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- DAZ 45/2014
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Arzneimittel und Therapie
Ibuprofen statt Morphin
Bei Kindern vergleichbar wirksam und verträglicher
Auch im Kindesalter ist eine adäquate Therapie bei akuten Schmerzen wichtig. Wenn Analgetika nicht oder verspätet gegeben oder unterdosiert werden, kann das Heilung verzögern, und es können langfristige Probleme auftreten wie eine generelle Angst vor medizinischer Versorgung. Nach den Rote-Hand-Briefen und Verordnungseinschränkungen für Codein und Paracetamol greifen Ärzte in Kanada vermehrt auf NSAR und Morphin zurück. Ob oral appliziertes Morphin eine bessere Analgesie ermöglicht als Ibuprofen, wurde nun in einer Studie mit 134 Kindern und Jugendlichen untersucht. Dazu wurden 5- bis 17-Jährige in die Studie aufgenommen, die innerhalb von 24 Stunden nach unkomplizierten Arm- und Beinbrüchen eine Notaufnahme für Kinder eines kanadischen Krankenhauses aufsuchten. Die Kinder erhielten verblindet entweder oral 0,5 mg Morphin pro kg Körpergewicht (max. 10 mg) oder 10 mg Ibuprofen pro kg Körpergewicht (max. 600 mg). Die Schmerzmittel durften bei Bedarf alle sechs Stunden eingenommen werden. Bei Durchbruchschmerzen durften sie zusätzlich Paracetamol einnehmen (15 mg pro kg Körpergewicht, maximal 975 mg).
Als primärer Endpunkt wurde die Schmerzintensität auf einer fünfstufigen visuellen Analogskala bei der Entlassung festgestellt. Außerdem sollten die Eltern die Schmerzintensität 30 Minuten vor und nach der Gabe des Schmerzmittels erfragen. Als sekundärer Endpunkt wurden Nebenwirkungen innerhalb von 72 Stunden nach Einnahme der ersten Analgetika-Dosis und das Auftreten von Durchbruchschmerzen dokumentiert.
Es konnte keine Überlegenheit von Morphin im Vergleich zu Ibuprofen bei der Analgesie nach Knochenbrüchen festgestellt werden, die Schmerzreduktion war gleich gut. In beiden Gruppen traten gleich häufig Durchbruchschmerzen auf, die eine zusätzliche Gabe von Paracetamol notwendig machten. Schwere unerwünschte Arzneimittelwirkungen wurden nicht beobachtet. Allerdings kam es in der Morphin-Gruppe signifikant häufiger zu Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit (35% vs. 21%), Übelkeit (27% vs. 6%) und Erbrechen (12% vs. 3%).
Quelle
Poonai N, Bhullar G, Lin K. et al. Oral administration of Morphin versus Ibuprofen to manage postfracture pain in children: a randomized trial. CMAJ 2014; DOI: 10.1503/cmaj.140907
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