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Zahnheilkunde
Zeigt her eure Zähne
Was sich in Sachen Zahnpflege empfehlen lässt
Die beste Zahnbürste ist die, die benutzt wird. Damit ist eigentlich das Wichtigste bereits gesagt. Denn unabhängig davon, ob manuell oder elektrisch geputzt wird – immer entscheidet die richtige Putztechnik über den Putzerfolg. Nun zu den Details: Für die Reinigung der Zähne mit einer Handzahnbürste empfiehlt sich eine Bürste mit kurzem Kopf, planem Kunststoffborstenfeld mit weichem oder mittleren Härtegrad und abgerundeten Borsten, damit das Zahnfleisch nicht verletzt wird. Harte Borsten sind „out“. Auch vor Borsten aus Naturhaar wird häufig gewarnt. Sie sind meist hohl, sodass sich Bakterien ansammeln und vermehren können. Gewechselt werden sollte die Zahnbürste alle zwei bis drei Monate. Das gilt auch für die Bürstenaufsätze bei elektrischen Zahnbürsten.
Königsweg: „modifizierte“ Bass-Technik
Damit sich das zweimal tägliche Putzen auch lohnt, muss mit der richtigen Technik und möglichst mit System geputzt werden. Zuerst Front- und Seitenzähne reinigen, beginnend mit den Innenflächen im Unter- und Oberkiefer (von rechts nach links). Dann folgen die Außenflächen und schließlich die Kauflächen der „Backenzähne“. Die „Schrubbertechnik“ ist Kleinkindern vorbehalten. Hier stehen die Borsten senkrecht auf den Außenflächen der geschlossenen Zahnreihen oder den Kauflächen. Die Bürste wird horizontal hin- und her bewegt. Innenflächen werden so nur sehr unzureichend gereinigt. Kreisende Bewegungen an den Außen- und Innenflächen sind für Kinder ebenfalls eine Option. Der „Königsweg“ bei der Zahnreinigung aber ist die „modifizierte“ Bass-Technik, die eine sehr gründliche Reinigung der Zähne verspricht. Die Borstenachse bildet zur Zahnkrone einen Winkel von 45 bis 60°. Das Borstenfeld ist zum Zahnfleisch gerichtet und sollte zu gleichen Teilen die Zahnoberfläche und das Zahnfleisch bedecken. Mit leichtem Druck – so dass sich die Borsten biegen – werden an der Außenfläche kleine rüttelnde Hin- und Her-Bewegungen durchgeführt, in jedem Zahnabschnitt etwa zehnmal. Anschließend erfolgt eine Wischbewegung zur Kaufläche hin, mit der gelöste Plaque entfernt wird. Die Rückseiten werden gereinigt, indem die Zahnbürste senkrecht gehalten wird und auch hier kleine Rüttelbewegungen ausgeführt werden. Die Kauflächen werden mit senkrecht aufliegenden Borsten gereinigt.
Oder doch elektrisch?
Lange Zeit stand als elektrische Zahnbürste nur die Rotationszahnbürste zur Verfügung, angetrieben durch einen kleinen Elektromotor. Sie ist mit einem runden Bürstenkopf ausgestattet, der sich durch mechanische Bewegung abwechselnd nach rechts und links dreht – mit 5000 bis 6000 Rotationen pro Minute, und damit deutlich mehr als mit der Handzahnbürste. Manche Rotationszahnbürsten lassen den Kopf zusätzlich pulsieren. Mit dem kleinen Bürstenkopf können auch schwer zugängliche Stellen gut erreicht werden.
Die Begriffe „Schallzahnbürste“, „Ultraschallzahnbürste“ oder auch „Sonic-Zahnbürste“ werden häufig synonym verwendet. Nur die wenigsten Modelle arbeiten tatsächlich mit Ultraschall (siehe unten). Meist handelt es sich um Schallzahnbürsten, bei denen das Bürstchen über einen elektrischen Schallwandler angetrieben wird. Die Zähne werden also auch bei Schallzahnbürsten nicht durch Schallwellen gereinigt, sondern ebenfalls durch Borsten – allerdings mit einer deutlich höheren Schwingungsfrequenz von 30.000 Schwingungen in der Minute. Schallzahnbürsten verfügen meist über einen länglichen Bürstenkopf, der von Zahn zu Zahn geführt wird. Richtig, sprich ohne großen Druck, angewandt, sind sie schonend für die Zahnsubstanz.
