Arzneimittel und Therapie

Gemeinsam für Prävention

Ärzte begrüßen Kooperation mit Apothekern

MÜNCHEN (diz) | Das Wissenschaftliche Institut für Prävention im Gesundheitswesen (WIPIG) und die DAZ schreiben gemeinsam den Präventionspreis „hauptsache prävention“ aus. Die Sonderkategorie „Beste Kooperation Arzt/Apotheker“ legt den Fokus auf die Zusammenarbeit beider Heilberufe. Wir sprachen mit Dr. Heidemarie Lux, Bayerische Landesärztekammer und Jurymitglied beim WIPIG.

 

DAZ: Frau Dr. Lux, zurzeit werden immer häufiger Stimmen laut, die sich eine engere Kooperation von Arzt und Apotheker wünschen. Eine Zusammenarbeit beider Professionen sollte sich dabei vor allem zum Wohl multimorbider, älterer Patienten ergeben, die mit der Einnahme von fünf und mehr Arzneimitteln konfrontiert sind. Ziel ist vor allem eine Verbesserung der Adhärenz. Wie beurteilen Sie die Bereitschaft der Ärzte, sich in eine solche Kooperation einzubringen?

Foto: Wipig
Dr. Heidemarie Lux ist Jurymitglied beim WIPIG Präventionspreis in der Kategorie „Beste Kooperation Arzt/Apotheker“.

Lux: Die Ärzte begrüßen zum Wohle der Patienten die Kooperation mit den Apothekern bei der Aufklärung und Beratung von multimorbiden Patienten, die mehrere Medikamente täglich einnehmen. Das Wissen des Apothekers bezüglich Interaktionen der vom Arzt verschriebenen Medikamente trägt dazu bei, den Patienten Sicherheit und Unterstützung bei der Einnahme der Arzneimittel zu geben. Positiv beeinflusst wird dadurch die Therapietreue bei dauerhafter Medikamenteneinnahme wie z.B. bei Bluthochdruck und Diabetes.

DAZ: Stichwort Prävention: Welche Kooperationsmöglichkeiten zwischen Arzt und Apotheker könnten Sie sich hier vorstellen?

 

Lux: Im Sinne einer auf hohem Niveau ausgerichteten Patientenversorgung sind Kooperationen zwischen Arzt und Apotheker sehr wertvoll. So könnten gemeinsame Informationsveranstaltungen für Patienten ausgerichtet werden. Durch Impfplakate oder Impfkalender in der Apotheke wird der Patient erinnert und aufgeklärt. Auch die Blutdruckmessung in der Apotheke als niedrigschwelliger Ansprechpartner kommt dem Patienten zugute. Gerade Ältere oder Patienten mit beginnendem demenziellem Syndrom sind vielfach überfordert, Neben- und Wechselwirkungen ihrer Dauermedikamente zu kennen, so dass es beim Gebrauch weiterer nichtrezeptpflichtiger Arzneien zu gefährlichen Interaktionen kommen kann. Sicherheit schafft hier die Beratung des Apothekers, indem er diese mit den rezeptpflichtigen Medikamenten in ihrem Nebenwirkungsprofil abgleicht, den Patienten berät oder ihm zur Abklärung von Nebenwirkungen beim behandelnden Arzt rät. Ein Austausch über die Einnahme von nichtrezeptpflichtigen und rezeptierten Medikamenten zwischen Arzt und Apotheker könnte zum Nutzen des Patienten sein. Allerdings gibt es hierfür keine rechtliche Grundlage, aber man könnte dies diskutieren und prüfen.

DAZ: Bei welchen Präventionsangeboten würden sich Ärzte besonders freuen, wenn sie von den Apothekern mit ins Boot genommen werden?

 

Lux: Es gibt bereits einige Präventionsprojekte bei denen Ärzte und Apotheker zusammenarbeiten. So ist die Vergabe des Präventionspreises in der Sonderkategorie „Beste Kooperation Arzt/Apotheker“ ein Hinweis darauf, dass Kooperationen auf vielfältige Art und Weise bereits erfolgreich praktiziert werden und der Präventionspreis soll einen Anstoß zu vielen weiteren fruchtbaren Kooperationen in Zukunft geben.

DAZ: Was ist für eine Kooperation zwischen Arzt und Apotheker im Bereich der Prävention Voraussetzung?

Lux: Damit Präventionsprogramme sinnvoll eingesetzt werden können, ist die Kenntnis der gesundheitlichen Probleme des Patienten von entscheidender Bedeutung. Der Hausarzt ist mit den Problemen seiner Patienten und deren Familien bestens vertraut und übernimmt somit die Rolle eines Gatekeepers. Präventionsprogramme werden auf der Grundlage der ärztlichen Expertise entwickelt und der Hausarzt steuert dann die nächsten Schritte der Maßnahmen. Da viele Angebote der Prävention und Gesundheitsförderung in Lebenswelten wie z.B. Betrieb, Schule und Kindergarten angelegt sind, ist die Vernetzung der einzelnen Akteure im Gesundheitsbereich erforderlich. Der Kooperation von Arzt und Apotheker fällt auch in diesem Kontext eine herausragende Bedeutung zum Wohle unserer Patienten zu.

DAZ: Frau Dr. Lux, wir danken Ihnen für das Gespräch! 

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