Arzneimittel und Therapie

Weniger Rezidive unter Exemestan

Evidenzbasierte Option für junge Frauen mit Hormonrezeptor-positivem Mammakarzinom

Zur bisherigen Standardtherapie des frühen, Hormonrezeptor-positiven prämenopausalen Mammakarzinoms gibt es nun eine Alternative: Statt Tamoxifen kann auch Exemestan eingesetzt werden, unter dem weniger Rezidive auftreten. Die zu diesem Ergebnis führenden Studien wurden beim diesjährigen amerikanischen Krebskongress ASCO in einer Plenarsitzung vorgestellt.

Beim frühen, Hormonrezeptor-positiven Mammakarzinom in der Prämenopause werden nach Operation und gegebenenfalls Chemotherapie hormonelle Signale, die das Tumorwachstum fördern könnten, durch eine antihormonelle Behandlung unterdrückt. Bislang wurde hierzu (neben einer möglichen Suppression der Ovarialfunktion) eine fünfjährige Einnahme des selektiven Estrogenrezeptor-Modulators Tamoxifen empfohlen. Aromatasehemmer waren postmenopausalen Patientinnen vorbehalten. Auf dem diesjährigen amerikanischen Krebskongress ASCO wurden in einer Plenarsitzung zwei Studien mit gemeinsamer Auswertung vorgestellt, die eine Alternative zu Tamoxifen aufzeigen. Zeitgleich wurden die Ergebnisse dieser Studien im New England Journal of Medicine veröffentlicht.

Tamoxifen versus Exemestan

An beiden Phase-III-Studien nahmen prämenopausale Frauen teil, die durchschnittlich 43 Jahre alt und an einem Hormonrezeptor-positiven Mammakarzinom erkrankt waren und deren Tumor erfolgreich entfernt worden war. Ein Teil der Frauen hatte zusätzlich eine Chemotherapie erhalten. Die zweiarmige TEXT-Studie schloss 2672 Frauen ein, die fünf Jahre lang entweder Tamoxifen (20 mg/d) plus Suppression der Ovarialfunktion oder Exemestan (25 mg/d) plus Suppression der Ovarialfunktion erhielten. Für die dreiarmige SOFT-Studie wurden 3066 Frauen randomisiert, die über fünf Jahre hinweg eine der folgenden Therapien erhielten: Tamoxifen (20 mg/d) plus Suppression der Ovarialfunktion, Exemestan (25 mg) plus Suppression der Ovarialfunktion oder Tamoxifen allein. Der primäre Studienendpunkt beider Studien, die bis auf den Tamoxifen-Mono-Arm zusammen ausgewertet wurden, war das krankheitsfreie Überleben. Der mediane Beobachtungszeitraum lag bei 5,7 Jahren.

Derzeitige Einschätzung aus deutscher Sicht

  • Die Gabe von Exemestan kann eine interessante Alternative zum derzeitigen Standard werden, z.B. bei Kontraindikationen für eine Therapie mit Tamoxifen.
  • Vor einer abschließenden Bewertung sollte die vollständige Auswertung der SOFT-Studie (Arm der alleinigen Gabe von Tamoxifen) abgewartet werden.
  • Derzeit besteht noch kein Anlass zu einer grundlegenden Änderung der klinischen Praxis.

[Prof. Dr. Christian Jackisch, Offenbach. Vortrag beim Best of ASCO am 13. Juni 2014 in Berlin].

Nach fünf Jahren lag das krankheitsfreie Überleben unter Exemestan bei 91,1%, unter Tamoxifen bei 87,3%, was einem Unterschied von 3,8% entspricht. Das relative Risiko, ein Rezidiv, ein sekundäres Karzinom oder den Tod zu erleiden, war unter Exemestan um 28% geringer als unter Tamoxifen (HR 0,72; 95% Konfidenzintervall 0,60 bis 0,85; p < 0,001). Der Benefit einer Exemestan-Gabe zeigte sich in allen Subgruppen. Beim Gesamtüberleben konnte kein Unterschied zwischen den beiden Gruppen gezeigt werden; rund 96% der Frauen waren nach fünf Jahren noch am Leben. Auch im Hinblick auf die Lebensqualität waren keine Unterschiede festzustellen. Nebenwirkungen vom Grad 3 oder 4 traten bei 30,6% der mit Exemestan und bei 29,4% der mit Tamoxifen behandelten Frauen auf. Das Spektrum unerwünschter Wirkungen entsprach demjenigen der postmenopausalen Behandlung, das heißt, es traten keine neuen, bislang unbekannten Toxizitäten auf.

Quelle

Pagani O et al. Adjuvant exemestane with ovarian suppression in premenopausal breast cancer. NEJM online von 1. Juni 2014; DOI:10.1056/NEJMoal404037.

ASCO Abstract #LBA1

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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