Ultraschallbürsten, die derzeit teuerste Zahnbürstenvariante, reinigen den Zahn nicht mechanisch, wie Rotationszahnbürsten oder Schallzahnbürsten, sondern per Ultraschall. Erzeugt werden 1,6 bis 1,8 Millionen Schwingungen pro Sekunde, die über einen Bürstenkopf oder Tupfer auf die Flüssigkeit im Mund übertragen werden. Sie erzeugen aus der Zahnpasta, die zuvor im Mund verteilt wird, Schaumblasen und bringen sie zum Platzen. Der Zahn wird dadurch gereinigt, ohne dass Zahn- und Zahnfleisch unmittelbar mechanisch bearbeitet werden. Für manche, aber nicht für alle Ultraschallzahnbürsten, wird eine spezielle Zahncreme empfohlen.
Wer braucht schon einen Zungenreiniger?
„Eigentlich jeder“, …
… so Professor Benz. Denn die Zunge ist das größte Reservoir der im Mund befindlichen Bakterien. Bis zu 80% aller Bakterien im Mund sitzen auf der Zunge. Man muss sich die Zunge wie einen hochflorigen Teppichboden vorstellen. In dessen Zwischenräumen sitzt ein bakterieller Biofilm, der für die Entstehung von Parodontitis und Karies verantwortlich ist, aber auch ganz entscheidend für den Mundgeruch. Die regelmäßige Reinigung der Zunge kann deshalb Mundgeruch sehr wirksam verhindern. Zungenreiniger müssen aber sanft eingesetzt werden. Dafür gut geeignet sind aus seiner Sicht Zungenreiniger, die Moosgummi verwenden. Wer geübt ist, kann auch Zungenreiniger mit Metallstreifen einsetzen. Gegen das anfängliche Würgegefühl bei der Reinigung hilft es, die Augen zu schließen. „Der Aufwand einer Zungenreinigung ist gering, der Effekt ist groß. Man erreicht ein perfektes Frischegefühl, die Zahl der Bakterien wird deutlich reduziert und man schmeckt besser, weil auch die Geschmacksknospen auf der Zunge gereinigt werden. Leider werden Zungenreiniger noch viel zu wenig verwendet. Ideal wäre mehrmals wöchentlich, aber schon einmal pro Woche ist besser als gar keine Zungenreinigung.“
Wichtig: saubere Zahnzwischenräume
Die Zahnzwischenräume wirksam zu reinigen, ist ein wesentlicher Bestandteil der Zahnpflege. Sie machen etwa 40% der gesamten Zahnoberfläche aus und sind mit der Zahnbürste schlecht zu erreichen. Es geht also nicht nur darum, Essensreste zwischen den Zähnen zu entfernen, sondern die Plaque zu entfernen. Zahnseide wird in Deutschland am häufigsten verwendet. Sie wird in einem „U“ um den Zahn gelegt und mit leichtem Druck auf und ab bewegt. Die Effektivität gewachster und ungewachster Zahnseide ist vergleichbar. Prof. Dr. Christoph Benz, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, empfiehlt dennoch die ungewachste Variante (siehe Interview). Wie ein Flaschenreiniger arbeiten Interdentalbürstchen, bei denen die richtige Größe für eine effektive und schonende Reinigung entscheidend ist. Zahnhölzer, nicht zu verwechseln mit den runden Zahnstochern, sind aus weichem Holz, das bei Feuchtigkeitsaufnahme quillt und sich so der Oberfläche des Zahns anpasst. Der Reinigungseffekt ist allerdings niedriger als bei Zahnseide oder Interdentalbürstchen. Welche Methode für den einzelnen Patienten geeignet ist, ist individuell verschieden. Wer sehr eng stehende Zähne hat, kommt mit Zahnseide wahrscheinlich am besten zurecht. Sie ist auch bei normalen Zahnzwischenräumen geeignet. Sind die Lücken breiter, bei Zahnspangen oder Brücken, kann flauschige Zahnseide besser sein. Hier lassen sich auch Interdentalbürstchen – in der richtigen Größe – sehr gut einsetzen.
