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- DAZ 19/2015
- Falten von außen glä
Haut
Falten von außen glätten?
Zum Einsatz von Anti-Aging-Substanzen in Topika
Die Haut bedarf eines ständigen Schutzes vor schädlichen Umwelteinflüssen. Dazu zählen vor allem die UV- und IR-Strahlung, Rauchen, unausgewogene und einseitige Ernährung, Schlafdefizit sowie ein ungesunder Lebensstil mit wenig Bewegung und starker Belastung. Stress kann sich direkt negativ auf die Haut auswirken. Der wichtigste präventive Ansatz zur Vermeidung von vorzeitigen Alterungsprozessen besteht in der Verabreichung von protektiven Antioxidanzien. Daneben ist eine ausreichende Hydratisierung durch Aminosäuren, Milchsäure und Harnstoff notwendig, die einen natürlichen Schutz gegen reaktive Verbindungen ermöglichen.
Das Hautbild wird durch die intrinsische Hautalterung und die extrinsische Hautalterung geprägt (siehe S. 54). Unsere Haut braucht daher zeitlebens eine individuelle Pflege. Einen allgemeinen Hauttyp gibt es nicht. Jede Haut ist verschieden und hat ihre spezifischen und individuellen Bedürfnisse. Diese werden schon durch die genetische Disposition vorgegeben. Jede Haut reagiert anders auf schädliche Substanzen und Umweltreize. Grundsätzlich sollte in Hautpflegeprodukten auf folgende Komponenten weitestgehend verzichtet werden:
- Parfümstoffe, insbesondere hormonähnliche Duftstoffe
- Konservierungsstoffe,
- Mineralöle und Emulgatoren.
Der Schutz des Körpers vor Wasserverlust sowie vor mechanischen, chemischen und physikalischen Einflüssen gehört zu den wichtigsten Funktionen der Haut. Und vor allem die äußerste Hautschicht, das Stratum corneum, sorgt dafür, dass unerwünschte Schadstoffe ebenso wenig in und durch die Haut transportiert werden wie erwünschte Wirkstoffe. Bei dermatologischen Produkten gegen Hautalterung ist die Gesamtformulierung entscheidend und nicht die einzelnen Inhaltsstoffe. Am häufigsten verwendet werden Cremes und Lotionen, bei denen es sich um W/O-Emulsionen, O/W-Emulsionen, multiple Emulsionen oder lamellare Systeme handeln kann. Doch auch lipidfreie Hydrogele werden als Grundlagen eingesetzt.
Bei einem Wirkstofftransport in und durch die Haut müssen vier Schritte berücksichtigt werden (siehe Abb. „Phasen des dermalen Wirkstofftransports“). Die Liberation, die Freisetzung eines Wirkstoffs aus der Grundlage auf der Hautoberfläche, sein Eindringen in das Stratum corneum (Penetration), die Ausbreitung in das Corium und zum Teil in die Subcutis (Permeation) und die Resorption, Aufnahme eines Wirkstoffes in die Lymph- und Blutgefäße. Wie viel von einem Wirkstoff und wie schnell er aufgenommen wird, hängt von vielen Faktoren ab: den Eigenschaften des Vehikels, des Wirkstoffs und der Haut. Alle diese Faktoren können sich gegenseitig beeinflussen.
Es werden drei Hauttypen unterschieden: Die Mischhaut ist der normale Hauttyp. Dieser ist aber keineswegs durch einen ausgewogenen Fett- und Wasserhaushalt gekennzeichnet, sondern vielmehr – je nach Hautpartie – durch einen unterschiedlichen Talg- und Feuchtigkeitshaushalt. So ist die T-Zone, also Stirn, Nase und Kinn, meistens eher fettig, während die Augen- und Wangenpartie oft eher zu trocken ist. Hier empfiehlt sich eine Pflege, die sowohl hydrophile als auch lipophile Komponenten in einem ausgeglichenen Verhältnis zuführt.
Die fette und feuchte Haut erscheint glänzend, dicker und großporiger, da viel Talg und damit auch Fett und Feuchtigkeit gebildet werden. Pickel und Mitesser kommen häufiger vor. Hier sind stark rückfettende Produkte zu meiden.
Die fettarme und trockene Haut kann aufgrund der niedrigen Talgproduktion wenig Feuchtigkeit speichern und wirkt daher oft stumpf und feinporig. Sie ist häufig sehr dünn und neigt zur Faltenbildung. Für sie ist die Zufuhr hochwertiger Lipide entscheidend.
Nährstoffe in Kosmetika gegen die Hautalterung
Vitamin A und Carotinoide wirken als antioxidative Radikalfänger, die in der Haut die Konzentration von freien Radikalen reduzieren, die als Hauptursache der Hautalterung gelten.
In kosmetischen Mitteln dürfen Retinol, Retinylpalmitat (Ester aus Retinol und Palmitinsäure) und Retinaldehyd sowie deren Derivate eingesetzt werden. Diese Stoffe werden in der Haut in die biologisch aktive all-trans-Retinsäure umgewandelt. Sie können die Kollagen-Synthese steigern und den Kollagen-Abbau hemmen. Dadurch ist mehr Kollagen verfügbar; das macht die Haut fester, geschmeidiger und straffer. Die Substanzen können das Hautbild signifikant verbessern und erreichen auch die tieferen Hautschichten, in denen die kutane Biomatrix gebildet wird.
