60 Jahre BAH

Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller feiert sechs Jahrzehnte Engagement für gute und sichere Arzneimittel

diz/bah | Am 26. Juni feiert der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller e.V. (BAH) in Berlin seinen 60. Geburtstag mit Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Dies soll Anlass sein für einen kurzen historischen Rückblick auf die Gründung, die Entwicklung und die Arbeit des BAH.
Foto: BAH

Gründungsidee des BAH war es, eine Interessenvertretung der Heilmittelwerbung ins Leben zu rufen. Nach einem ersten Gedankenaustausch im März 1954 in Köln erfolgte am 4. August 1954 die Gründung eines Vereins, der anfangs 66 Mitglieder aus der Arzneimittelindustrie und aus der Werbewirtschaft zählte. Vorsitzender wurde Karl-Heinz Buer, Inhaber der C.H. Buer Chemische Fabrik. 1956 gab sich der Verein den Namen „Fachvereinigung Heilmittelwerbung e.V.“. Als Zweck der Vereinigung wird genannt: Schutz und Förderung einer freien, lauteren und sauberen Werbung auf dem Gebiet des Arznei- und Heilmittelwesens.

Unter seinem zweiten Vorsitzenden Theo Danzinger von der Chinosol AG änderte der Verband 1961 seinen Namen in Bundesfachverband der Heilmittelindustrie und der ihr verbundenen Werbewirtschaft (BHI). Ein Jahr später erfolgte die Gründung des Vereins für lautere Heilmittelwerbung, um den Wettbewerb und die Werbung für Heilmittel und verwandte Produkte zu schützen und zu stärken.

1964 trat der BHI (BAH) in den neu gegründeten europäischen Arzneimittelverband AESGP (Association Européenne des Spécialités Pharmaceutiques Grand Public) ein, der sein 50-jähriges Bestehen vor wenigen Wochen auf seiner Jahresversammlung in London feierte.

Seit 1967 „Selbstmedikation“

Im Herbst des Jahres 1967 gelang es, den Hannoveraner Medizin-Soziologen Prof. Dr. Manfred Pflanz für einen Vortrag auf der Jahrestagung der AESGP in Brüssel zu gewinnen. Die Thesen und Theorien dieses Vortrags führten den Begriff der Selbstmedikation auch in Deutschland ein.

1979 erfolgte erneut eine Namensänderung des Verbandes in Bundesfachverband der Heilmittelindustrie (BHI). 1973 wurde Hans W. Bach von Richardson & Merrel zum Vorsitzenden gewählt, Der Vorsitzende Hans W. Bach schied 1984 aus dem Vorstand des Verbandes aus und wurde Ehrenvorsitzender. Der Verband ehrte sein engagiertes Werk mit der Hans W. Bach-Medaille, die seitdem für besondere verbandsinterne Verdienste für die Selbstmedikation verliehen wird.

1979 konnte der Verband sein 25-jähriges Bestehen feiern. Der Jurist Dr. Mark Seidscheck trat in die Geschäftsführung des Verbandes ein.

Auf der Jahresversammlung des Verbandes 1980 in Baden-Baden wurde Johannes Burges, Inhaber der Hermes Arzneimittel GmbH, zum Vorsitzenden gewählt. Der Münchener Unternehmer blieb dies 25 Jahre lang.

Um das gesamte wissenschaftliche Erkenntnismaterial einschließlich der praktischen Erfahrungen auf dem Gebiet der Phytotherapie aufzuarbeiten, gründete der Verband 1982 zusammen mit dem Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI), dem Verband der Reformwarenhersteller und der Gesellschaft für Phytotherapie die Kooperation Phytopharmaka.

Ein weiteres Datum aus 1982: Dr. Mark Seidscheck wurde Hauptgeschäftsführer und der Naturwissenschaftler Dr. Bernd Eberwein Geschäftsführer, zwei Personen, die die Verbandsgeschicke über viele Jahrzehnte prägten.

1983 änderte der Verband wieder seinen Namen: Von nun an hieß er Bundesfachverband der Arzneimittel-Hersteller. Sein Kürzel BAH erhält der Verband allerdings erst 1986. Die Verbandsgeschäftsstelle – inzwischen acht Mitarbeiter stark – zog von Köln nach Bonn.

Der Verband für die Selbstmedikationsindustrie

1987 kann der BAH sein 200. Mitglied begrüßen. Um seine Serviceleistungen weiter zu verbessern, gründete der BAH in diesem Jahr seinen Wissenschafts- und Wirtschaftsdienst WiDi.

