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Deutscher Apothekertag 2014
Vergiftetes Angebot
Ein Kommentar von Benjamin Wessinger
Eine „Denksportaufgabe“ gab Jens Spahn den Vertretern der Apothekerschaft bei der politischen Diskussionsrunde auf: Was sie denn dazu sagen würden, wenn man aus der Großhandelsvergütung den Teil „herausschneide“, den die Großhändler heute den Apotheken als Rabatt gewähren, und dieses Geld dazu verwende, neue Dienstleistungen der Apotheken zu honorieren? Nun könnten sie mal beweisen, wie schnell sie im Denken seien, bemerkte dazu süffisant der Moderator der Runde, Bild-Korrespondent Hanno Kautz.
Der Vorschlag Spahns hat es in sich. Was auf den ersten Blick nach einer bedenkenswerten Idee aussieht, entpuppt sich beim genauen Hinsehen als Danaergeschenk. Denn die Apotheker würden zwar in Zukunft ein Honorar für bestimmte Dienstleistungen bekommen. Dieses Geld würde ihnen jedoch vorher an anderer Stelle gekürzt. Das ist noch nicht mal ein Nullsummenspiel, das ist noch weniger. Denn für die gleiche Summe müssten die Apotheker in Zukunft mehr leisten.
Die Forderung nach der Einführung neuer Dienstleistungen in der Apotheke ist immer mit der Hoffnung verbunden gewesen, damit neue Verdienstquellen jenseits der Arzneimittelabgabe zu erschließen. Dass diese Hoffnung nicht ganz unbegründet ist, machte der ehemalige KBV-Chef Köhler klar, als er vor Verteilungskämpfen mit den Ärzten warnte. Der „spontane“ Vorschlag Spahns zeigt nun, dass nicht nur aus der Ärzte-Ecke mit Widrigkeiten zu rechnen ist.
Fritz Becker hat in aller Deutlichkeit gesagt, dass er nichts von Spahns Vorschlag hält. Man könnte darüber reden, findet er, wenn die „herausgeschnittene“ Summe direkt auf den Festzuschlag von 8,51 Euro aufgeschlagen werde – doch selbst dann gäbe es wohl viel Widerstand, von Apotheken wie vom Großhandel.
Man kann nur hoffen, dass Spahns vergiftetes Angebot genauso schnell wieder in der Schublade verschwindet, wie er es hervorgezaubert hat.
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