- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 10/2014
- Ingwer und Olanzapin auf ...
Arzneimittel und Therapie
Ingwer und Olanzapin auf dem Vormarsch
Antiemese bei Zytostatika-induziertem Erbrechen
Eine mögliche Ergänzung des antiemetischen Armamentariums ist Ingwer. Inhaltsstoffe von Zingibris officinale wirken als 5-HT3-Rezeptorantagonisten. In einer doppelblinden, randomisierten, klinischen Studie wurde Ingwer bei rund 750 Krebspatienten eingesetzt, die sich unterschiedlichen Chemotherapien unterziehen mussten. Die Patienten erhielten eine leitliniengerechte antiemetische Therapie mit einem 5-HT3-Rezeptorantagonisten (Setron) und zusätzlich ab Tag drei vor der Chemotherapie sechs Tage lang Ingwer (500 bis 1500 mg) oder ein Placebo. Die eingesetzten Ingwer-Kapseln enthielten einen gereinigten Flüssigextrakt der Ingwer-Wurzel mit 8,5 mg Gingerolen, Zingeronen und Shogaol; entsprechend 250 mg Ingwerwurzel. Der primäre Studienendpunkt war die Stärke der Übelkeit am ersten Tag der Chemotherapie. Insgesamt konnten die Daten von 576 Patienten ausgewertet werden. Durch die Einnahme von Ingwer wurde die Übelkeit statistisch signifikant verringert (p = 0,003). Am wirksamsten waren tägliche Dosen von 0,5 und 1 g Ingwer. Vor dem Hintergrund dieser Studie gewinnt Ingwer zunehmend an Bedeutung, so Jordan. Wünschenswert seien allerdings weitere Studien, die die Einsatzmöglichkeiten von Ingwer genauer untersuchen.
Olanzapin als Rescue
Der Einsatz des atypischen Neuroleptikums Olanzapin wird derzeit diskutiert. Führt eine leitliniengerechte antiemetische Therapie zu keinem Erfolg, sieht Jordan die Gabe von 5 bis 10 mg Olanzapin als gerechtfertigt an. Die kürzlich aktualisierte Antiemesis-Leitlinie des NCCN (National Comprehensive Cancer Network) führt eine Olanzapin-haltige antiemetische Kombinationstherapie als gleichwertige Alternative zur Triple-Therapie (Neurokinin-1-Rezeptorantagonist, Steroid, 5-HT3-Blocker) auf. Dieser Empfehlung kann Jordan nicht zustimmen, da Olanzapin als Reservemedikament und nicht in der Erst-Linien-Therapie eingesetzt werden sollte.
Aktuelle Leitlinien zur Antiemese
- MASCC/ESMO Antiemetic Guidelines 2013; evidenzbasierte Leitlinie; www.mascc.org
- National Comprehensive Cancer Network (NCCN), Version 1.2014; konsensusbasierte Leitlinie www.nccn.org
- ASCO Clinical Practice Guideline; evidenzbasierte Leitlinie; www.asco.org
Triple-Therapie ist derzeitiger Standard
Bei hoch emetogenen Therapien besteht derzeit für die Dreifachkombination aus Neurokinin-1-Rezeptorantagonist, Steroid und 5-HT3-Blocker der höchste Evidenzgrad. Daher sollte Jordan zufolge diese antiemetische Therapie bevorzugt eingesetzt werden, was auch im Einklang mit den aktuellen Empfehlungen der Fachgesellschaften ASCO (American Society of Clinical Oncology) und MASCC/ESMO (Multinational Association of Supportive Care in Cancer/European Society of Medical Oncology) steht.
Ausblicke
Weitere potenzielle Kandidaten zur antiemetischen Therapie sind NEPA, eine fixe Kombination aus Netupitant, einem neuen Neurokinin-1-Rezeptorantagonisten, und dem 5-HT3-Antagonisten Palonosetron. Im Tierversuch wird bereits die antiemetische Wirkung des Calciumantagonisten Nifedipin untersucht.
Quelle
Ryan JL et al. Ginger (Zingiber officinale) reduces acute chemotherapy-induced nausea. Support Care Cancer 2012; 20(7): 1479-1489.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.