Vitamin C ist ebenfalls ein starker Radikalfänger, der synergistisch mit anderen Antioxidanzien in der Haut zu deren Schutz wirken kann. Lipophile Vitamin-C-Derivate und -Konjugate können auch die tieferen Hautschichten erreichen und dort die Kollagen-Synthese steigern. Vitamin C induziert Inhibitoren der Kollagenase und hemmt daher den Abbau von Kollagen. Auch die Elastase und damit der Abbau von Elastin werden durch Vitamin C gehemmt. Die Elastin-Synthese wird dagegen durch Vitamin C gesteigert. Außerdem wird die Bildung von Keratin stimuliert und dessen Abbau gehemmt. Es kommt zu einer vermehrten Hydroxylierung des Prolins, was essenziell zur Synthese der Hautfasern beiträgt und damit der Haut die jugendliche Elastizität, Festigkeit und Straffheit erhält oder sogar zurückgibt.
Vitamin E wirkt vor allem als Antioxidans in der Haut und schützt die empfindlichen Membranen der Haut vor der alterungsbedingten Lipidperoxidation. Vitamin E hemmt ebenfalls die Kollagenasen und damit den Abbau der kutanen Biomatrix. Es stabilisiert die Lipide in der Haut und kann diese vor der oxidativen Zerstörung bewahren. Vor allem in den Kraftwerken der Zellen, den Mitochondrien, wirkt Vitamin E zum Schutz der Mitochondrien-Membranen, so dass die für die Regeneration der Haut wichtige Energiestoffwechseleffizienz aufrechterhalten werden kann. In Dermokosmetika gegen Hautalterung werden neben freiem Tocopherol auch Tocotrienol und Vitamin-E-acetat verwendet.
Biotin ist nicht nur an der Bildung von Keratin, sondern auch an der Synthese von Kollagen und Elastin beteiligt. Es verbessert die Energiestoffwechseleffizienz der Haut und hilft, Struktur und Funktion selbst unter starker Belastung durch Umweltfaktoren wie Hitze, Kälte und UV-Strahlung zu erhalten.
Pantothensäure, Panthenol und Panthenylethylether steigern die Hydratisierung der Haut und können deren Regeneration anregen. Vor allem die Epidermis wird nach Behandlung mit diesem B-Vitamin und dessen Derivaten schneller erneuert. Positiv wird auch die Wundheilung beeinflusst.
Flavonoide und Coenzym Q10fördern ebenso wie Alpha-Liponsäure die Hydratisierung der Haut und helfen, reaktive Verbindungen zu neutralisieren. Phytoestrogene können der Hauttrockenheit entgegenwirken und starke antioxidative Wirkungen entfalten. Sie verringern die Hautrauigkeit mit Bildung von Linien und Falten.
Palmitoylpentapeptide und argininreiche Peptide steigern die Produktion von Kollagen, Elastin und Keratin in der Haut und können so dem Alterungsprozess der kutanen Biomatrix entgegenwirken. Kollagen-Peptide sind eine neue Option, direkt die Bildung der Hautfasern zu steigern und so dem altersbedingten Abfall der Synthese von Biomatrixelementen entgegenzuwirken. Auch andere Peptide wie Milchpeptide, Weizenpeptide und Reispeptide besitzen diese Wirkung.
Harnstoff (Urea), Milchsäure (Lactat) und das zyklische Pyro-Glutamat (ein Glutaminsäurederivat) sind wichtige Bestandteile des natürlichen Feuchthaltefaktors (Natural Moisterizing Factor, NMF) und wirken wasserspeichernd.
Hochwertige pflanzliche Öle (z. B. Nachtkerzenöl, Leinsamenöl und Kokosöl) enthalten Bestandteile wie fettlösliche Vitamine, Triterpene, Lecithin, Flavonoide und Mineralstoffe, die den Lipidmantel der Haut und die Keratinmatrix wieder aufbauen und regenerieren können – gerade ältere und trockene Haut braucht diese besondere Pflege.
Die Regeneration der Haut kann schon heute durch Topika unterstützt werden. Die sichtbaren Zeichen der Alterung können so zumindest kurzfristig positiv beeinflusst werden, die Effekte sind aber nicht nachhaltig und dauerhaft. |
Literatur
Bauza E, Oberto G, Berghi A, Dal CF, Domloge N. Collagen-like peptide exhibits a remarkable antiwrinkle effect on the skin when topically applied: in vivo study. Int J Tissue React 2004;26(3-4):105-111
Callaghan TM, Wilhelm KP. A review of ageing and an examination of clinical methods in the assessment of ageing skin. Part 2: Clinical perspectives and clinical methods in the evaluation of ageing skin. Int J Cosmet Sci 2008;30(5):323-332
Calleja-Agius J, Muscat-Baron Y, Brincat MP. Skin ageing. Menopause Int 2007;13(2):60-64
Shigemura Y, Iwai K, Morimatsu F, Iwamoto T, Mori T, Oda C, Taira T, Park EY, Nakamura Y, Sato K. Effect of Prolyl-hydroxyproline (Pro-Hyp), a food-derived collagen peptide in human blood, on growth of fibroblasts from mouse skin. J Agric Food Chem 2009;57(2):444-449
Szyszkowska B, Lepecka-Klusek C, Kozlowicz K, Jazienicka I, Krasowska D. The influence of selected ingredients of dietary supplements on skin condition. Postepy Dermatol Alergol 2014;31(3):174-181
Zague V. A new view concerning the effects of collagen hydrolysate intake on skin properties. Arch Dermatol Res 2008;300(9):479-483
Autorin
Dr. med. Dr. rer. nat. Ilsabe Bunge
- Fachärztin für Dermatologie, Venerologie, Allergologie, Phlebologie und Umweltmedizin
- staatlich geprüfte Lebensmittelchemikerin
- seit 1993 in einer dermatologischen Praxis in Steinfurt-Borghorst bzw. Münster tätig
- seit 1998 Mitarbeit bei der Dermatest GmbH
Dr. med. Dr. rer. nat. Ilsabe Bunge
Dermatest GmbH, Engelstraße 37, 48143 Münster
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