Prisma

Helicobacter als Schlankmacher?

Die Eradikation hat vielleicht eine Kehrseite

cae | Das Bakterium Helicobacter pylori ist als Verursacher von Magenulzera, die zum Karzinom entarten können, bekannt. Sowohl therapeutisch als auch prophylaktisch ist die Eradikation des Magenkeims indiziert. Allerdings müssen die Patienten mit einer unbeabsichtigten Gewichtszunahme rechnen.

Als vor etwa 30 Jahren die These von der Pathogenität des Magenkeims Helicobacter (syn. Campylobacter) aufgestellt wurde, stieß sie zunächst auf einhellige Ablehnung, weil sie der klassischen Theorie widersprach, dass ein Ulkus allein durch Säure induziert wird. Dennoch setzte sie sich durch und mit ihr die praktische Konsequenz in Form verschiedener Eradikationstherapien – in Deutschland ist die Kombination zweier Antibiotika mit dem Säureblocker Omeprazol üblich (Tripeltherapie). Die in den Industriestaaten inzwischen oft prophylaktisch durchgeführte Eradikation von H. pylori hat jedoch eine Kehrseite: Viele Patienten nehmen nach der erfolgreichen Behandlung an Körpergewicht zu.

Erstmals wurde dieses Phänomen in einer randomisierten klinischen Studie mit 1558 Helicobacter-infizierten Personen in England, die 2011 publiziert wurde, beobachtet: Die Patienten, die eine Eradikationstherapie erhielten, nahmen etwas stärker an Gewicht zu als die Patienten in der Placebogruppe.

Nun hat ein Team um den Australier Gerald Holtmann 49 Studien mit Daten zur Prävalenz von H. pylori sowie zum Anteil übergewichtiger und adipöser Menschen in der Bevölkerung von zehn europäischen Ländern, der USA, Japans und Australiens ausgewertet und auf dieser breiten Basis die Beobachtung bestätigt. Das summarische Ergebnis lautet: Bei den Studienpopulationen gab es im Schnitt eine signifikante (p < 0,001) inverse (d.h. negative) Korrelation (r = 0,29) zwischen Übergewicht/Adipositas und dem Auftreten von H. pylori.

Holtmann möchte allerdings keine plumpe Kausalität zwischen dem Fehlen von H. pylori und der Neigung zu Übergewicht aufstellen, sondern für diese mögliche unerwünschte Folge der Eradikationstherapie sensibilisieren. Schließlich verändert der Einsatz von Antibiotika auch die Darmflora, was sich bekanntermaßen auf das Körpergewicht auswirken kann (siehe DAZ 2014, Nr. 18, S. 36).

Quelle: Lender N, et al. Review article: associations between Helicobacter pylori and obesity – an ecological study. Aliment Pharmacol Ther, Epub 15.05.2014

 

Das könnte Sie auch interessieren

Diskussion um ein allgemeines Bevölkerungsscreening und eine breit angelegte Eradikation

Nur ein toter H. pylori  ist ein guter H. pylori

Helicobacter-pylori-Eradikation trotz Penicillin-Allergie

Abweichen vom Regime

Unter PPI-Langzeiteinnahme bleibt das Magenkrebsrisiko auch nach Eradikation erhöht

H. pylori geht, das Risiko bleibt

Weniger Magenkarzinome nach Helicobacter-Therapie

Eradikation = Prävention

Erneute Magenkarzinome können verhindert werden

Eradikationstherapie hilft auch später

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.