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Deutscher Apothekertag 2014
Linke treibt ABDA vor sich her
Ein Kommentar von Christian Rotta
Mit keiner im Bundestag vertretenen Partei hat die ABDA größere apothekenpolitische Übereinstimmungen als mit der Fraktion Die Linke. Ob Fremd- oder Mehrbesitzverbot, Versandhandel, Pick up, Apothekenpflicht, Nullretax, Bekämpfung der Lieferengpässe, „Pille danach“, Arzneimittelwerbung, Apothekenbus oder generell die Stärkung pharmazeutischer Kompetenzen: zwischen ABDA und Linke passt kein Blatt. Schon macht im Bundestag das Bonmot von der Linken als „neuer Apothekenpartei“ die Runde. Kathrin Vogler, Sprecherin der Fraktion für Arzneimittelpolitik, die in München das Grußwort für ihre Partei sprach, kann mit dieser Zuschreibung gut leben. Für sie sind die Übereinstimmungen fast zwangsläufige Folge des Primats einer flächendeckenden Arzneimittel- und Gesundheitsversorgung der Bevölkerung, für die ABDA und Linke gleichermaßen eintreten und bei der unabhängige Apotheken eine wichtige Rolle spielen. Und so verwundert es auch nicht, dass die Linken-Vertreter auf Hauptversammlungen der deutschen Apothekerinnen und Apotheker regelmäßig mit kräftigem Beifall bedacht werden (was wiederum den CDU-Gesundheitsexperten Jens Spahn ebenso regelmäßig in Rage bringt). Dies war dieses Jahr nicht anders als bei Apothekertagen in der Vergangenheit.
Neu war in München allerdings, dass Kathrin Vogler die einzige war, die während des gesamten Apothekertags die Forderung nach einem Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln und von Pick-up-Stellen bekräftigte. Obwohl der Versandhandel eines der Haupteinfallstore für Arzneimittelfälschungen ist, scheint man in der Jägerstraße den Widerstand dagegen endgültig ad acta gelegt zu haben. Aber ist es richtig, dazu auf einer Hauptversammlung zu schweigen, nur weil es aktuell keine parlamentarischen Mehrheiten für ein – europarechtlich zulässiges – Versandhandels- und Pick-up-Verbot gibt?
Neu war in München auch, dass die Linke in einzelnen Bereichen apotheken- und arzneimittelpolitisch weitergehende Reformen fordert als die ABDA: Vogler sprach sich in ihrem Grußwort gegen das Durch- und Nebeneinander von gesetzlichen, kollektiv- und selektivvertraglichen Rabatten in der Arzneimittelversorgung aus und plädierte für ein Honorarmodell, das die Beratungs- und Präventionsaufgaben in der Apotheke deutlicher als bisher abbildet. Und schließlich äußerte die Linken-Gesundheitsexpertin auch noch ihr Unverständnis darüber, dass die ABDA jüngst ihre Forderung nach einer Dynamisierung des Apothekenhonorars aufgegeben hat und es nur noch jährlich überprüft wissen möchte.
Das ist ein Bild, an das man sich erst gewöhnen muss: Die Linke treibt die ABDA vor sich her …
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