Arzneimittel und Therapie

Was ist gegen Ebola in der Pipeline?

Noch immer keine Impfstoffe und Medikamente zugelassen

In Westafrika läuft den Ebola-Kranken und dem Gesundheitspersonal die Zeit davon. Händeringend wird auf den ersten verfügbaren Impfstoff oder ein durchschlagendes Therapeutikum gewartet. Pharma- und Biotech-Firmen und Forschungsinstitutionen arbeiten mit Hochdruck. Wer derzeit welche Entwicklungen verfolgt und auf welcher Stufe sich diese befinden, hat der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) bekannt gegeben.

Nach den Tabellen, die der vfa auf seiner Webseite eingestellt hat (siehe Tab. 1 und 2) befinden sich die meisten Medikamente noch in der präklinischen Phase. Andere haben sich bereits in Tierversuchen bewährt und werden derzeit in der klinischen Phase I erstmals an gesunden Freiwilligen erprobt. Folgende Projekte sorgen für ein bisschen Licht am Ende des Tunnels.

Tests in Phase I mit Impfstoffen

Der experimentelle Impfstoff cAd3-EBO Z (auch: cAd3-EBOV oder NIAID/GSK Ebola vaccine) wurde von GlaxoSmithKline in Zusammenarbeit mit dem US National Institute of Health (NIH) entwickelt (siehe Tab. 1). Er wird in einem Verbundprojekt in den USA, Großbritannien und im afrikanischen Mali in Phase I klinisch erprobt.

  • Die Studie in den USA (ClinicalTrials.gov Identifier: CT02231866) wurde Anfang September begonnen und wird vom National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID, ein Teil der NIH) koordiniert.
  • In Großbritannien wurde im September eine Studie an 60 gesunden Probanden an der Universität Oxford gestartet. Die britische Arzneimittelagentur (MHRA) hatte die Genehmigung für die Durchführung in einer Rekordzeit von nur vier Tagen erteilt. Dank öffentlicher Zuschüsse kann GSK bereits während der ersten klinischen Studien bis zu rund 10.000 zusätzliche Dosen des Impfstoffs produzieren. Sollten die Versuche erfolgreich sein, so könnte der WHO ab sofort ein Reservoir für ein Notfall-Immunisierungsprogramm zur Verfügung stehen.
  • In Mali erhielten laut einer dpa-Meldung vom 10. Oktober 2014 kürzlich drei Mitarbeiter des dortigen Gesundheitswesens als erste Afrikaner das Serum. Insgesamt hätten sich dort 40 Freiwillige zur Verfügung gestellt. Auch in dem westafrikanischen Kleinstaat Gambia seien Testreihen geplant.

Erste Daten aus der Phase-I-Studien mit cAd3-EBOV sollten bis Ende des Jahres vorliegen, hofft GSK. Bei Erfolg könnten die nächsten Phasen des klinischen Studienprogramms 2015 starten.

Der zweite Impfstoff-Kandidat rVSV-ZEBOV wurde von der Public Health Agency von Kanada entwickelt. Die Lizenz für die Vermarktung hat die Firma NewLink Genetics mit Sitz in Iowa/USA). Die erste Phase-I-Studie mit 39 gesunden Freiwilligen in den USA hat im Oktober begonnen. Sie wird ebenfalls koordiniert durch das National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID). Die Regierung von Kanada hat bereits 800 Ampullen rVSV-ZEBOV an die WHO gespendet.

Kombinations-Regime

Ein weiterer Impfstoff besteht aus zwei Impfstoff-Komponenten. Er kombiniert die monovalente Adenovirus-basierte Vakzine von Crucell Holland BV mit dem multivalenten MVA-BN Filovirus-Impfstoff des dänischen Biotech-Unternehmens Bavarian Nordic (siehe Tab. 2). In präklinischen Tests hat das Kombinationsimpfstoff-Regime einen vollständigen Schutz gegen Ebola gezeigt. Ab Anfang 2015 soll es nun bei gesunden Freiwilligen in Europa, den USA und Afrika auf Sicherheit und Immunogenität getestet werden. Im nächsten Jahr sollen mehr als eine Million Dosen produziert werden. Davon wird rund ein Viertel für die breite klinische Erprobung ab Mai 2015 gebraucht.

Ebola-Therapeutika

Das derzeit wohl bekannteste Therapeutikum, der Antikörper-Cocktail ZMapp, wurde bislang nur an Tiermodellen getestet. Näheres hierzu siehe in der DAZ 2014, Nr. 40, S. 32–36. Auch der japanische Kamerahersteller Fujifilm hat angeboten, ein potenzielles Ebola-Therapeutikum zur Verfügung zu stellen: Avigan® mit dem Wirkstoff Favipiravir, das von Toyama Chemical entwickelt wurde und in Japan seit März 2014 als Anti-Influenzamittel zugelassen ist (siehe DAZ 2014, Nr. 36, S. 29). An Mäusen wurde die Wirkung bereits erfolgreich getestet. Nach einer Pressemitteilung verfügt Fujifilm derzeit über ein Reservoir für 20.000 sowie Wirkstoff-Reserven für weitere 300.000 Behandlungen. Ab Mitte November soll die Produktion von Avigan® hochgefahren werden, um für ein größeres Aufkommen von Ebola-Infizierten gerüstet zu sein. 

Quelle

Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa), www.vfa.de, Stand 21. Oktober 2014

Bavarian Nordic, Mitteilung vom 22. Oktober 2014

Fujifilm, Mitteilung vom 21. Oktober 2014

GlaxoSmithKline, Mitteilung vom 18. Oktober 2014

Medicines and Healthcare Products Regulatory Agency, 18. Oktober 2014

National Institute of Allergy and Infectious Diseases, 22. Oktober 2014

 

Apothekerin Dr. Helga Blasius

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