Androgenentzug nützt kaum

Eine Androgendeprivation gilt in Deutschland als Standard bei Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakarzinom. So empfiehlt die interdisziplinäre deutsche S3-Leitlinie zur Früherkennung, Diagnose und Therapie des Prostatakarzinoms, dass Patienten mit symptomatischem, metastasiertem Prostatakarzinom eine Androgendeprivation erhalten sollten. Zunehmend wird die Verringerung des Testosteronspiegels aber auch bei weniger schweren Erkrankungsformen eingesetzt.

In den USA wird bei jedem sechsten Mann im Laufe seines Lebens Prostatakrebs diagnostiziert. Seit Ende der 70er Jahre Forscher herausfanden, dass Androgendeprivation Knochenschmerzen bei metastasierendem Prostatakarzinom lindert, wird dieser Ansatz oft auch als alleinige Therapie bei älteren Männern mit lokalisierten Tumoren eingesetzt. Dies verursacht der Krankenversicherung Medicare Kosten von 42 Millionen Dollar pro Jahr, obwohl es keine Beweise gibt, dass Patienten ohne Metastasen oder begleitende Radiotherapie davon profitieren. Eine neue Studie wertete die Daten von 66.717 Männern mit lokalisiertem Prostatakarzinom aus, die keine lokale Therapie wie Bestrahlung oder Operation erhielten. Es zeigte sich kein Unterschied zwischen den Regionen, in denen oft mit Androgendeprivation behandelt wurde, und den Regionen, in denen hauptsächlich konservativ behandelt wurde. Die Überlebensrate nach 15 Jahren lag in beiden Fällen bei 85,4% bezogen auf Prostatakrebs. Die Gesamtüberlebensrate war dort höher, wo häufiger konservativ behandelt wurde (16,8% gegen 15,9%). Auch bei einer eingehenderen Analyse von Patienten mit moderat und schlecht differenzierten Tumoren konnte kein Benefit der Androgendeprivation festgestellt werden. 

Quelle

Lu-Yao G. L. Fifteen-Year Survival Outcomes Following Primary Androgen-Deprivation Therapy for Localized Prostate Cancer, JAMA Internal Medicine, 14. Juli 2014