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Ausschreibungen stoppen!

Ärzteverbände fordern: Rabattverträge nicht für Impfstoffe

BERLIN (jz) | Unter anderem bei Impfstoffen gegen Influenza kam es in der Vergangenheit zu Lieferproblemen, wenn der von den Krankenkassen ausgewählte Hersteller nicht rechtzeitig liefern konnte. Mehrere ärztliche Berufsverbände fordern daher eine sofortige Beendigung von Impfstoff-Ausschreibungen. Sie fürchten um die Versorgungssicherheit. „Die vermeintlichen Einsparungen der Kassen gehen zulasten der Versorgungsqualität“, betonen Pneumologen, HNO-Ärzte, Internisten (BDI), Frauenärzte, Kinder- und Jugendärzte sowie der NAV-Virchow-Bund in einer gemeinsamen Mitteilung.

„Wir wollen unsere Patienten medizinisch optimal versorgen und nicht davon abhängig sein, ob ein einzelner ausgewählter Hersteller von Grippeimpfstoffen gerade lieferfähig ist oder nicht“, kritisiert BDI-Präsident Dr. Wolfgang Wesiack. Die Ärzte verweisen darauf, dass bei den Ausschreibungen unter anderem nicht berücksichtigt wird, dass es inzwischen gegen Influenza völlig unterschiedliche Impfstoffe gibt: Reisemediziner empfehlen einen tetravalenten Impfstoff für Besucher der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien, da dieser ein breiteres Erregerspektrum abdeckt. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut empfiehlt für Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren einen Grippeimpfstoff, der als Nasenspray verabreicht wird. Für Menschen mit einer Hühnereiweißallergie sind wiederum Influenza-Impfstoffe geeignet, die in Zellkulturen produziert werden – und für Schwangere können Grippeimpfstoffe sinnvoll sein, die frei von Konservierungsstoffen sind.

Die Ausschreibungen der Kassen ignorierten diese offiziellen Empfehlungen der Impfexperten, so die Krtik der Ärzte, – „das muss aufhören“.

Die Akzeptanz für Impfungen wird gefährdet

Nach Ansicht der Ärzte tragen die negativen Berichte zu den Lieferproblemen auch dazu bei, dass die Akzeptanz der Impfung nachlässt. „Bei Ärzten, Apothekern wie auch bei unseren Patienten herrscht Verunsicherung, wenn Berichte darüber kommen, dass Grippeimpfstoffe nicht lieferbar sind“, berichtet Wesiack aus der eigenen Praxis. Bereits vereinbarte Termine müssten abgesagt und Ersatzimpfstoffe mühsam organisiert werden. „So kann diese wichtige Präventionsmaßnahme nicht gefördert werden – im Gegenteil.“ Und auch von den Plänen der Bundesregierung, im Zuge des GKV-Finanzstruktur- und Qualitäts-Weiterentwicklungsgesetzes (GKV-FQWG) gesetzlich klarzustellen, dass Krankenkassen bei Schutzimpfungs-Ausschreibungen immer mit mindestens zwei pharmazeutischen Unternehmen einen Rabattvertrag für ein Versorgungsgebiet abschließen müssen, hält die Ärzte-Initiative laut ihrem Sprecher „gar nichts“. Angesichts dessen, dass die Zahl der Impfstoff-Hersteller in Deutschland stetig zurückgehe, mache sie einfach keinen Sinn, erklärte er.

GSK verkündet Engpass-Ende

GlaxoSmithKline (GSK) kann seinen Kombinationsimpfstoff gegen Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten und Polio wieder liefern. Seit Januar 2014 war Boostrix® Polio in einigen Teilen Deutschlands nicht mehr zu haben. Als Grund nannte GSK einen erhöhten Marktbedarf bei gleichzeitig beschränkten Herstellungskapazitäten.

Bei Boostrix® Polio ging man allerdings nicht von einem ernsthaften Versorgungsengpass in der Bevölkerung aus. Hier gibt es alternative Möglichkeiten für eine Impfung. Zudem ist es nicht problematisch, Auffrischimpfungen zu verschieben. Dennoch, so GSK, führe ein solcher Lieferengpass natürlich zu Unannehmlichkeiten für Ärzte und zu impfende Patienten. Zudem laufe er auch der Unterstützung des Impfgedankens zuwider.

Anlässlich der Wiederverfügbarkeit seines Impfstoffes betont GSK erneut, wie kosten- und zeitaufwendig die Entwicklung und die Produktion von Impfstoffen sind. Dies sei der Grund, warum es nur wenige Hersteller dafür gebe und warum Lieferausfälle nie ganz ausgeschlossen werden können.

Boostrix® Polio war einer der Impfstoffe, für die die baden-württembergischen Krankenkassen einen Rabattvertrag abgeschlossen hatten. Dieser wurde allerdings zu Jahresbeginn auf Eis gelegt. Auch für die restliche Laufzeit der Schutzimpfungs-Verträge (bis Ende 2014) wird er nicht wieder aufleben.

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