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DAZ aktuell
OTC-Erstattung bis 18 Jahre?
Politische Diskussion zum 60. Geburtstag des BAH
Letzte Woche feierte der BAH sein 60-jähriges Jubiläum in Berlin. Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, Lutz Stroppe, betonte in seinem Grußwort das verbindende Ziel von Politik und Herstellern: eine gute Arzneimittelversorgung für alle. Zudem unterstrich er die Bedeutung des Dialogs zwischen Industrie, Wissenschaft und Politik. Kapuzinerpater Bruder Paulus Terwitte sprach sodann in einem Festvortrag über verbindende menschliche Werte, die auch im Wirtschaftsleben nicht vernachlässigt werden dürften. Und zum Schluss diskutierte DAZ-Herausgeber Peter Ditzel mit Vertretern der Bundestagsfraktionen über aktuelle gesundheitspolitische Themen – unter anderem darüber, ob rezeptfreie Arzneimittel künftig generell für GKV-Versicherte bis 18 Jahre erstattungsfähig sein sollten.
Derzeit sind die Kosten für OTC nur in vom Gemeinsamen Bundesausschuss festgelegten Ausnahmefällen von den gesetzlichen Krankenkassen zu übernehmen. Außerdem müssen die Kassen zahlen, wenn die Arzneimittel für Kinder bis zwölf Jahren verordnet wurden. Ab zwölf Jahren bedarf es einer „Entwicklungsstörung“, um die Erstattungsfähigkeit zu ermöglichen. Aus Sicht des BAH ein stigmatisierendes Kriterium. Für Weiser wäre eine Erstattungsfähigkeit bis zur Volljährigkeit ein erster Schritt, um die Bedeutung von OTC in der Versorgung anzuerkennen. Bis zu diesem Alter sind GKV-Versicherte auch von der Zuzahlung befreit.
Wieczorek übernimmt BAH-Vorstandsvorsitz
Der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller hat einen neuen Vorstandsvorsitzenden. Jörg Wieczorek hat das Amt zum 1. Juli von Hans V. Regenauer übernommen. Wieczorek ist seit fast 30 Jahren in der Pharmabranche – seit 2008 ist er Geschäftsführer für die OTC-Sparte der Hermes Arzneimittel GmbH. Davor war er bei Beiersdorf, Bayer, Boehringer Ingelheim und Novartis Consumer Health tätig. „Mit meiner Erfahrung sowohl in großen internationalen Unternehmen als auch im Mittelstand werde ich mich für die ganze Vielfalt der pharmazeutischen Industrie in Deutschland einsetzen“, betonte Wieczorek anlässlich seiner Amtsübernahme. Ein Schwerpunkt seiner zukünftigen Tätigkeit werde darin bestehen, sich für bessere Rahmenbedingungen sowohl für verschreibungspflichtige als auch für nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel einzusetzen. „Dazu wird auch gehören, die Bedeutung und den Wert der Selbstmedikation im Gesundheitswesen stärker zu verdeutlichen.“
Keine klare Linie bei Union und SPD
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Hennrich zeigte sich offen für diese Idee. So sei es beispielsweise unverständlich, dass die Kassen nicht die Kosten für rezeptfreie Arzneimittel gegen Neurodermitis übernehmen. Es sei „grotesk“, dass Programme zur Raucherentwöhnung erstattet werden, aber ein Patient mit Neurodermitis die Kosten für seine notwendigen Arzneien selbst tragen muss. Allerdings betonte Hennrich, dass es sich dabei um seine persönliche Meinung handele, die er sich aus eigenen Erfahrungen gebildet habe. In der Union gebe es hierzu keine abgestimmte Linie. Er könne sich aber für die Forderung einsetzen, so der CDU-Politiker. Seine Koalitionskollegin Martina Stamm-Fiebich (SPD) zeigte sich ebenfalls nicht verbindlich. Sie bestätigte lediglich, dass das Problem in der Politik angekommen sei.
Kordula Schulz-Asche (Grüne) erklärte, die OTC-Erstattung sei bei einigen Erkrankungen sicher sinnvoll – zu einer generellen Kostenübernahme will sie jedoch nicht zurück. Zu häufig gebe es Zweifel am Nutzen dieser Präparate. Allerdings: Was die Verordnungsfähigkeit von OTC für Kinder betrifft, so müsse man an die bestehenden Regelungen „noch einmal ran“. Auch bei den Linken ist man offen für eine weitergehende Erstattung, Kathrin Vogler beklagte, dass es schon „Medikamententafeln“ für Patienten gebe, die sich verordnete Arzneien nicht leisten könnten. Vogler plädiert ohnehin für eine größere Entlastung der Patienten: Auch Zuzahlungen für verschreibungspflichtige Arzneimittel sollte es nicht mehr geben.
Diskutiert wurde auch das Thema Rabattverträge. Schulz-Asche erklärte, dass zwar alle Regelungsinstrumente regelmäßig hinterfragt werden müssten. Die Rabattverträge würden derzeit aber zu Unrecht für alles verantwortlich gemacht. Wenn man die derzeitigen Zusammenschlüsse in der globalen Pharmabranche sehe, ist aus Sicht der Grünen-Politikerin klar: Dies ist keine Folge von Rabattverträgen. Zudem: Auch in anderen Branchen würden Großabnehmer mit Rabatten belohnt. Vogler hingegen musste sich wegen ihrer Sicht auf Rabattverträge schon mal Industriefreundlichkeit seitens der Union vorwerfen lassen. Denn Die Linke hält von diesen Verträgen wenig. Sie will das Preissystem lieber ganz umstellen und setzt dabei auf eine Weiterentwicklung der Festbeträge.
Abschließend richtete Weiser den Wunsch an die Politik, die Arzneimittelhersteller nicht als Problem zu sehen, sondern als Teil der Lösung. Ein partnerschaftlicher Umgang sei nötig.
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