1989 begannen international für den BAH zwei bedeutende Jahre: Johannes Burges hatte neben dem BAH-Vorsitz auch den Vorsitz im Weltverband inne.

„Zu Risiken und Nebenwirkungen ...“

1990 drohte ein Werbeverbot für OTC-Arzneimittel. Es geht auf den Einsatz des BAH zurück, dass dies verhindert werden konnte, indem ein neuer Pflichthinweis bei TV- und Hörfunkwerbung eingeführt wurde: „Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage oder fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.“ Dieser Spruch, der seit 1998 auch für die Printmedien gilt, ist ein großer Erfolg der Interessenvertretung des BAH. Seit 1. April 2004 wird der Pflichthinweis bei der Werbung im TV- und Hörfunkbereich der öffentlich-rechtlichen Sender behandelt wie unentgeltliche Beiträge im Dienste der Öffentlichkeit und wird nicht mehr auf die Werbezeit angerechnet. Lange kämpfte der BAH mit vielen Partnern in der Werbeindustrie und den Medien für diese Regelung.

Einen weiteren Erfolg gab es im Jahr 1992: Unter Horst Seehofer als Gesundheitsminister konnte der BAH den geplanten Preisabschlag (sogenannter Ostabschlag) bei nichtrezeptpflichtigen Arzneimitteln von fünf auf zwei Prozent senken.

In einer großangelegten Bevölkerungsbefragung im Auftrag des BAH durch die GPI-Kommunikationsforschung wurde 1999 deutlich, dass inzwischen 62 Prozent der Deutschen regelmäßig Selbstmedikation betreiben.

Selbstmedikationskongress

In Darmstadt veranstalteten im Jahr 2000 Deutscher Apothekerverband (DAV), Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) und BAH den ersten Selbstmedikationskongress für Apotheker. Der zweite Kongress fand 2002 in Köln statt. Im Rahmen der Expopharm 2004 in München fand diese Veranstaltung zum dritten und letzten Mal unter dem Motto „OTC pro Apotheke“ statt.

Ein weiteres Highlight aus dem Jahr 2000: Der BAH gründete mit dem Institut für Pharmazie an der Humboldt-Universität in Berlin den postgradualen Master-Studiengang „Consumer Health Care“, dessen 14. Studiengang, inzwischen an der Charité, läuft.

Im Jahr 2001 änderte der Verband seinen Namen auf Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller e.V. (BAH). Über 400 Mitglieder machen den BAH inzwischen zum mitgliederstärksten deutschen Pharmaverband.

Die Politik beschloss 2003, rezeptfreie Arzneimittel aus der Erstattungsfähigkeit auszuschließen. Als Konsequenz daraus dehnte der BAH seine politischen Aktivitäten und seine Serviceleistungen für die Mitgliedsunternehmen auch auf den Bereich der rezeptpflichtigen Arzneimittel mit Ausnahme der patentgeschützten Präparate aus.

Das Grüne Rezept

Ein Jahr später entwickelte der BAH mit Partnern aus Ärzte- und Apothekerschaft das Grüne Rezept und das Faltblatt Selbstmedikation, um sich den Herausforderungen des GKV-Modernisierungsgesetzes zu stellen.

Nach 25 Jahren an der Spitze des BAH kandidierte Johannes Burges 2005 nicht mehr für den Vorsitz des BAH. Ihm folgte der Stellvertretende Vorsitzende und damalige Vorsitzende des Rechtsausschusses Hans-Georg Hoffmann, seinerzeit Geschäftsführer bei MCM Klosterfrau in Köln. Burges blieb jedoch bis 2013 als Stellvertretender Vorsitzender im Vorstand des BAH aktiv.

2005 wurde die „Initiative Raucherentwöhnung“ als Arbeitsgemeinschaft innerhalb des BAH gegründet. In ihr haben sich die im Verband vertretenen Hersteller von Präparaten zur Nicotin-Entwöhnung zusammengeschlossen. Die Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, den Stellenwert des Nichtrauchens und die Akzeptanz der medikamentösen Raucherentwöhnungstherapie in Deutschland zu fördern und Ärzte, Apotheker, Krankenkassen und andere Vertreter des Gesundheitswesens für dieses wichtige Thema zu sensibilisieren.

