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AMNOG bremst Innovationen aus
Vorstellung des Arzneimittel-Atlas 2014: Kritik an Kostenfixierung
Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen für Arzneimittel stiegen 2013 um 896 Millionen Euro auf 30,09 Milliarden Euro. Dabei entfiel ein Drittel des Zuwachses auf die erhöhte Apothekenvergütung, erklärte Häussler. Der Ausgabenbereich liegt damit auf dem Niveau des Jahres 2009.
Kein Hochpreisland
Anders als der Arzneiverordnungs-Report, der eine Woche nach dem Arzneimittel-Atlas vorgestellt wurde, legt letzterer seinen Fokus nicht auf Einsparpotenziale. Die Autoren lenken ihren Blick vielmehr auf Umsatzveränderungen in einzelnen Indikationsgruppen sowie regionale Entwicklungen. Zudem ziehen sie ein vorläufiges Fazit zur frühen Nutzenbewertung neuer Arzneimittel. Hierbei zeigen sie etwa auf, dass Deutschland bei neuen Arzneimitteln längst kein Hochpreisland mehr ist – jedenfalls ab dem Moment, da der zwischen Hersteller und GKV-Spitzenverband ausgehandelte Erstattungsbetrag gilt. Laut Arzneimittel-Atlas hatten von 29 Arzneimitteln mit Erstattungsbetrag am Ende nur zwei einen Preis, der über dem der 15 europäischen Vergleichsländer liegt. Vier lagen innerhalb der Spanne der Preise, die diese Länder für das Präparat verlangen – allerdings etwas über dem Mittelwert. Weitere elf befanden sich ebenfalls in der Spannweite der Preise der Vergleichsländer, aber unter dem Mittelwert. Bei zwölf Präparaten ist Deutschland nunmehr das günstigste Land – dabei kann die Hälfte von diesen sogar einen Zusatznutzen aufweisen.
Schwerpunkt: Impfung
Weiterhin haben die Atlas-Autoren in diesem Jahr einen Schwerpunkt auf die Prävention durch Impfungen gelegt – speziell auf die HPV- und die Masern-Impfung. Die HPV-Impfung für weibliche Jugendliche wird seit 2007 von der STIKO empfohlen. Allerdings wurde nur im Jahr 2008 eine Zahl von Impfungen erreicht, mit der über kurz oder lang die erstrebte Durchimpfung erreicht werden kann. Doch dann kam Kritik an der HPV-Impfung auf, die Menschen wurden skeptisch, die Impfraten gingen in den Keller. Wurden 2008 noch 490.000 Mädchen geimpft, waren es 2009 nur noch 203.000, im Jahr 2010 sogar nur 130.000. Seitdem geht die Zahl wieder langsam nach oben. 2013 lag die Durchimpfungsrate laut Arzneimittel-Atlas bei 41 Prozent. Wie Häussler betonte, eine im internationalen Vergleich bescheidene Quote. In den USA und Frankreich ist sie zwar noch niedriger. Doch Schottland (90%), England (76%), Australien (73%) und die Niederlande (65%) liegen weit vor Deutschland. Auch bei den Masern – die die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgerottet wissen will – sind die Impfraten noch nicht optimal. Zwar erhalten 97 Prozent der Babys die erste Impfung. Die zweite allerdings nur noch 92 Prozent. Und um das WHO-Ziel zu erreichen, müssten es jeweils mindestens 95 Prozent sein.
Fischer: Kostendruck führt zu Versorgungsdefiziten
vfa-Hauptgeschäftsführerin Fischer sieht derzeit durchaus den finanziellen Spielraum, solche Versorgungslücken zu schließen. Die politisch gewollte Kostenfixierung der letzten Jahre habe bei den Arzneimittelpreisen und -ausgaben ihr Ziel erreicht, betonte sie. Nun müsse die Politik darauf achten, dass diese Kostenfixierung nicht zu einer Mentalität werde mit der Gefahr, dass das Engagement für hohe Impfquoten gebremst wird.
Fischer kritisiert überdies, dass der Kostendruck es Innovationen erschwere, sich im Markt zu etablieren. Obwohl der Preis vieler Präparate, die das AMNOG-Verfahren durchlaufen haben, unterhalb des europäischen Durchschnitts liegt, machen die neuen Wirkstoffe vielfach nur einen geringen Verordnungsanteil in ihren Indikationen aus. „In manchen Fällen liegt die AMNOG-gerechte Versorgungsquote mit Innovationen unter zehn Prozent“ so Fischer. Für sie ist es offensichtlich: „Das Pendel schlägt einseitig zugunsten von Einsparungen aus und hinterlässt Versorgungsdefizite.“ Ein Grund hierfür sei, dass Ärzte noch immer Regresse fürchten. Bislang seien erst bei drei neuen Arzneimitteln in den Erstattungsbetrag-Verhandlungen Praxisbesonderheiten vereinbart worden, die Ärzte vor finanziellen Rückgriffen schützen. Dabei, so Fischer, sei der Erstattungsbetrag stets wirtschaftlich. Auch wenn das konkrete Präparat nur für eine Subgruppe einen Zusatznutzen habe – es werde ein Mischpreis gebildet, der die Wirtschaftlichkeit sicherstelle. Dies sollte aus Sicht der vfa-Chefin auch gesetzlich klargestellt werden.
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