorsorgeuntersuchungen wichtig. Therapieziel ist die Verhinderung der Krankheitsprogression.
Latanoprost senkte den Augeninnendruck nach 24 Monaten um durchschnittlich 3,8 mmHg im Vergleich zu 0,9 mmHg in der Kontroll-Gruppe. Obwohl die Differenz nur 2,9 mmHg beträgt, ist das Ergebnis bedeutsam, da der jeweilige Ausgangswert der Studienteilnehmer relativ niedrig war oder sogar im Normbereich lag und die IOD-Senkung allgemein bei höheren Ausgangswerten größer ist [3]. Das Risiko für Sichtfeldeinschränkungen war durch Latanoprost signifikant niedriger als ohne Behandlung. Bereits nach zwölf Monaten konnten Unterschiede festgestellt werden, und nach 24 Monaten war die Progression im Verum-Arm nur halb so hoch als im Placebo-Arm (adjustierte HR 0,44; 95% CI 0,28 bis 0,69, p = 0,0003).
Die Studie des Teams um David Garway-Heath beweist, dass die Therapie mit Latanoprost beim Offenwinkelglaukom effektiv ist und zwar auch bei Patienten mit normalem Augeninnendruck. Neben der Senkung des Augeninnendrucks kann durch Latanoprost die Krankheitsprogression durch Erhaltung des Sichtfelds verzögert werden. Möglicherweise führt die UKGTS-Studie zur Entwicklung neuer Wirkstoffe, die zukünftig nicht nur auf die Senkung des Augeninnendrucks, sondern vermehrt auf einen Einfluss auf die Gesichtsfeldeinschränkungen untersucht werden. |
Quelle
[1] Garway-Heath DF, Crabb DP, Bunce C, et al. Latanoprost for open-angle glaucoma (UKGTS): a randomised, multicentre, placebo-controlled trial. Lancet 2014; published online 19. Dezember 2014. http://dx.doi.org/10.1016/ S0140-6736(14)62111-5
[2] Vass C, Hirn C, Sycha T, Findl O, Bauer P, Schmetterer L. Medical interventions for primary open angle glaucoma and ocular hypertension. Cochrane Database Syst Rev 2007;17:CD003167
[3] Heijl A. Glaucoma treatment: by the highest level of evidence. Lancet 2014; published online 19. Dezember 2014, http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(14)62347-3
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