DAZ aktuell

Pro und Contra Apothekenkooperation

Diskussionsrunde beim 36. Pharmaziekongress in Berlin

BERLIN (jz) | Die Frage nach dem Sinn oder Unsinn von Apothekenkooperationen wird durchaus unterschiedlich beantwortet – es kommt ganz darauf an, wen man fragt. Das zeigte sich bei einer Diskussionsrunde beim Pharmaziekongress in Berlin. Dr. Andreas Dehne, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Berliner Apotheker-Vereins, etwa hält Kooperationen nicht zwingend für erforderlich. Seiner Meinung nach wird der einzelne Apotheker als Gesundheitsversorgungseinrichtung wahrgenommen und braucht keine Dachmarke oder ähnliches.

„Die Apothekerverbände oder -vereine sind ja schon ganz traditionell Kooperationen, weil man sich eben zusammen getan hat, um Dinge gemeinsam zu organisieren“, erklärte Dehne. Insoweit seien die Ziele und Ansätze der existierenden Kooperationsmodelle keine neue Erfindung. Kooperationen, so könne man es zumindest sehen, machten Geschäfte mit der Angst des Apothekers, dass dieser es allein nicht schaffe – und hielten dafür die Hand auf. Dabei müsse jeder Apotheker seine Arbeit so bewältigen können, dass er authentisch bleibe. Davon hänge zum großen Teil der Markterfolg ab.

AVIE-Geschäftsführer Dr. Thomas Zenk hielt dem entgegen, dass der beste Pharmazeut seine Leistung nicht erbringen könne, wenn der betriebswirtschaftliche Bereich seiner Apotheke nicht funktioniere. Die Apotheke könne jegliche Hilfe gebrauchen, ergänzte Dominik Klahn (MVDA/Linda), um die bestehenden Aufgaben zu bewältigen. Genau wie Steuerberater hätten auch Kooperationen eine Existenzberechtigung. Frank Baer (ELAC/Guten Tag Apotheken) betonte, jeder Apotheker müsse gemäß seinem Profil entscheiden, ob und welche Kooperation für ihn infrage komme.

Dehne warnte davor, bei den politischen Entscheidungsträgern das Kaufmännische zu sehr in den Vordergrund zu stellen. „Wir haben von der Politik einen Versorgungsauftrag“, betonte er. Der müsse erfüllt werden. Gebare man sich aber als normales Handelsunternehmen, werde die Politik ganz andere Maßstäbe anlegen. Klahn forderte die Verbände auf, sich nicht vor der Zusammenarbeit mit den Kooperationen zu verschließen, sondern deren Vielfalt für das gemeinsame Ziel zu nutzen. Einig war man sich, dass die Apothekerschaft gegenüber der Politik weiterhin mit einer Stimme sprechen sollte, um ein „Zerfleddern“ zu verhindern. |

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