Prisma

Flüsse und Seen stark belastet

Wasserqualität lässt zu wünschen übrig

cae | Die europäischen Gewässer sind sauberer geworden, aber möglicherweise noch nicht so sauber wie gemeinhin angenommen. Darauf weist eine aktuelle Bestandsaufnahme hin.

Mitarbeiter des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Leipzig und andere Umweltwissenschaftler haben die Daten von gut 4000 Messstellen in Europa ausgewertet. Demnach ist etwa die Hälfte der Gewässer in einem ökologisch bedenklichen Zustand, und bei rund 15% der Gewässer ist zu erwarten, dass aufgrund der erheblichen chemischen Belastung akute toxische Effekte bei verschiedenen Wasserlebewesen auftreten.

Insgesamt 223 Chemikalien gingen in die Auswertung ein. Was die Funktion der Chemikalien betrifft, stehen die aus der Landwirtschaft stammenden Pestizide bei den bedenklichen Stoffen obenan, gefolgt von den bromierten Flammschutzmitteln.

Hinsichtlich der chemischen Struktur gelten die zahlreichen polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe, die bei der Verbrennung entstehen und emittiert werden, als besonders kritisch. Als einzelne chemische Substanz wurde das Tributylzinnhydrid (TBT) hervorgehoben, das jahrzehntelang den Schiffanstrichen zugesetzt wurde, weil es aufgrund seiner Toxizität verhindert, dass sich Muscheln und Algen außen am Schiff festsetzen und seinen Widerstand erhöhen. Von den Schiffsanstrichen gelangte das TBT ins Wasser, wo es trotz der sehr geringen Konzentrationen bei vielen Tierarten hormonelle Störungen verursacht, die zu Unfruchtbarkeit führen können. Seit 2008 ist diese Anwendung von TBT zwar international verboten, doch mag sie hier und dort noch praktiziert werden. Außerdem wird TBT manchen Textilfarben und Kunststoffen als Stabilisator zugesetzt.

Quelle: Malaj E, et al. Organic chemicals jeopardize the health of freshwater ecosystems on the continental scale. Proc Natl Acad Sci, Epub 16.06.2014.

 

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