Prisma

Schützt Nussgras vor Karies?

Eine archäologische Hypothese

cae | Englische Archäologen untersuchten 14 Skelette der Begräbnisstätte Al Khiday im Sudan mit einem Alter von 1600 bis 8700 Jahren. Bei allen fanden sie Mikrofossilien im Zahnstein, die sie aufgrund einer chemischen Analyse dem Nussgras (Cyperus rotundus) zuschreiben konnten, und postulierten einen Zusammenhang. Nussgras, ein in den Tropen und Subtropen der Alten Welt verbreitetes Zypergras, besitzt stärkereiche Knollen, die früher zum Verzehr gesammelt wurden; es ist mit der Erdmandel (C. esculentus) verwandt, die größere Knollen bildet und deshalb auch angebaut wird.

In der Gegenwart spielt Nussgras noch eine Rolle in der Volksheilkunde von Afrika bis China, wobei die Indikationen recht zahlreich sind. Es wirkt aber auch antibakteriell gegen Streptococcus mutans, den häufigsten Verursacher von Karies. Die Archäologen begründen damit die Beobachtung, dass die Skelette von Al Khiday seltener Spuren von Karies aufweisen als Skelette von anderen Fundstätten, wo den Menschen kein Nussgras zur Verfügung stand. Aus medizinischer Sicht erscheint diese Erklärung allerdings fragwürdig, weil Bakterien bei fortgesetzter Antibiose Resistenzen entwickeln. Wichtiger ist die Zahnreinigung, über die die Archäologen nichts in Erfahrung bringen konnten. 

Quelle: Buckley S, et al. Dental Calculus Reveals Unique Insights into Food Items, Cooking and Plant Processing in Prehistoric Central Sudan. PLoS ONE 2014;9(7):e100808.

Das könnte Sie auch interessieren

Hallux valgus erhöhte Sturzrisikoschon im Mittelalter

Gefährliche Schnabelschuhe

Schwarzes Bilsenkraut in Knochengefäß entdeckt

Drogenkonsum bei Römern

Nachweis durch GC-MS-Kopplung

Pulque seit 1500 Jahren

Können Kariesbakterien Hirnblutungen verursachen?

Vom Loch im Zahn zum Leck im Gefäß

Folgeschäden in Milliardenhöhe

Immer weniger Mütter stillen ihre Babys

Cannabis war schon vor Jahrtausenden beliebt

Uraltes Rauschmittel

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.