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Prisma
Die Erfahrung bestimmt die Ästhetik
Schönheitsempfinden wird nicht vererbt
Immer wieder haben Künstler die Schönheit des menschlichen Körpers zu ergründen versucht und als Schönheitsmerkmal z. B. die „griechische Nase“ postuliert, aber letztlich entscheidet die Summe von objektiv messbaren Merkmalen nur etwa zur Hälfte darüber, ob wir jemanden mehr oder weniger schön finden. Die andere Hälfte unseres Schönheitsempfindens ist subjektiv. So kommt es, dass auch Models, die die gängigen Schönheitsnormen nicht voll erfüllen, eine Chance haben.
Was aber bestimmt vornehmlich unsere subjektive „Ästhetik“: die erbliche Veranlagung oder die persönliche Erfahrung?
Um diese Frage beantworten zu können, haben amerikanische Psychologen zunächst über 35.000 Besucher ihrer Website differenziert nach den Gründen befragt, warum sie die Gesichter mögen, die sie schön finden (www.testmybrain.org > Judging Face Attractiveness). Dann haben sie systematisch 200 frontale Porträtfotos ausgewählt, die sich in den maßgeblichen Kriterien des Schönheitsempfindens so voneinander unterschieden, dass alle Variationsmöglichkeiten abgedeckt waren. Schließlich haben sie sowohl eineiige (n = 547) als auch zweieiige gleichgeschlechtliche Zwillingspaare (n = 214) rekrutiert, die die Attraktivität dieser Personen mit einer Note von 1 bis 7 bewerten sollten. Wenn der Schönheitssinn vererbt wird, hätten die eineiigen Zwillinge deutlich häufiger dieselben oder (gemäß den Kriterien) ähnlichen Gesichter attraktiv finden müssen als die zweieiigen Zwillinge. Dies war aber nicht der Fall.
Daraus ergibt sich, dass sich unser Geschmack (im weiteren Sinne) im Laufe unseres Lebens aufgrund der individuellen Umgebung und der empfangenen Eindrücke bildet und entwickelt. |
Quelle
Germine L, et al. Individual Aesthetic Preferences for Faces Are Shaped Mostly by Environments, Not Genes. Curr Biol; Epub 1.10.2015
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