Pflege der „Dritten“: mehr als Reinigungstabletten
Die Pflege der „dritten Zähne“ ist genauso wichtig wie die Pflege der eigenen Zähne, denn die Prothese kann eine Brutstätte für Bakterien sein, die zu ernsthaften Erkrankungen führen können. Spezielle Bürsten für die Prothesenreinigung erlauben eine besonders gute Reinigung der Prothesensättel. Für die Innenseite der Prothese sind in Seifenlauge getauchte Wattestäbchen oder Einbüschelbürsten geeignet. Zur Desinfektion empfiehlt sich eine 0,2-prozentige Chlorhexidin-Lösung. Reinigungstabletten werden nur eingeschränkt empfohlen (siehe Interview). Sie können keinesfalls die mechanische Prothesenreinigung ersetzen. Die Prothesenhygiene sollte nach jeder Mahlzeit erfolgen. Außerdem sollte die Mundhygiene auch von Prothesenträgern nicht vernachlässigt werden und Gaumen, Zunge und Schleimhaut regelmäßig mit einer weichen Bürste gereinigt werden.
Zahnpflege bei Kindern: Wenn’s sein muss mit Musik
Ab dem ersten Milchzahn sollte bei Babys mit einer Babyzahnbürste und einer erbsengroßen Menge Kinderzahnpasta täglich geputzt werden. Bei älteren Kindern gilt letztlich, was auch für Erwachsene gilt: Wichtig ist, dass sie ihre Zahnbürste gern und regelmäßig benutzen. Ob elektrisch oder manuell sei dabei zweitrangig, sagte Prof. Dr. Martin Jung, Oberarzt der Gießener Poliklinik für Zahnerhaltungskunde und Präventive Zahnheilkunde, in der Zeitschrift Ökotest 2013. „Wenn die Technik oder Extras wie Musik das Kind dazu motivierten, öfter und länger zu putzen, dann können Eltern diesen positiven Effekt nutzen.“ Komme ein Kind aber gut mit der manuellen Zahnbürste zurecht, gebe es keinen Grund zu wechseln. Eine Kinderzahnbürste sollte auf jeden Fall einen breiten, rutschfesten Griff haben, den das Kind gut halten kann. Damit sie in den kleinen Kindermund passt und alle Zähne erreicht, sollte der Bürstenkopf schmal, die Borsten aus Kunststoff, weich und abgerundet sein. Bis zum dritten Lebensjahr sollten die Eltern aber immer nachreinigen. |
Quelle
Regelmäßig die Zahnbürste wechseln. Saubere Bürsten - saubere Zähne. Patientenportal der nordrheinischen Zahnärzte, www.zahnaerzte-nr.de
Zahnbürsten Tests – Testberichte und Ratgeber, www.zahnbuersten-tests.de
Portal für Zahnmedizin und Zahngesundheit, www.portal-der-zahnmedizin.de
Zähneputzen – aber richtig.Patienteninformation der Universitätsmedizin Greifswald – parodontologische Abteilung, www.dental.uni-greifswald.de
Zahnputztechniken. www.zahngesundheit-online.com
Prophylaxe für Menschen in der zweiten Lebenshälfte. Broschüre der Bayerischen Landeszahnärztekammer (BLZK)
Internetseiten der Bayerischen Landeszahnärztekammer (BLZK), www.zahn.de
Autorin
Dr. Beate Fessler ist Apothekerin und arbeitet als freie Medizinjournalistin unter anderem für die Deutsche Apotheker Zeitung.
6 Kommentare
Schallzahnbürste
von Michael am 11.12.2019 um 21:02 Uhr
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schlechter Atem
von steveano am 22.09.2019 um 23:17 Uhr
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Kinder spielerisch an die Zahnpflege gewöhnen
von Bastian am 28.04.2018 um 1:47 Uhr
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Zahnpflege bei fester Zahnspange
von Sonja Kaspeitzer am 23.12.2017 um 7:52 Uhr
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Die Richtige Zahnbürste finden
von Matthias am 09.03.2017 um 21:04 Uhr
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Sehr Behilflich
von Leon Gordon am 09.01.2017 um 2:59 Uhr
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