Prisma

Herzreparatur in fünf Minuten

UV-aktiviertes Polymer klebt Löcher zu

cae | Ein hydrophober Licht-aktivierter Klebstoff (HLAA) erhärtet im Körper innerhalb von fünf Minuten nach der Applikation; danach wird er biologisch abgebaut und durch natürliches Gewebe ersetzt. Was bei Ratten und Schweinen ohne Komplikationen funktioniert, soll bald auch am Menschen erprobt werden. 
Foto: contadora1999 – Fotolia.com

Das Pflaster für das echte Herz sieht nicht nur anders aus, es wird auch biologisch abgebaut, nachdem es seine Aufgabe erfüllt hat.

Zu den angeborenen Herzfehlern ge­hören kleine Löcher in den Scheidewänden der Herzkammern und Vor­höfe, die früher nur durch eine offene Operation zugenäht werden konnten. Minimalinvasiv können sie heute durch Fremdkörper verschlossen werden, die mithilfe eines Katheters im Loch platziert und im Laufe der Zeit vom benachbarten Gewebe umwachsen werden. Demgegenüber erscheint eine Therapie revolutionär, die im ­Herzen keine Spuren wie Narben oder Fremdkörper zurücklässt und nur eine sehr kurze, minimalinvasive ­Operation erfordert.

Techniker der Harvard University ­entwickelten ein HLAA (hydrophobic light activated adhesive), mit dem ein Pflaster beschichtet wird, das mithilfe eines Katheters zur defekten Herzwand transportiert wird. Danach öffnet sich ein Ballon, der das Pflaster fixiert, und in einem zweiten Ballon beginnt eine UV-Lichtquelle zu strahlen und härtet minutenschnell den anfangs flüssigen Klebstoff. Dann wird der Katheter mitsamt den beiden Ballons, aber ohne das Pflaster wieder ­herausgezogen.

Bei vielen Ratten und sechs Schweinen hat das Reparatursystem problemlos funktioniert. Bei ihnen wurden auch Magenulzera und Darmperforationen zugeklebt und dauerhaft geheilt. Die Chancen, bald mit einer klinischen Studie zu beginnen, stehen gut. |

Quellen

Roche ET. A Multi-faceted Approach to Cardiac Repair. Diss. Harvard University 2015

Roche ET, et al. A light-reflecting balloon ­catheter for atraumatic tissue defect repair. Sci Transl Med 2015;7:306ra149


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