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Wirtschaft
Nachfolger dringend gesucht!
HAV-Studie warnt vor Verschlechterung der Versorgungssituation auf dem Land
Bei einem angenommenen „Renteneintrittsalter“ von 68 Jahren im Jahr 2025 ergibt sich laut der Studie des HAV ein „Nachfolgebedarf“ von 38,6%. Das heißt, knapp zwei von fünf Apotheken müssten bis 2025 nachbesetzt oder geschlossen werden, wenn alle Apothekeninhaber mit 68 Jahren ihre Apotheke abgeben würden. Senkt man das „Rentenalter“ auf 60 Jahre, wären fast 70% von der Demografieproblematik betroffen.
In den einzelnen Landkreisen sieht dies durchaus unterschiedlich aus: Einen besonders hohen Nachfolgebedarf gibt es im Vogelsbergkreis, wo die Spanne des Nachfolgebedarfs, je nach Annahme einer Apothekenabgabe mit spätestens 68 Jahren oder mit frühestens 60 Jahren, zwischen 54,2% und 87,5% liegt, sowie im Odenwaldkreis mit einer Spanne von 55,6% bis 72,2%. Im Vergleich dazu ist der Nachfolgebedarf in der kreisfreien Stadt Darmstadt mit 21,2% bis 57,6% sowie im Landkreis Stadt Fulda mit 26,7% bis 57,8% deutlich geringer.
Apothekenleiter bald Mangelware
Die Apotheker Zeitung fragte stichprobenartig in verschiedenen Kammerbezirken nach der Altersstruktur der Apothekenleiter. Die Daten sind zwar nicht immer vergleichbar und stammen meist von Ende 2014, doch klar ist: In den kommenden Jahren werden sich überproportional viele Apothekenleiter zur Ruhe setzen.
Laut Auskunft der Sächsischen Landesapothekerkammer werden 2025 27% der jetzigen Apothekeninhaber in Sachsen (inkl. Pächter, Verwalter + OHG) zwischen 60 und 67 Jahre alt sein sowie 18% der jetzigen Inhaber 68 Jahre und älter.
In Rheinland-Pfalz sind laut Auskunft der Landesapothekerkammer 38,1% der Apothekenleiter zwischen 51 und 60 Jahre alt, 18,4% zwischen 61 und 70 Jahre sowie 5,5% älter als 70.
In Brandenburg erreichen, so die Landesapothekerkammer, 30% der Apothekenleiter in den nächsten zehn Jahren das Rentenalter.
In Nordrhein sind, so der Geschäftsbericht 2014 des Apothekerverbands, 21,7% der Apothekenleiter zwischen 61 und 70 Jahre alt, 4,6% sogar über 70 Jahre und 33,4% zwischen 51 und 60 Jahren.
In Westfalen-Lippe sind laut Auskunft der Apothekerkammer 26% der Apothekenleiter 60 Jahre alt und älter, 38% sind zwischen 50 und 59 Jahre alt.
In Thüringen sind, so die Landesapothekerkammer, 31,8% der Apothekenleiter zwischen 51 und 60 Jahre alt, 12,2% zwischen 61 und 70 sowie 2,0% älter als 70.
Steigende Nachfrage bei rückläufiger Apothekenzahl
Die Studie des Hessischen Apothekenverbandes wurde erstellt mit Unterstützung der Forschungsstelle für Sozialrecht und Gesundheitsökonomie an der Universität Bayreuth und Oberender & Partner, Unternehmensberatung im Gesundheitswesen. Dabei zeigt sich, dass sich die Anzahl der Apotheken in Hessen in der jüngsten Vergangenheit rückläufig entwickelt hat. Die Versorgungsdichte (Einwohner/Apotheke) liegt jedoch nach wie vor leicht über dem bundesweiten Durchschnitt.
Aufgrund der demografischen Entwicklung in Hessen wird von einer steigenden Nachfrage für Apotheken in Form von Kundenkontakten ausgegangen. Bis zum Jahr 2025 wird mit einem jährlichen Zuwachs von 1% gerechnet. Die Nachfrage der Patienten mit Verordnungen wird mit circa 3% jährlich stärker steigen als die Nachfrage der OTC-Kunden, die voraussichtlich leicht rückläufig sein wird.
Das Durchschnittsalter der Apothekeninhaber in Hessen ist in den letzten Jahren leicht auf gegenwärtig 52,8 Jahre gestiegen. Im Werra-Meißner-Kreis ist das Durchschnittsalter mit 49,0 Jahren am niedrigsten, im Vogelsbergkreis mit 56,0 Jahren am höchsten. Der Anteil der Apothekeninhaber über 65 Jahre liegt in Hessen bei 9,5%, im Landkreis Waldeck-Frankenberg liegt er mit 22,2% deutlich darüber. Der Werra-Meißner-Kreis ist derzeit hingegen der einzige Landkreis ohne Apothekeninhaber über 65 Jahre.
Angesicht dieser Entwicklung sieht die Studie für die zukünftige Versorgungssituation mit Apotheken vor allem ein Risiko in ländlichen Regionen. „Die Analyse des Nachfolgebedarfs hat gezeigt, dass in den nächsten Jahren zum Teil ein erheblicher Anteil an Betriebsinhabern altersbedingt aus der Versorgung ausscheiden wird. Sollte sich die Stimmung der Apotheker hinsichtlich der wirtschaftlichen Situation weiter verschlechtern, ist die Versorgungsdichte von heute, gerade in der Fläche, kaum zu halten“, so die Studie. |
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