Arzneimittel und Therapie

Dabigatran versus Warfarin

Weniger Schlaganfälle, mehr gastrointestinale Blutungen

jb | Weniger Schlaganfälle als Folge von Blutgerinnseln, weniger Hirnblutungen, eine geringere Gesamtmortalität, dafür aber ein erhöhtes Risiko für schwere gastrointestinale Blutungen – das sind die neuesten Daten für den Thrombin-Inhibitor Dabigatran (Pradaxa®) im Vergleich zum Vitamin-K-Antagonisten Warfarin, die die amerikanische Aufsichtsbehörde FDA in einer Studie mit 134.000 Patienten erhoben hat.

Die Untersuchung der FDA ergab unter Dabigatran ein um 20% geringeres Schlaganfallrisiko, ein um 66% reduziertes Risiko für intracraniale Blutungen und eine um 14% reduzierte Gesamtmortalität im Vergleich zu Warfarin. Das Risiko für schwere gastrointestinale Blutungen dagegen war unter dem Thrombin-Inhibitor um 28% erhöht. Die Studienergebnisse decken sich weitestgehend mit den Daten, auf denen die Zulassung von Dabigatran basiert: Einzige Abweichung ist das Risiko für Herzinfarkte, das in der neuen Untersuchung für beide Substanzen ähnlich hoch eingestuft wird. In früheren Studien waren unter Dabigatran mehr Herzinfarkte aufgetreten als unter Warfarin. Als mögliche Erklärung wurde eine Schutzwirkung der Vitamin-K-Antagonisten in Bezug auf Herzinfarkte diskutiert. Dabigatran selbst solle danach keine Herzinfarkte verursachen.

Hierzulande stellt sich jetzt vor allem die Frage, inwiefern diese Daten auf den in Deutschland hauptsächlich eingesetzten Vitamin-K-Antagonisten Phenprocoumon übertragbar sind. In klinischen Studien wird – insbesondere in Nordamerika – überwiegend Warfarin eingesetzt. Da Phenprocoumon und Warfarin über denselben Mechanismus auf die Gerinnung wirken und mithilfe von INR-Messungen gesteuert werden, ist von einer vergleichbaren klinischen Wirksamkeit auszugehen. Internationale Studien, die z.B. neue orale Antikoagulanzien mit Warfarin vergleichen, werden regelmäßig auch von europäischen Zulassungsbehörden als valide anerkannt, obwohl in Europa auch mit anderen Antikoagulanzien als Warfarin gearbeitet wird. Laut Prof. Dr. Thomas Herdegen, Pharmakologe an der Universität Kiel, macht man keinen Fehler, wenn man davon ausgeht, dass die Daten prinzipiell auf Phenprocoumon übertragbar sind. Vergleichende Studien, die das eindeutig belegen, liegen aber derzeit nicht vor. 

Quelle: FDA MedWatch - Pradaxa (dabigatran): Drug Safety Communication - Lower Risk for Stroke and Death, but Higher Risk for GI Bleeding Compared to Warfarin; 14. Mai 2014.

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