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- DAZ 18/2015
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Arzneimittel und Therapie
Opioide besser einsetzen
Positionspapier zur Therapie chronischer Schmerzen
Chronische Schmerzen schränken die tägliche Aktivität und die Lebensqualität ein. Aktuelle Daten zeigen, dass 40 bis 70% der Patienten mit chronischen Schmerzen keine adäquate Schmerztherapie erfahren. Dies wirkt sich auf viele Lebensbereiche negativ aus. Während viele Patienten keine ausreichende Schmerzlinderung erfahren, vervierfachte sich die Zahl der Krankenhauseinweisungen wegen Opioidabhängigkeit von 2000 bis 2010. Parallel dazu wurden immer mehr Opioide mit verzögerter Wirkstofffreisetzung verordnet, da diese von Ärzten als sicher und effektiv eingestuft werden.
In einem Workshop wurde auf der Basis eines systematischen Reviews ein Bericht erstellt, der Ansätze und Herausforderungen der Therapie chronischer Schmerzen zusammenfasst. Um eine Schmerztherapie adäquat zu gestalten, muss bedacht werden, dass Schmerzen in ihrer Intensität dynamisch sind. Folglich kann neben einer Basis-Schmerztherapie eine Bedarfsmedikation erforderlich sein. Für ein gutes Schmerzmanagement ist neben einer ausführlichen Anamnese auch das regelmäßige Monitoring von entscheidender Bedeutung. Es wurden folgende wichtige Parameter für die Erstanamnese identifiziert:
- Schmerzintensität
- Befund
- Lebensqualität
- Risikofaktoren für Nebenwirkungen/Missbrauch
Als Risiken für Nebenwirkungen und Missbrauch gelten beispielsweise Angstzustände, Stimmungsschwankungen und Arzneimittelinteraktionen, Patienten, die bei der Erstanamnese als gefährdet erkannt werden, sollten im Therapieverlauf engmaschig überwacht werden.
Für ein gutes Management chronischer Schmerzen mit Opioiden ist die Datenlage jedoch unzureichend. In der Regel sprechen Patienten mit peripheren nozizeptiven Schmerzen (z. B. Verletzungen, rheumatoide Arthritis, Tumorschmerzen) gut auf eine Opioid-Therapie an. Bei einem zentralen Schmerzsyndrom (z. B. Fibromyalgie, Reizdarmsyndrom, Spannungskopfschmerz) sind zentral wirksame neuroaktive Arzneimittel (z. B. Antidepressiva, Antiepileptika) besser geeignet. Dennoch ist es schwierig vorherzusagen, ob ein Patient von einer Opioid-Therapie profitiert oder nicht.
Daher sollte sich an die Erstanamnese ein regelmäßiges Monitoring anschließen. Beim Monitoring ist zu erfassen, ob Nebenwirkungen aufgetreten sind oder ein Arzneimittelmissbrauch vorliegt. Bei Patienten, die sich nicht an die vereinbarte Therapie halten, sollte eine Umstellung der Schmerztherapie erwogen werden. Aufgrund unzureichender Daten konnte kein Konsens gefunden werden, wann und wie eine solche Exitstrategie initiiert werden sollte.
Eine weitere Herausforderung der Schmerztherapie ist beispielsweise die Verordnung verschiedener Arzneimittel durch mehrere Ärzte. Ein Medikationsmanagement könnte hier unterstützend sinnvoll sein.
Insgesamt wurde sowohl in einem systematischen Review als auch während des Workshops festgestellt, dass unbedingt Studien zur langfristigen Schmerztherapie notwendig sind, um das Management der Patienten zu verbessern. Auch ist eine bessere Ausbildung der Ärzte im Bereich der chronischen Schmerztherapie notwendig. So war vielen Workshop-Teilnehmern nicht bekannt, dass zunehmend in den Packungsbeilagen Daten enthalten sind, die die Umstellung einer Schmerztherapie erleichtern. |
Quelle
Reuben DB, Alvanzo AAH et al. National institutes of health pathways to prevention workshop: the role of opioids in the treatment of chronic pain. Ann Intern Med 2015;162(4):295-300
Cou R, Turner JA et al. The effectiveness and risks of long-term opioid therapy for chronic pain: a systematic review for a national institutes of health pathways to prevention workshop. Ann Intern Med 2015;162(4):276-86
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