Prisma

Enorm schlagkräftig

Neuer Initialsprengstoff ohne Blei

cae | Stickstoff ist nicht nur das interessanteste Element in vielen stark wirksamen Naturstoffen (z.B. Alkaloide) und synthetischen Arzneistoffen, sondern auch in Sprengstoffen. Dabei kann eine Verbindung zugleich ein Sprengstoff als auch ein Arzneistoff sein, wie das Beispiel Nitroglycerin = Glyceroltrinitrat zeigt.
Initialsprengstoffe: das „klassische“ Bleiazid (oben), der Zusatzstoff Tetrazen (Mitte) und das neue Dikalium-dinitramino-bistetrazolat.

Die Entwicklungsgeschichte der Sprengstoffe führte vom Salpeter (Zutat zum Schießpulver) über die Fulminate (z.B. Knallsilber und -quecksilber, Justus Liebig, 1823) u.a. zu den Aziden. Diese Salze der Stickstoffwasserstoffsäure (HN<sub>3</sub>) werden wegen ihrer enormen Explosivkraft als Primär- oder Initialsprengstoffe verwendet, d.h. dass sie große Sprengladungen sofort und zuverlässig zur Explosion bringen.

Ein Nachteil der meisten Initialsprengstoffe ist, dass sie Blei (oder Quecksilber) enthalten, das die Umwelt belastet. Es gibt zwar auch schwermetallfreie Initialsprengstoffe; diese können jedoch aufgrund ihrer Eigenschaften nicht allein verwendet werden, sondern werden schwermetallhaltigen Sprengstoffen zugesetzt. Eine von diesen Verbindungen ist das Tetrazen, das wie der AT1-Antagonist Losartan einen Tetrazolring enthält.

Eine Gruppe um den Chemiker Thomas Klapötke an der Universität München hat nun ein Bistetrazol-Derviat, das zwölf N-Atome zählt, aber frei von Schwermetallen ist, als neuen, „potenziell geeigneten“ Initialsprengstoff vorgeschlagen. Die Verbindung zeichnet sich durch einen Detonationsdruck von 311 Kilobar aus und übertrifft mit einer Detonationsgeschwindigkeit von 8330 Metern pro Sekunde sogar das Bleiazid (4630 bis 5180 m · s−1). 

Quelle: Fischer D, et al. Dikalium- 1,1‘-dinitramino-5,5‘-bistetrazolat – ein Primärsprengstoff mit schneller Detonation und hoher Initiierungsleistung. Angew Chemie 2014;126(31):8311-14

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