Arzneimittel und Therapie

Ingwer und Olanzapin auf dem Vormarsch

Antiemese bei Zytostatika-induziertem Erbrechen

Eine antiemetische Therapie zur Verhinderung des Zytostatika-induzierten Erbrechens orientiert sich an den gängigen Leitlinien. Durch dieses Vorgehen kann die Emesis allerdings nur in rund 70 bis 80% aller Fälle beherrscht werden, das heißt, es besteht ein Bedarf an weiteren therapeutischen Optionen. Wie diese aussehen können, erläuterte Priv.-Doz. Dr. Karin Jordan, Halle, beim Deutschen Krebskongress am 19. Februar 2014 bei einer Veranstaltung der Arbeitsgemeinschaft für supportive Maßnahmen in der Onkologie, Rehabilitation und Sozialmedizin (ASORS).

Eine mögliche Ergänzung des antiemetischen Armamentariums ist Ingwer. Inhaltsstoffe von Zingibris officinale wirken als 5-HT3-Rezeptorantagonisten. In einer doppelblinden, randomisierten, klinischen Studie wurde Ingwer bei rund 750 Krebspatienten eingesetzt, die sich unterschiedlichen Chemotherapien unterziehen mussten. Die Patienten erhielten eine leitliniengerechte antiemetische Therapie mit einem 5-HT3-Rezeptorantagonisten (Setron) und zusätzlich ab Tag drei vor der Chemotherapie sechs Tage lang Ingwer (500 bis 1500 mg) oder ein Placebo. Die eingesetzten Ingwer-Kapseln enthielten einen gereinigten Flüssigextrakt der Ingwer-Wurzel mit 8,5 mg Gingerolen, Zingeronen und Shogaol; entsprechend 250 mg Ingwerwurzel. Der primäre Studienendpunkt war die Stärke der Übelkeit am ersten Tag der Chemotherapie. Insgesamt konnten die Daten von 576 Patienten ausgewertet werden. Durch die Einnahme von Ingwer wurde die Übelkeit statistisch signifikant verringert (p = 0,003). Am wirksamsten waren tägliche Dosen von 0,5 und 1 g Ingwer. Vor dem Hintergrund dieser Studie gewinnt Ingwer zunehmend an Bedeutung, so Jordan. Wünschenswert seien allerdings weitere Studien, die die Einsatzmöglichkeiten von Ingwer genauer untersuchen.

Olanzapin als Rescue

Der Einsatz des atypischen Neuroleptikums Olanzapin wird derzeit diskutiert. Führt eine leitliniengerechte antiemetische Therapie zu keinem Erfolg, sieht Jordan die Gabe von 5 bis 10 mg Olanzapin als gerechtfertigt an. Die kürzlich aktualisierte Antiemesis-Leitlinie des NCCN (National Comprehensive Cancer Network) führt eine Olanzapin-haltige antiemetische Kombinationstherapie als gleichwertige Alternative zur Triple-Therapie (Neurokinin-1-Rezeptorantagonist, Steroid, 5-HT3-Blocker) auf. Dieser Empfehlung kann Jordan nicht zustimmen, da Olanzapin als Reservemedikament und nicht in der Erst-Linien-Therapie eingesetzt werden sollte.

Aktuelle Leitlinien zur Antiemese

  • MASCC/ESMO Antiemetic Guidelines 2013; evidenzbasierte Leitlinie; www.mascc.org
  • National Comprehensive Cancer Network (NCCN), Version 1.2014; konsensusbasierte Leitlinie www.nccn.org
  • ASCO Clinical Practice Guideline; evidenzbasierte Leitlinie; www.asco.org

Triple-Therapie ist derzeitiger Standard

Bei hoch emetogenen Therapien besteht derzeit für die Dreifachkombination aus Neurokinin-1-Rezeptorantagonist, Steroid und 5-HT3-Blocker der höchste Evidenzgrad. Daher sollte Jordan zufolge diese antiemetische Therapie bevorzugt eingesetzt werden, was auch im Einklang mit den aktuellen Empfehlungen der Fachgesellschaften ASCO (American Society of Clinical Oncology) und MASCC/ESMO (Multinational Association of Supportive Care in Cancer/European Society of Medical Oncology) steht.

Ausblicke

Weitere potenzielle Kandidaten zur antiemetischen Therapie sind NEPA, eine fixe Kombination aus Netupitant, einem neuen Neurokinin-1-Rezeptorantagonisten, und dem 5-HT3-Antagonisten Palonosetron. Im Tierversuch wird bereits die antiemetische Wirkung des Calciumantagonisten Nifedipin untersucht. 

Quelle

Ryan JL et al. Ginger (Zingiber officinale) reduces acute chemotherapy-induced nausea. Support Care Cancer 2012; 20(7): 1479-1489.

 

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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