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„Wir kämpfen für die PTA-Ausbildung, nicht gegen den Verband“
Interview mit AKWL-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening
DAZ: Sehen Sie sich und die AKWL als Sieger in der Auseinandersetzung mit dem AVWL?
Overwiening: AVWL und AKWL befinden sich seit dem Juni 2011 auf einem gemeinsamen und durchaus steinigen Weg, die PTA-Ausbildung in Westfalen-Lippe neu und zukunftsfähig auszurichten. Diesen gemeinsamen Weg haben der AVWL und der Trägerverein der vier „Verbandsschulen“ etwa zwei Wochen vor unserer Kammerversammlung verlassen und versucht, mit „Brandbriefen“ an unsere Delegierten, Presseaussendungen und Anträgen an die Kammerversammlung Druck auszuüben. Diese zum Teil über die Öffentlichkeit geführte Kampagne hat dem Kammervorstand und mir als Präsidentin nicht gefallen, zumal es nicht um die strukturelle Verbesserung der PTA-Ausbildung ging, sondern darum, mehr oder weniger mit der Brechstange zusätzliche Gelder für die vier „Verbandsschulen“ einzufordern. Unter Druck trifft man aber oft falsche bzw. übereilte Entscheidungen. Insofern bin ich froh, dass die Delegierten unseres Apothekerparlamentes diesem Druck standgehalten haben und mit überwältigender Mehrheit der Beschlussempfehlung des Vorstandes gefolgt sind. Sie sieht erstens eine stärkere Unterstützung der PTA-Ausbildung vor – bis zu den Grenzen des rechtlich möglichen – und bindet diese zweitens an dringend erforderliche strukturelle Veränderungen in den Schulen. Kammer und Verband haben ja nicht nur zum Spaß gemeinsam einen Unternehmensberater eingeschaltet. Insofern ist das für uns kein Sieg, da wir ja nicht gegen den Apothekerverband kämpfen, sondern allenfalls um eine gemeinsame Lösung im Sinne der PTA und der Apotheken in Westfalen-Lippe ringen. Ich werte es aber als Erfolg, dass wir jetzt einen Beschluss erwirkt haben, der den durch die externe Beratung gewonnenen Erkenntnissen Rechnung trägt.
DAZ: Wie geht es jetzt mit der PTA-Ausbildung weiter? Wie schnell können die Qualitätskriterien definiert werden?
Overwiening: Fakt ist, dass es bei der PTA-Ausbildung kein „Weiter so“ geben darf. Unsere erhöhte Förderung bietet allen sieben Schulen die Chance, den Übergang in eine bessere Zukunft zu gestalten. Die weiteren Details der Umsetzung des Kammerbeschlusses werden bereits seit Donnerstag von der Kammergeschäftsstelle vorbereitet. Sie werden in einem zweiten Schritt mit den PTA-Schulleiter/innen und den Schulträgern abgestimmt, so dass bei Nachweis von strukturellen Verbesserungen und Zukunftsmodellen bereits die ersten Fördermittel in diesem Jahr fließen könnten.
DAZ: Was soll dort festgelegt werden? Geht es um die Qualität der Bewerber oder der Ausbildung?
Overwiening: Wir werden einen Kriterienkatalog entwickeln, der den besonderen Gegebenheiten des Schulstandortes ebenso Rechnung trägt wie den Hemmnissen und Potenzialen einer weiteren Entwicklung. Auf dem Lande ist es zumeist sehr viel schwerer überhaupt erst einmal die Klassen zu füllen. In größeren Städten wird ein Faktor wie der Migrationshintergrund vieler Schüler/innen womöglich relevanter sein. Wir laden die Schulen mit unserem neuen Förderkonzept dazu ein, kreativ zu sein und werden auch ihre Aktivitäten, beispielsweise eine umfassende Öffentlichkeitsarbeit und eine starke Präsenz auf Berufsmessen zu würdigen wissen, ebenso wie die interne Fortbildung des Lehrpersonals oder eine besonders intensive Begleitung der Schüler/innen auf ihrem Weg zum Abschluss und in die öffentliche Apotheke.
DAZ: Der Grundkonflikt über die PTA-Ausbildungsfinanzierung ist noch ungelöst. Gibt es noch Chancen für eine Einigung mit dem AVWL?
Overwiening: Für die Kammer und ganz sicher auch für den Verband ist klar, dass wir beim Thema PTA auch – ungeachtet der letzten zwei Wochen – weiter Seite an Seite arbeiten werden. Das haben wir ja auch bereits seit vier Jahren so gehandhabt, durchaus aus unterschiedlichen Perspektiven, aber stets vertrauensvoll und mit gegenseitiger, kollegialer Wertschätzung. Wie geht es jetzt weiter? Wir als Kammer erarbeiten den Kriterienkatalog für die erhöhte Kammerförderung. Gleichzeitig erwarten wir vom Apothekerverband, dass er das gemeinsam entwickelte Stipendienmodell mit Volldampf umsetzt – und bieten dafür wiederum volle Unterstützung an.
DAZ: Treten Sie nach Lösung dieses Konflikts wieder dem AVWL bei?
Overwiening: Wer auch immer dafür verantwortlich war, dass meine per Einschreiben an den AVWL erfolgte Kündigung, die ich ansonsten an niemanden weiter kommuniziert habe, in die Öffentlichkeit getragen wurde, hatte vermutlich nicht damit im Sinn, die Debatte zu versachlichen. Das bedauere ich außerordentlich. Es trifft zudem mich – und auch meinen Mann – in unseren Persönlichkeitsrechten. Die Kündigung meiner Mitgliedschaft wird zum 31. Dezember 2015 wirksam. Bis dahin gibt es also noch jede Menge Zeit für Gespräche.
DAZ: Vielen Dank für das Gespräch! |
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