DAZ aktuell

Weigeldt poltert gegen Apotheker

Medikationsmanagement: Hausärzte-Vorsitzender gegen stärkere Einbeziehung der Apotheker

BERLIN (ks) | Der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, hält nichts davon, die Rolle der Apotheker im E-Health-Gesetz über den bisherigen Entwurf hinaus zu erweitern. Im Gegenteil: Die Hausärzte als „zentrale Akteure beim Medikationsmanagement“ müssten gestärkt werden, denn nur sie hätten den nötigen Überblick über die Arzneimittel­verordnungen, betont er in einer Pressemeldung seines Verbandes. Zudem gibt Weigeldt ABDA-Präsident Friedemann Schmidt eine Retour-Kutsche. Dieser hatte kürzlich in einem Interview die Schweiz als mögliches Vorbild genannt, weil dort Apotheken die Lotsenfunktion im Gesundheitswesen von den Hausärzten teilweise übernommen haben. Weigeldt seinerseits verweist nun auf das Dispensierrecht der Schweizer Ärzte, das von der Bevölkerung „außerordentlich positiv beurteilt“ werde.
Foto: Deutscher Hausärzteverband

Das Medikationsmanagement muss zwingend beim Hausarzt liegen, findet Ulrich Weigeldt, Vorsitzender des Hausärzteverbands.

Weigeldt ist bekannt für seine provokanten Äußerungen – auch gegenüber Apothekern. Schon das ABDA/KBV-Modell war ihm ein Dorn im Auge, da es Patienten „keinerlei Vorteile“ bringe. Nun fordert er im Namen des Deutschen Hausärzteverbands, Hausärztinnen und Hausärzte als zentrale Akteure beim Medikationsmanagement zu stärken. „Der Hausarzt ist der einzige, der einen seriösen Überblick über sämtliche Arzneimittelverschreibungen haben kann, denn bei ihm laufen sämtliche Befunde zusammen. Dies kann niemand anderes leisten“, behauptet Weigeldt. Der Hausarzt kenne seine Patienten am besten – und für deren Sicherheit sei es daher „zwingend notwendig, dass das Medikationsmanagement bei den Hausärztinnen und Hausärzten liegt“.

Am Ende soll der Hausarzt bestimmen

Was das im E-Health-Gesetz vorgesehene Medikationsmanagement betrifft, erklärt Weigeldt: „Unabhängig davon, ob es sich um IT-Anwendungen oder um Medikationspläne in Papierform handelt – am Ende muss der Hausarzt in Abstimmung mit den Patienten und unter Berücksichtigung dessen (sic) Gesamtsituation beurteilen, wie der jeweilige Medikationsplan aussehen muss“. IT-Anwendungen eröffneten Chancen, die künftig noch mehr genutzt werden müssten, um die Arzneimitteltherapiesicherheit zu steigern.

Kompetenzverteilung führt nicht zu mehr Sicherheit

Weigeldt fährt fort, dass dabei eine Zusammenarbeit mit Apothekern, Fachärzten und Kliniken notwendig und sinnvoll sei. Zugleich mahnt er, dass eine Verteilung der Kompetenzen auf viele Schultern nicht zu mehr Sicherheit bei der Verschreibung von Medikamenten führe, sondern vielmehr zu fehleranfälligen Schnittstellen. Mit Blick auf Friedemann Schmidts vorletzte Woche in mehreren Zeitungen veröffentlichtes Interview stichelt der Hausärzte-Funktionär: „Wenn von einzelnen Vertretern die Schweiz als Vorbild angeführt wird, wo Apotheker angeblich auch ohne Hausärzte zurecht kommen würden, dann sollte man gleichzeitig nicht vergessen, dass in weiten Teilen der Schweiz Hausärztinnen und Hausärzte das Dispensierrecht haben. Dies reduziert Schnittstellen, erhöht die Arzneimittelsicherheit und wird dort von der Bevölkerung außerordentlich positiv beurteilt.“ |

1 Kommentar

Nur wirtschaftliche Interessen

von Peter Lang am 22.10.2018 um 11:06 Uhr

Man nehme ein paar Arzte und ein paar Apotheker, rühre einmal um und schon hat man eine Sumpf von wirtschaftlichen Interessen. Die Interessen der Patienten sind für beide Parteien völlig uninteressant. Es geht ausschließlich ums Geld. Vorgeschoben wird aber von Allen ja nur das "Patientenwohl". Was für eine verlogene Diskussion!

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