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- DAZ 45/2015
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Arzneimittel und Therapie
Fluch oder Segen? Antioxidanzien fördern Metastasenbildung
Sauerstoffradikale entstehen in allen Zellen als Nebenprodukte des Stoffwechsels und können zelluläre Pro-teine und Nukleinsäuren schädigen. Während antioxidative Substanzen des Körpers diese permanent schädlichen Noxen ausreichend neutralisieren, soll die Einnahme von Antioxidanzien aus Nahrungsergänzungsmitteln zusätzlich dabei helfen, die Gesundheit des Organismus beizubehalten bzw. präventiv Alterungsprozesse des Körpers zu verringern. Sauerstoffradikale können allerdings auch gezielt erzeugt werden und wirken dann schädigend auf Viren und Bakterien bzw. sind am kontrollierten Zelltod beteiligt.
Dass die Anwendung von Antioxidanzien somit nicht zweifelsfrei positive Effekte mit sich bringt, wurde schon früher vermutet. Besonders in der Krebstherapie wird seit Langem darüber diskutiert, ob die zusätzliche Einnahme von antioxidativ wirksamen Substanzen zu befürworten oder abzulehnen ist. Während einige Studien von unterstützenden Effekten der Radikalfänger auf den Untergang von Krebszellen berichten, zeigte sich in tierexperimentellen Versuchen zum Beispiel eine verstärkte Progression von Lungenkrebs. Ähnlich negative Effekte wurden nun an Mäusen mit Hautkrebs sowie bei In-vitro-Experimenten mit humanen Melanomzellen beobachtet. Forscher der Universität Göteborg versetzten hierbei das Trinkwasser von Mäusen, die an einem malignen Melanom litten, mit N-Acetylcystein (NAC) in einer Konzentration, die der täglich empfohlenen Dosis bei Menschen äquivalent ist. Anschließend beobachteten sie die Proliferation des Primärtumors sowie die Metastasenbildung. Darüber hinaus wurde der direkte Effekt von NAC und einem löslichen Vitamin-E-Analogon auf menschliche Hautkrebszellen in Kultur analysiert.
Im Gegensatz zu den Kontrollmäusen, die keine NAC-Supplemente erhielten, wiesen die behandelten Mäuse etwa doppelt so viele Metastasen in Lymphknoten sowie in geringerem Umfang auch in der Lunge auf. Im Gegensatz dazu blieb das Wachstum des Primärtumors unverändert. Die Forscher vermuten daher, dass die antioxidativen Eigenschaften von NAC das Auswandern von Tumorzellen fördern. Dies erscheint besonders schwerwiegend, da Metastasen die Haupttodesursache bei Hautkrebs darstellen. Auch bei humanen Melanomzellen wurde gezeigt, dass NAC und auch das Vitamin-E-Analogon die invasiven und migrierenden Eigenschaften der Zellen verstärkte, ohne das proliferative Verhalten zu verändern. Diese Ergebnisse legen nahe, dass oxidativer Stress die Metastasierung von Melanomzellen einschränken kann. In Zellkultur fanden sich nach NAC-Applikation weniger oxidierte Stoffwechselprodukte als in Kontrollzellen, sodass Antioxidanzien vermutlich dazu beitragen, den oxidativen Stress zu überwinden.
Zwar betonen die Wissenschaftler, dass weitere Studien nötig sind, um eine definitive Aussage über die Effekte von Antioxidanzien am Menschen mit Krebserkrankungen treffen zu können, doch aufgrund dieser Ergebnisse raten die Autoren bereits jetzt davon ab, Nahrungsergänzungsmittel mit Antioxidanzien während der Tumortherapie einzunehmen. Für Apotheker von besonderer Bedeutung ist zudem, dass die Anwendung von Kosmetika wie Cremes, Lotionen oder Körperpflegeprodukten, die Antioxidanzien wie Vitamin A, C und E beinhalten, ähnliche Effekte auf Hautkrebs ausüben könnten wie vergleichbare Nahrungsergänzungsmittel. Solche Präparate sollten Patienten mit Melanomen daher meiden, um einen eventuell begünstigenden Effekt auf die Metastasenbildung auszuschließen. |
Quelle
Le Gal K et al. Antioxidants can increase melanoma metastasis in mice. Science Translational Medicine 2015;7(308):308re308-308re308
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