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- DAZ 5/2015
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Prisma
Impfstoff gegen Cocain
Konzept überzeugend, praktische Anwendung fraglich
Seit über 40 Jahren werden potenzielle Impfstoffe gegen Suchtdrogen entwickelt und getestet – bisher ohne durchschlagenden Erfolg. Im Fall von Morphin und Heroin hat die Substitutionstherapie mit Methadon die Forschung ausgebremst, aktuell ist sie jedoch immer noch beim Cocain.
Das Wirkprinzip der Impfung gegen niedermolekulare (oder ionische) Wirkstoffe beruht darauf, dass diese als Hapten fungieren, d. h. dass sie zwar für sich allein keine Immunreaktion auslösen, wohl aber, wenn sie mit einem bestimmten Protein kombiniert werden. Bei Cocain empfehlen sich als Haptene (nahezu) unwirksame Derivate wie das Benzoyl-ecgonin; als Proteine wurden in früheren Versuchen u. a. Schlitzschnecken-Hämocyanin (KLH), Choleratoxin B und bovines Serumalbumin eingesetzt. Derzeit erscheint das Flagellin, aus dem die Geißeln pathogener Darmbakterien aufgebaut sind, als ideales Protein; es bindet an den membranständigen Toll-like-Rezeptor 5 (TLR5) verschiedener Zellen und an den intrazellulären NOD-like-Rezeptor C4 (NLRC4) in Makrophagen und löst dadurch eine starke Immunreaktion aus. Nach einer erfolgreichen Impfung bildet das Immunsystem Antikörper gegen Cocain und eliminiert es aus der Blutbahn, bevor es ins Gehirn eindringen kann.
Das Team um Kim Janda am Scripps Research Institute in Kalifornien hat nach jahrelangen Forschungen als neue „Cocain-Vakzine“ ein Hapten-Flagellin-Konjugat präsentiert, das alle ihre bisherigen Formulierungen weit übertreffen soll. Bisher wurden Cocain-Vakzinen vor allem an Nagern, ausnahmsweise auch an Rhesusaffen getestet. Klinische Versuche gab es noch nicht. |
Quelle: Lockner JW. Flagellin as Carrier and Adjuvant in Cocaine Vaccine Development. Mol Pharm; Epub 07.01.2015
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