Apotheke und Markt

Apotheker und PTA als emotionale „Wirkungsverstärker“

Placebo-Effekte in Verbindung mit Naturarzneimitteln nutzen

BERLIN (ks) | Wer in einer Apotheke arbeitet, weiß: Patienten hilft bei der Heilung meist nicht nur ein wirksames Arzneimittel, auch viele andere Faktoren spielen eine Rolle. Placebo-Effekte sind nicht zu unterschätzen. Nach Auffassung des Naturarzneimittel-Herstellers Dr. Willmar Schwabe sollten solche über die enge schulmedizinische Sicht hinausgehenden Heilungsansätze viel mehr und gezielter genutzt werden.

Apotheker und PTA seien wichtige „Heilverstärker“ für die Patienten – zu diesem Ergebnis kommt ein Gutachten des Placebo-Forschers Professor Manfred Schedlowski vom Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensimmunbiologie, Essen. Schedlowski ging für Schwabe der Frage nach, inwieweit das, was allgemein Placebo-Effekt genannt wird, positiv beim Heilungsprozess genutzt werden kann – insbesondere in Verbindung mit Naturarzneimitteln. Bei ihnen kommt dem beratenden Apothekenpersonal eine besondere Bedeutung zu. Darum startete der Psychologe mit einer Befragung von insgesamt 211 Apothekern und PTA zu ihrem Verständnis von und ihrer Einstellung zu Naturarzneimitteln. Es zeigte sich: Pflanzliche Arzneimittel werden besonders häufig empfohlen (97%), auch ihre spezifische Wirksamkeit wird hoch geschätzt (94%). Jede/r fünfte Befragte gibt Naturarzneimittel zudem auch dann häufig ab, wenn kein pharmakologischer Wirksamkeitsnachweis für die geschilderten Symptome vorliegt, weitere 46 Prozent zumindest manchmal. Ihre Argumente: Es sei akzeptabel, diese Mittel zu empfehlen, wenn der Patient sie wünscht, ebenso wenn wissenschaftliche Ergebnisse einen Vorteil für den Patienten aufgezeigt haben oder die Präparate für einen positiven psychologischen Effekt genutzt werden. Den Naturarzneimitteln kommt dabei nicht zuletzt deshalb Bedeutung zu, weil sie als besonders nebenwirkungsarm gelten.

Die Umfrage zeigte auch: 92 Prozent der Befragten haben das Gefühl, durch eine kompetente und umfangreiche Beratung des Patienten die Wirkung des Produktes beeinflussen und verstärken zu können. 88 Prozent haben schon von der verstärkenden Wirkung gehört, die durch eine vertrauensvolle Behandler-Patienten-Kommunikation ausgelöst wird. Und allesamt sind sie überzeugt, dass positive Erfahrungen des Patienten mit einem bestimmten Präparat die Akzeptanz zusätzlich unterstützten. Schedlowski verweist auf nachgewiesene Heileffekte durch positive Kommunikation, Empathie und ein angenehmes Beratungsumfeld. Hier überall kann die Apotheke ansetzen und auf die individuelle Lebenseinstellung des Patientenkunden eingehen. „Es gilt die neueste Forschung zur Kenntnis zu nehmen und nicht die Placebo-Antwort aus schlechter Tradition abzuwerten. Es sind zu viele Mythen selbst in Fachkreisen unterwegs“, so der Psychologe.

Quelle: Pressekonferenz „Placebo-Fakten vs. Placebo-Mythen“, 14.10.2014, Berlin, veranstaltet von Dr. Willmar Schwabe

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