Der BAH startete zu Jahresbeginn 2009 ein Verbandsprojekt zur Förderung der Akzeptanz und Verbreitung des Grünen Rezepts. Ziel dieses Projekts war es, die Ärzteschaft in den Fachmedien, insbesondere der Ärzte Zeitung, über die Bedeutung, den Stellenwert und die Nutzung des Grünen Rezeptes durch die Ärzte zu informieren. Begleitend wird der Ärzteschaft das Grüne Rezept-Formular auf individuelle Bestellung bundesweit zum kostenlosen Bezug angeboten. Auch der DAV ist bei dieser Aktion über die Apotheken unterstützend tätig.

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Die Geschäftsführung des BAH (v. l.): Dr. Hermann Kortland, stellvertretender Hauptgeschäftsführer, Dr. Martin Weiser, Hauptgeschäftsführer, Dr. Elmar Kroth, Geschäftsführer Wissenschaft.

Politische Arbeit der letzten Jahre

Nach dem Regierungswechsel im Jahr 2010 machten Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler und die führenden Gesundheitspolitiker der CDU/CSU- und FDP-Fraktionen gleich ernst: Die bereits in den Eckpunkten angekündigten kurzfristigen Maßnahmen im Arzneimittelbereich über Änderungen zur Erhöhung des Zwangsabschlags und zur Festsetzung eines Preismoratoriums wurden in das parlamentarische Verfahren eingebracht und zügig verabschiedet. Der BAH, der sich stets gegen derart dirigistische Kostendämpfungsmaßnahmen wie Zwangsabschläge und Preismoratorien gewandt hat, monierte, dass Gesundheitsminister Dr. Rösler entgegen seinen Ankündigungen, auf strukturelle Verbesserungen des Gesundheitswesens zu setzen, nunmehr diese dirigistischen Maßnahmen, die bis heute fortgelten, implementiere.

Um das weltweit wachsende Risiko gefälschter Arzneimittel weiterhin aus dem legalen Vertrieb in Deutschland herauszuhalten, engagieren sich seit 2011 die Arzneimittelhersteller (BAH, BPI und vfa), die Pharmagroßhändler (Phagro) und die Apotheker (ABDA) in Deutschland gemeinsam für eine bessere Fälschungsabwehr. Dafür entwickelten sie ein Sicherheitssystem, mit dem sich künftig die Echtheit von Arzneimitteln in der Apotheke prüfen lässt. Das System soll den neuen Vorgaben der EU für die Fälschungsabwehr entsprechen und sicherstellen, dass Patienten dauerhaft eine sichere Quelle für Medikamente behalten.

Am 1. Juli 2011 trat Dr. Martin Weiser als Geschäftsführer in den BAH ein. Mitte Oktober 2011 übernahm der promovierte Apotheker die Aufgabe des Hauptgeschäftsführers von Dr. Mark Seidscheck, der nach 32 Jahren BAH-Zugehörigkeit in den Ruhestand trat.

Der BAH macht sich für Kinder stark: Mitte März 2013 fand eine erste Informationsveranstaltung für Interessenten und zukünftige Mitglieder der Initiative „Arzneimittel für Kinder“ des Verbandes statt. Die Initiative wird inzwischen als gemeinnütziger eingetragener Verein geführt.

Wenige Tage vor der Bundestagswahl 2013 wurde der neuentwickelte BAH-Gesundheitsmonitor in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt. Mit dem Deutschen Gesundheitsmonitor des BAH will der Verband eine Plattform für Fragen, Trends und Perspektiven rund um das Gesundheitswesen schaffen. Der Deutsche Gesundheitsmonitor des BAH, erstellt in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsunternehmen Nielsen, soll eine Basis für Entscheidungen geben, Prozesse und Maßnahmen reflektieren, Themen setzen und Diskussionen mit den Betroffenen und Gestaltern im Gesundheitswesen initiieren.

Nach der Bundestagswahl 2013 bringt sich der BAH mit einem politischen Forderungspapier in die gesundheitspolitische Debatte um die bestmögliche Arzneimittelversorgung und ein zukunftsfähiges Gesundheitswesen ein.

Aus den Personalien des Jahres 2013: Hans V. Regenauer wird zum neuen Vorsitzenden gewählt, nachdem Amtsvorgänger Hans-Georg Hoffmann nicht mehr kandidiert hatte. Der ehemalige langjährige BAH-Vorsitzende Johannes Burges wird für seine besonderen Verdienste zum Ehrenvorsitzenden des Verbandes ernannt.

Das Jubiläumsjahr des BAH steht ganz im Zeichen des Dialogs mit den gesundheitspolitisch relevanten Vertretern der Großen Koalition, um die Positionen des BAH in die parlamentarischen Gremien und die Gesetzgebungsvorhaben zu tragen.

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