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Theorie und Wirklichkeit
Studie der Universität Münster zeigt erhebliche Abweichungen beim Medikationsplan auf
Die Ergebnisse der Studie von Isabel Waltering, Dr. Oliver Schwalbe und Prof. Dr. Georg Hempel wurden im „Journal of Evaluation in Clinical Practice“ veröffentlicht, wie die Apothekerkammer Westfalen-Lippe mitteilt. Die Studie belege, dass die Diskrepanz zwischen Medikationsplan und tatsächlicher Medikamenteneinnahme noch viel höher sei als bisherige Untersuchungen nahelegten: „Unser Untersuchungsansatz berücksichtigt erstmals neben den von Allgemein- und Fachärzten verordneten verschreibungspflichtigen Arzneimitteln auch die Einnahme nicht verschreibungspflichtiger Arzneimittel“, erläutert Hempel.
Von den 500 begleiteten Patienten verfügten 399 (80%) über einen individuellen Medikationsplan. Danach nahmen sie im Schnitt knapp neun verschreibungspflichtige Arzneimittel ein – die Bandbreite reichte von einem bis 21 Wirkstoffen. Hinzu kam durchschnittlich ein OTC-Arzneimittel (0 bis 6 Präparate). Bei der Aufnahme und Analyse aller tatsächlich eingenommenen Arzneimittel in den Apotheken, der sog. Brown-Bag-Analyse, wurden allerdings 2021 Abweichungen festgestellt. Das sind im Schnitt mehr als fünf je Patient. Die Abweichungen vom Medikationsplan betrafen in 78 Prozent der Fälle den verschreibungspflichtigen und in 22 Prozent den nicht verschreibungspflichtigen Bereich. In 41 Prozent der Fälle, in denen die Realität vom Plan abwich, ging es um den Austausch eines Arzneimittels durch ein weitgehend wirkstoffgleiches Arzneimittel eines anderen Herstellers. „Der Austausch an sich ist nicht das Problem, da die Wirksamkeit dieselbe ist. Aber dadurch, dass auf dem Medikationsplan ein anderer Name steht als auf dem ausgehändigten Medikament, kann es bei den Patienten zu Missverständnissen und Fehleinnahmen kommen“, so Hempel. In 30 Prozent der Fälle nahmen Patienten ein Arzneimittel ein, das nicht im Medikationsplan aufgeführt war, 18 Prozent hatten eines oder mehrere Arzneimittel ohne Kenntnis des Arztes abgesetzt. In elf Prozent der Fälle gab es zum Teil erhebliche Abweichungen bei der eingenommenen Dosis. Betroffen waren zumeist Antihypertonika (494 Fälle), gefolgt von Analgetika (178) und Antidepressiva (105).
„Vollständige und aktuelle Informationen über die verordnete Medikation sind eine Grundvoraussetzung für eine sichere und optimale Therapie. Vor dem Aushändigen des Medikationsplanes ist eine Medikationsanalyse vorzunehmen“, schlussfolgern die Studienautoren. Aus ihrer Sicht sollten öffentliche Apotheken eine Schlüsselrolle bei der Erstellung und regelmäßigen Aktualisierung von Medikationsplänen spielen. „Gerade bei Patienten, die mehrere Medikamente einnehmen – und das sind in den meisten Fällen ältere Menschen – ist eine Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern besonders wichtig. Offensichtlich bestehen hier noch hohe Defizite“, betont Isabel Waltering. Als AMTS-Dozentin an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster hat sie in den letzten drei Jahren 428 Apothekerinnen und Apotheker auf ihrem Weg zum AMTS-Manager begleitet. „Diese Apothekerinnen und Apotheker können als Lotsen zwischen dem Patienten und den verordnenden Ärzten in ganz entscheidendem Maße zu einer Verbesserung der Therapiesicherheit beitragen.“ |
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